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Zwölf Kugeln abgefeuert

In Pakistan spitzt sich die politische Krise rund um den früheren Staatspräsidenten Pervez Musharraf weiter zu. Auf den Staatsanwalt, der im Mordfall Benazir Bhutto gegen Musharraf ermittelte, wurde am Freitag in Islamabad ein Mordanschlag verübt. Wie die Polizei mitteilte, feuerten unbekannte Täter zahlreiche Kugeln auf Chaudhry Zulfiqar, der später im Krankenhaus starb.

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Die auf einem Motorrad sitzenden Täter hätten das Auto des Staatsanwalts auf einer belebten Straße in einem Wohnviertel Islamabads gestoppt und danach insgesamt zwölfmal darauf geschossen, hieß es. Der Anschlag habe sich ereignet, nachdem Zulfiqar sein Wohnhaus in der Hauptstadt verlassen habe.

Schwere Vorwürfe gegen Musharraf

Der Staatsanwalt hatte Musharraf Verschwörung zum Mord an Bhutto vorgeworfen. Erst am Mittwoch hatte ein Gericht in der Garnisonsstadt Rawalpindi in diesem Fall den Hausarrest gegen den Ex-Präsidenten bis 14. Mai verlängert. Wenig später entzog ihm ein weiteres Gericht lebenslang das Recht, bei Wahlen anzutreten. Musharraf war im März nach vier Jahren Exil in seine Heimat zurückgekehrt, um bei der Parlamentswahl am 11. Mai anzutreten. Ein Vertreter der Musharraf-Partei All Pakistan Muslim League, Muhammad Amjad, sagte: „Wir werden dagegen vorgehen.“

Während Wahlkampfveranstaltung ermordet

Bhutto war am 27. Dezember 2007 während einer Wahlkampfveranstaltung in Rawalpindi ermordet worden. Schon damals wurde gemunkelt, dass der damalige Staatspräsident Musharraf seine Hände im Spiel gehabt habe. Musharraf machte damals die pakistanischen Taliban für die Tat verantwortlich, diese wiesen jede Schuld zurück. Bhuttos Sohn Bilawal Bhutto Zardari, der heute die Pakistanische Volkspartei (PPP) führt, macht Musharraf für den Mord verantwortlich. Bhuttos Ehemann Asif Ali Zardari ist derzeit Präsident Pakistans.

Der Anschlag trug wesentlich dazu bei, dass Bhuttos PPP die Parlamentswahl im Februar 2008 mit großem Vorsprung gewann. Wenige Monate später trat Musharraf zurück, um einer von der PPP angestrengten Amtsenthebung zuvorzukommen.

Warnung an Justiz

Beobachter sehen in dem Mordanschlag auf Staatsanwalt Zulfiqar eine Warnung an die Justiz, im Verfahren gegen Musharraf nicht zu weit zu gehen. Dieser hat nämlich immer noch starken Rückhalt im einflussreichen Militär, das eine Verurteilung des Ex-Generals nicht dulden dürfte. Insgesamt laufen gegen ihn drei Verfahren. Ihm wird u. A. vorgeworfen, während seiner Amtszeit als Staatspräsident (1999 bis 2008) die pakistanische Verfassung gebrochen zu haben.

Musharraf selbst hatte Mitte April - nachdem ein Gericht in Islamabad überraschend seine Inhaftierung angeordnet hatte - davor gewarnt, dass das Vorgehen der Justiz zu „unnötigen Spannungen zwischen den unterschiedlichen Grundfesten des Staates und einer möglichen Destabilisierung des Landes“ führen könnte.

Musharraf kämpft weiter um Kandidatur

Am Dienstag geht der Kampf Musharrafs um seine Kandidatur vor einem weiteren Gericht in die nächste Runde. Dann entscheidet ein Gericht in Lahore über seine Berufung gegen die Ablehnung seiner Kandidaturen in anderen Wahlkreisen. Insgesamt beantragte Musharraf Kandidaturen in vier Wahlkreisen. Amjad kündigte bereits an, notfalls vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen.

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