Vom Spitzensport in die Modewelt
Der italienische Modeschöpfer Ottavio Missoni ist am Donnerstag im Alter von 92 Jahren gestorben. Der Designer starb in seiner Villa in Sumirago nördlich von Mailand, teilten seine Angehörigen mit. Am 1. Mai war er wegen Herzproblemen ins Spital eingeliefert worden, dann aber wieder nach Hause zurückgekehrt.
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Missoni zählt seit 60 Jahren zu den prominentesten Namen der italienischen Modeszene. Der Weg dorthin erfolgte aber über Umwege, denn Missoni war zunächst ein leidenschaftlicher Sportler und gehörte vor allem im 400-m-Lauf zu den herausragenden Talenten der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lernte Missoni 1948 bei den Olympischen Spielen in London die erst 16-jährige Studentin Rosita Jelmini kennen und lieben. Die Tochter eines Textilindustriellen sollte seinen weiteren Lebensweg entscheidend prägen.

Reuters/Alessandro Bianchi
Ottavio Missoni errang bei Olympia 1948 den sechsten Platz
Farbenprächtige Stoffe, wilde Muster
Rosita, seit früher Kindheit an Mode interessiert, und ihr Ehemann richteten 1953 in der kleinen Stadt Gallarate in der Lombardei ihre erste kleine Werkstatt ein. Inspiriert durch Missonis sportliche Erfolge stellten die beiden zu Beginn vor allem Sportbekleidung her. Später entwickelten sie dann die für Missoni typischen Strickkollektionen mit Zickzack-Mustern und kräftigen Farben.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: 1960 erschienen die Kreationen des Paares erstmals in italienischen Modemagazinen, 1965 entdeckte die legendäre Fashion-Doyenne Anna Piaggi Missoni und begleitete das aufstrebende Haus fortan journalistisch. Die Firma expandierte nach und nach und verlegte ihren Hauptsitz nach Sumirago. 1966 präsentierte das Paar in Mailand seine erste Kollektion, durch die die Marke internationales Renommee erlangte. Heute gibt es weltweit Missoni-Boutiquen.
1996 übernahmen die drei Kinder Vittorio, Luca und Angela das Unternehmen und starteten eine beispielgebende Verjüngung der traditionellen Marke. Mittlerweile sind bereits die Enkelkinder in dem Unternehmen in führenden Positionen tätig. Seine Enkeltochter Margherita Missoni ist zudem ein bekanntes Model in Italien.
Durch Zufall in der Modewelt gelandet
„Ich habe nie etwas getan, was gerade in Mode war“, erzählte Missoni in einem seiner letzten Interviews für die Oninemodeseite Wwd.com. „Ich wollte nicht mit vorhandenen Mustern arbeiten, ich male auf meine Weise.“ Dass er in der Mode landete, bezeichnete er als „Zufall“: „Ich hatte mir das nie träumen lassen.“

APA/EPA/Matteo Bazzi
Missoni-Strickmode ist heute unverkennbar
Ältester Sohn tödlich verunglückt
Doch die Familie blieb nicht vor Schicksalsschlägen verschont. Im Jänner stürzte ein Kleinflugzeug mit Missonis ältestem Sohn Vittorio vor der Küste Venezuelas ab. Es wurde eine Suchaktion nach dem 58-jährigen Firmenchef eingeleitet, doch sie blieb erfolglos. Auch ein Geschäftsführer der Modegruppe und dessen Frau Maurizia Castiglioni waren an Bord der Unglücksmaschine. Ein paar Wochen später wurde die Sporttasche von Missoni entdeckt, die er dem Piloten zur Verwahrung gegeben hatte.
Ottavio Missoni musste noch miterleben, wie auch eine private Suchaktion der Familie mit einem Marine-U-Boot erfolglos blieb. Am 22. Februar wurden dann Wrackteile der Maschine auf der Insel Curacao entdeckt. Der Leichnam seines ältestes Sohnes blieb aber weiter verschwunden.
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