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Berichte über neue Gräueltaten

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) verfügt nach eigenen Angaben über Beweise für die Folter von Gefangenen in der nordsyrischen Stadt Raka. Gleichzeitig gibt es erneut Berichte über Massaker in der Provinz Homs, und ein Video soll die Hinrichtung mehrerer Soldaten zeigen.

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Wie die Organisation am Freitag mitteilte, stieß ein HRW-Team in Gebäuden der Sicherheitsdienste der syrischen Regierung auf Unterlagen und Folterwerkzeuge, die Beschreibungen von ehemaligen Häftlingen seit dem Beginn des Aufstands in Syrien im März 2011 entsprächen. Die Aufständischen hatten Raka im März dieses Jahres als erste syrische Provinzhauptstadt erobert.

„Fliegender Teppich“ und Stromstöße

Unter den Folterinstrumenten befand sich den Angaben zufolge eine „Fliegender Teppich“ genannte Vorrichtung zur Streckung oder Biegung von Gliedmaßen. Ein 24-jähriger ehemaliger Gefangener berichtete HRW, er und sein Bruder seien abwechselnd mit Stromstößen gefoltert worden. Die Täter hätten ihn die Schreie des Bruders hören lassen, um ihn dazu zu bringen, die Namen von Mitdemonstranten preiszugeben.

18 Tote in einem Dorf entdeckt

Die in der Syrischen Nationalen Koalition zusammengeschlossenen Gegner von Präsident Baschar al-Assad berichteten unterdessen, Regierungskräfte hätten in der Ortschaft Chirbet Suda in der Provinz Homs ein Massaker verübt. In einer Erklärung der in der Türkei ansässigen Organisation hieß es, die Angreifer hätten mindestens 18 Menschen erschossen oder erstochen. Es sei zu befürchten, dass die Assad-Truppen weitere Blutbäder anrichten würden.

Am Donnerstag tauchte ein Video auf YouTube auf, das die Hinrichtung von elf Gefangenen zeigt, wie die den Rebellen nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London erklärte. Die Täter sollen der dschihadistischen Al-Nusra-Front angehören. Die Opfer sind den Angaben zufolge Soldaten, die von einem „Scharia-Gericht“ wegen nicht näher beschriebener Massaker zum Tode verurteilt worden seien.

Massaker im Mai „schwerstes Kriegsverbrechen“

Die Beobachtungsstelle erklärte derweil, dass bei einem Massaker Anfang Mai in dem Dorf al-Baida südlich der Stadt Banijas nach neuen Erkenntnissen mindestens 145 Menschen getötet wurden, darunter 34 Kinder. Die Tat sei damit das wohl schwerste Kriegsverbrechen der regimenahen Kräfte, da die Zivilisten wegen ihrer religiösen Zugehörigkeit getötet worden seien.

Die Bewohner der Küstenstadt Banijas sind überwiegend Alawiten. Sie gehören damit derselben islamisch-schiitischen Glaubensrichtung an wie Machthaber Assad. Im Süden von Banijas sind hingegen einige Dörfer von sunnitischen Muslimen bewohnt. Seit März 2011 wurden laut der Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 94.000 Menschen in Syrien getötet. Die Vereinten Nationen nennen bisher eine Zahl von mehr als 70.000 Todesopfern.

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