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Schweres Erbe für Nachfolger

Die Wahl in Salzburg ist geschlagen, und die SPÖ ist es ebenfalls. Nach neun Jahren als stärkste Kraft im Land haben die Sozialdemokraten ihren Höhenflug beendet und müssen wieder in die zweite Reihe treten. Eine schwer angeschlagene Gabi Burgstaller ist gestrauchelt und wird sich aus der Politik verabschieden. Die Lücke, die sie hinterlässt, ist groß, ein zwingender Nachfolger nicht in Sicht.

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Der über Jahre aufgebaute „Kronprinz“ David Brenner hatte zwar die ersten Affären in seinen Ressorts noch durchtaucht, den Finanzskandal aber politisch nicht überlebt. Damit fehlt Burgstaller jetzt der logische Nachfolger. Als wahrscheinlich gilt, dass ihr Stellvertreter in der Regierung, Landeshauptmann-Stellvertreter und Sozialreferent Walter Steidl, die Führung der Partei übernehmen wird.

Affären am laufenden Band

Olympiaskandal, Festspielaffäre, Malversationen in der SPÖ-nahen ASKÖ, die SMS-Affäre am Landestheater, schließlich der unfassbare Finanzskandal - das alles passierte in SPÖ-Ressorts. Als dann auch noch Wohnbaulandesrat Walter Blachfellner mit seiner möglichen Unterschrift unter eine Vollmacht zum Spekulieren mit Wohnbaugeld unter Druck geriet, war Burgstaller deutlich gezeichnet. Die einstige Strahlefrau, die so viel Optimismus, Zuversicht und Schwung versprühte, war zur frustriert und gequält wirkenden Politikerin mit versteinertem Blick geworden.

Knapp zwei Monate nach Auffliegen der Spekulationsaffäre hatte sich Burgstaller Anfang Februar bereiterklärt, noch einmal für die Partei in den Ring zu steigen. Ohne sie hätte die SPÖ keinen Spitzenkandidaten gehabt, ohne sie hätten es die Sozialdemokraten wohl überhaupt nie zur Nummer eins in Salzburg geschafft.

Gewerkschafter könnte Erbe übernehmen

Steidl gilt nun als aussichtsreichster Kandidat, ihr Erbe zu übernehmen. Der Gesundheits- und Sozialreferent hat den Gewerkschaftsflügel hinter sich - er kommt aus dieser Ecke - und kennt die Arbeit in Landtag und Regierung. Er kann rhetorisch dem vermeintlich nächsten Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) das Wasser reichen, und Burgstaller selbst hatte die Beförderung Steidls vom Landesrat zum Landeshauptmann-Stellvertreter im Jänner als „Signal für die Zukunft“ bezeichnet.

Steidl kann sich auch vorstellen, einer Regierung Haslauer anzugehören: „Es ist zwar schwer vorstellbar. Aber wenn wir von Haslauer zu Koalitionsverhandlungen eingeladen werden, müssen wir schauen, ob das zerbrochene Porzellan nicht kittbar ist.“ In einer ersten Reaktion am Sonntag hatte er das noch ausgeschlossen.

Mehrere Außenseiter

Sicher nicht für den Parteivorsitz kommt Blachfellner infrage. Der ehemalige Postgewerkschafter ist Wackelkandidat, ob ihn die SPÖ noch halten kann und will, ist fraglich. Parteiintern wurde der Wohnbaulandesrat zuletzt verstärkt als untragbar bezeichnet. Von vornherein aus dem Rennen genommen hat sich Georg Maltschnig, der als Interimsaufräumer im Finanzressort zwar gute Arbeit macht, aber schon bei seinem Amtsantritt angekündigt hat, sein Gastspiel werde nur bis zur Angelobung der nächsten Landesregierung dauern.

Für Klubobmann Roland Meisl scheinen die Schuhe eines Parteivorsitzenden, der eine schwer angeschlagene SPÖ wieder nach oben bringen soll, wohl eine Nummer zu groß. Allerdings hält er sich in seinem Amt schon deutlich länger, als ihm das manche Medien vorhergesagt hatten.

Partei auf völlig neue Beine stellen

Eine Option als Parteichefin wäre möglicherweise noch Astrid Lamprechter, die von Burgstaller im Wahlkampf als potenzielle Finanzlandesrätin nach der Wahl präsentiert wurde. Die derzeitige Geschäftsführerin der Geschützten Werkstätten hatte zwar angekündigt, für eine „Regierung der konstruktiven Kräfte“ zur Verfügung stehen zu wollen, eine solche wird es ohne Burgstaller aber wohl nicht in der ursprünglich angedachten Form geben.

Abwinken wird wohl auch der Bürgermeister der Landeshauptstadt, Heinz Schaden, sollte man bei ihm anklopfen. Und Parteigeschäftsführer Uwe Höfferer ist vermutlich in seiner Funktion besser aufgehoben als auf dem Sessel des Parteiobmanns. Doch wer immer auch das Ruder der Salzburger SPÖ übernimmt: Er oder sie muss nicht nur die Wunden lecken und den Schock des verloren gegangenen Landeshauptmann-Sessels verdauen, sondern die Partei mehr oder weniger neu erfinden. Denn das Programm der vergangenen Jahre hieß Burgstaller - sie wird der Partei daher schmerzlich fehlen.

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