Iran dementiert: „Haltlos, lächerlich“
Die angebliche Verhaftung des scheidenden iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad am 29. April schlägt hohe Wellen. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll er für sieben Stunden festgenommen und verhört worden sein. Das berichten unter anderem türkische Medien, Fox-News und die „Jerusalem Post“.
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Sämtliche Medien berufen sich auf das Nachrichtenportal World Net Daily (WND). Bei der angeblichen Verhaftung soll Ahmadinedschad am Montagabend der vergangenen Woche nach einem Besuch bei der internationalen Buchmesse in Teheran von einem großen Konvoi der Revolutionsgarden an einen „geheimen Ort“ gebracht worden sein.
Mitschnitte über Wahlbetrug
Ihm sei gesagt worden, dass der Oberste Geistliche Führer des Iran, Ayatollah Seyed Ali Chamenei, ihn in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünsche. Ein Mitglied der Revolutionsgarden, das bei der Festnahme dabei gewesen sein will, berichtete, dass mehrere hochrangige Persönlichkeiten - darunter der Sohn Chameneis, Modschtaba, und Asghar Hedschasi, der Geheimdienstchef Chameneis - dem Präsidenten „eindringlich eingeflößt haben, den Mund zu halten und sich hinsichtlich seiner Drohung, geheime Mitschnitte über den Wahlbetrug 2009 zu veröffentlichen, nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen“.
Hintergrund: Vor elf Tagen hatte Ahmadinedschad der Geistlichkeit in iranischen Medien ausrichten lassen, dass er geheime Mitschnitte besitze, die belegen würden, dass die Bevölkerung bei der Wahl 2009 betrogen worden sei. Er würde diese Mitschnitte veröffentlichen, sollte sein Favorit als Nachfolger, Esfandiar Rahim Maschaei, nicht vom Wächterrat approbiert werden.
„Druck auf Ahmadinedschad ausgeübt“
Einer dieser Mitschnitte belege, so das Mitglied der Revolutionsgarden weiter, dass offizielle Würdenträger die Zahl der Stimmen für Ahmadinedschad beim Urnengang 2009 mit 24 Millionen bezifferten, während die tatsächliche Anzahl nur 16 Millionen betragen habe. Ahmadinedschad soll sich in der Aufnahme ausdrücklich gegen diese Vorgangsweise ausgesprochen haben.
Der anerkannte Iran-Experte Bahman Nirumand hält die Berichte im Gespräch mit der APA am Mittwochabend durchaus für glaubwürdig. „Hier wird im Vorfeld der Wahlen am 14. Juni Druck auf Ahmadinedschad und seinen Wunschnachfolger ausgeübt“, so Nirumand.
„Westliche Propaganda“
Vonseiten der iranischen Führung hieß es, dass die Medienberichte „haltlos, lächerlich und westliche Propaganda“ seien und keinerlei Wahrheitsgehalt hätten. Dennoch ließ der Chef des für die Bestätigung der Kandidaten zuständigen Wächterrates, Ayatollah Ahmad Dschannati, am Mittwoch ausrichten, dass er sich jede Einmischung in die Arbeit des Wächterrates verbitte.
Sein Gremium werde sich genau ansehen, ob die Eignung der einzelnen Kandidaten im Sinne der Grundpfeiler der Islamischen Republik gegeben sei. Dieser eindeutige Seitenhieb auf Maschaei, sollte das Ziel der Geistlichkeit im Umfeld des Obersten Führers Ali Chamenei unterstreichen, alle nicht genehmen Kandidaten im Vorfeld „auszuschalten“. Maschaei ist mit seinen nationalistischen Ansichten der Geistlichkeit ein Dorn im Auge.
Protestbewegung brutal niedergeschlagen
Bei den Präsidentschaftswahlen 2009 hatte Ahmadinedschad laut den Wahlbehörden einen eindeutigen Sieg über seine Kontrahenten Mir Hossein Mussawi und Mehdi Karroubi, die derzeit unter Hausarrest stehen, errungen. Viele Iraner glaubten jedoch nicht an die offiziellen Angaben und gingen in wochenlangen Protesten auf die Straße. Diese sogenannte „grüne Protestbewegung“ wurde dann gewaltsam niedergeschlagen.
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