Auch UNO rät zu Insekten auf dem Teller
Wenn in den nächsten Wochen Milliarden Zikaden die US-Ostküste heimsuchen werden, haben Insektenforscher ein Rezept: die Plage einfach aufessen. Als Gliederfüßer würden sie im Wesentlichen zum selben Stamm wie Shrimps gehören. Auf US-Websites werden jedenfalls schon fleißig Zubereitungsweisen diskutiert.
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Shrimps, Krabben und Hummer würde man ja auch essen - und Zikaden seien quasi die Shrimps des Landes, sagt Insektenforscherin Isa Betancourt gegenüber NBC. Mit viel Protein und wenig Fett seien sie äußert nahrhaft. Sie empfiehlt Zikaden, die frisch aus dem Boden geschlüpft sind, dann sind sie noch recht weich.
Rösten oder frittieren
Das „Smithsonian Magazine“ erörtert gleich mehrere Rezepte. Die Tiere sollten aber jedenfalls lebendig gefangen werden - offenbar kein allzu großes Problem - und dann im Gefrierschrank getötet werden. Die einfachste Variante sei es, sie im Backrohr zu rösten. Ebenfalls beliebt sei es, sie zu frittieren. Der Insektenforscher Mike Raupp von der University of Maryland hat nach der letzten großen Zikadenplage 2004 gemeinsam mit seinen Studenten gar ein eigenes Kochbuch zusammengestellt.
Auch UNO setzt auf Insekten
Insekten als Nahrungsquelle der Zukunft propagierte dieser Tage auch wieder die UNO: Fast 2.000 essbare Insektenarten landen weltweit etwa in Asien und Afrika auf den Tellern. Weil Insekten für mindestens zwei Milliarden Menschen Teil ihrer täglichen Nahrung sind, stellt sie die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in einem umfangreichen Bericht vor. Als essbar gelten etwa Bienen, Ameisen, Libellen und eben Zikaden.
Für die Fachleute sind Insekten als Nahrungsmittel für den Menschen und als Tierfutter eine förderungswürdige Alternative. Insekten hätten einen hohen Nährwert, belasteten die Umwelt weniger als die Viehzucht und sorgten in vielen Regionen für Arbeitsplätze. Vor allem ernähren sie einen Großteil der steigenden Weltbevölkerung, hält der am Montag in Rom veröffentlichte Bericht der FAO fest.
Kleinerer CO2-Abdruck als Kühe und Schweine
Die Verbraucher, die Politik und die Investoren des Nahrungssektors müssten über die Vorzüge der Insekten in Aufklärungskampagnen noch informiert werden, so die FAO. „Die Insekten, so zeigt sich, produzieren weniger Treibhausgase und Ammoniak als Kühe und Schweine. Sie benötigen deutlich weniger Land und Wasser als die Viehzucht.“ So wirbt die UNO-Organisation in ihrem Bericht über essbare Insekten für einen Ausbau der Aufzucht auf speziellen Höfen.
Insekten in Farmen zu züchten sei eine eher junge Form der Nahrungsproduktion. Beispiele der Aufzucht von Grillen für den Verzehr durch den Menschen gebe es aber bereits in Laos, Vietnam und Thailand. Dort ernähren sich auch heute schon Millionen Menschen von den Insektenarten - oft beim Imbiss am Straßenrand.
Allen geholfen?
Das schafft Arbeitsplätze, die auch noch ökologisch nachhaltig sind. Dabei liefern viele Insekten im hohen Maße ungesättigte Fettsäuren, viel Eisen, Fett, Mineralien und Vitamine. Als ein Vorteil gilt auch, dass diese Tiere oft dort gesammelt oder gezüchtet werden, wo man, zumindest bisher, keine Pestizide anwendet, vor allem in Wäldern. Zudem würden Insekten wie Biene, Mistkäfer und Ameise auch noch dem Ökosystem dienen - durch Pollenübertragung, die „Verarbeitung“ der organischen Abfälle und Schädlingsvertilgung.
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