Themenüberblick

Zulfiqar wollte „Indizien“ präsentieren

In Pakistan wird immer klarer, dass der Mord am bekannten Staatsanwalt Chaudhry Zulfiqar mit dessen Ermittlertätigkeit nach dem Attentat auf die Politikerin Benazir Bhutto im Jahr 2007 zu tun hat. Als Zulfiqar Freitagfrüh getötet wurde, war er auf dem Weg zu einer brisanten Gerichtsaussage über die Rolle des früheren Machthabers Pervez Musharraf bei dem Attentat.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zulfiqar war auf dem Weg von seinem Haus in der Hauptstadt Islamabad zum Anti-Terror-Gericht in der Garnisonsstadt Rawalpindi, als er erschossen wurde. Der Staatsanwalt vertrat das pakistanische Kriminalamt in Mordfall Bhutto. Wie die Polizei mitteilte, feuerten unbekannte Täter zahlreiche Kugeln auf Zulfiqars Auto. Er verstarb im Krankenhaus. Ebenso getötet wurde eine unbeteiligte Passantin, die von Zulfiqars Auto überfahren wurde, als er leblos über dem Steuer zusammengebrochen war.

Ein Attentäter offenbar verwundet

Der Arzt Wasim Khwaja vom Pakistanischen Institut der medizinischen Wissenschaften sagte, Zulfiqar sei bei dem Anschlag von mehr als einem Dutzend Kugeln getroffen worden. In dem Institut wurde die Leiche obduziert. Präsident Asif Ali Zardari - der Bhuttos Witwer ist - verurteilte den Mord an Zulfiqar. In einer Mitteilung forderte Zardari die Behörden auf, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Zulfiqars Leibwächter wurde laut Polizeiangaben verletzt.

Der Leibwächter schoss den Attentätern hinterher und dürfte einen von ihnen verwundet haben. Den Männern gelang dennoch die Flucht. Unklar war, ob oder von wem sie Hilfe bekamen. Zulfiqar hatte gegenüber Medien gesagt, er habe wegen seiner Ermittlungen zum Bhutto-Attentat zuletzt Morddrohungen erhalten. Zudem hatte er vor wenigen Tagen gesagt, Ermittler hätten „Indizienbeweise“ dafür, dass die Vorwürfe gegen Musharraf in dem Fall zuträfen.

Musharrafs Rückkehr „aktivierte“ Ermittler

Bhutto war Ende 2007 im Wahlkampf zur damals bevorstehenden Parlamentswahl bei einem Anschlag getötet worden. Bhuttos Pakistanische Volkspartei (PPP) gewann danach die Parlamentswahl im Februar 2008 mit großem Vorsprung. Wenige Monate später trat Musharraf zurück, um einer von der PPP angestrengten Amtsenthebung zuvorzukommen, und ging ins Exil. Bhuttos Sohn Bilawal Bhutto Zardari, der heute die PPP führt, macht Musharraf für den Mord verantwortlich.

Musharraf wird zumindest vorgeworfen, trotz der Bedrohungslage nicht für ausreichenden Schutz für Bhutto gesorgt zu haben. Der damalige Machthaber hatte die islamistischen Taliban für den Mord an Bhutto verantwortlich gemacht, die das aber dementierten. Musharrafs Rolle in dem Attentat war von den pakistanischen Behörden bisher nicht wirklich beleuchtet worden - das änderte sich aber, als er Ende März mit neuen politischen Ambitionen aus dem Exil zurückgekehrt war.

Kraftprobe zwischen Justiz und Musharraf-Lager

Musharraf steht unter anderem wegen der Ermittlungen zum Bhutto-Attentat unter Hausarrest. Auch in zwei weiteren Verfahren wird gegen ihn ermittelt. Er wollte an der Parlamentswahl am 11. Mai teilnehmen. Die Kandidatur wurde Musharraf jedoch von mehreren Gerichten untersagt. Zuletzt verfügte ein Gericht in Peshawar ein lebenslanges Politikverbot für den Ex-Präsidenten. Musharraf will all diese gerichtlichen Entscheidungen mit Rechtsmitteln bekämpfen.

Beobachter sehen im Mord an Zulfiqar eine Warnung an die Justiz, im Verfahren gegen Musharraf nicht zu weit zu gehen. Dieser hat immer noch starken Rückhalt im einflussreichen Militär, das eine Verurteilung des Ex-Generals nicht dulden dürfte. Musharraf selbst hatte Mitte April - nachdem ein Gericht in Islamabad überraschend seine Inhaftierung angeordnet hatte - gewarnt, das Vorgehen der Justiz könne zu „unnötigen Spannungen zwischen den unterschiedlichen Grundfesten des Staates und zu einer möglichen Destabilisierung des Landes“ führen.

Musharraf-Partei boykottiert Wahl

Von Musharrafs Partei wurde unterdessen angekündigt, die Parlamentswahl am 11. Mai boykottieren zu wollen. Als Grund nannte ein Sprecher der Pakistanischen Muslim-Liga (APML) am Freitag den Ausschluss Musharrafs von der Parlamentswahl.

Links: