Die Kopf-an-Kopf-Zone
Wenn am Sonntag knapp 400.000 Wahlberechtigte im Land Salzburg dazu aufgerufen sind, den Landtag neu zu wählen, dann wird sich das Rennen um Platz eins wohl in den zwei, drei einwohnerstärksten Wahlbezirken entscheiden.
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Ein Blick auf die letzte Landtagswahl im Jahr 2009 zeigt ein Kopf-an-Kopf-Duell zwischen SPÖ und ÖVP vor allem in und um Salzburg-Stadt. Von den sechs Wahlbezirken Salzburgs gingen 2009 vier an die SPÖ, zwei an die Volkspartei.

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In Salzburg-Stadt und den Bezirken Hallein, St. Johann im Pongau und Zell am See holte die SPÖ 2009 die relative Mehrheit. In Salzburg-Umgebung und im Bezirk Tamsweg landete 2009 die Volkspartei auf dem ersten Platz.

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In vier von sechs Wahlbezirken holte die SPÖ 2009 die relative Mehrheit. Die Zahl der Wahlberechtigten aus 2009 zeigt, wie „wählerstark“ die Bezirke damals waren.
2004 war nur ein einziger Bezirk schwarz
Interessant ist der Blick auf das Jahr 2004, bei dem Gabi Burgstaller das erste Mal als SPÖ-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl antrat. Der Erfolg der SPÖ beruhte damals darauf, dass die SPÖ auch in den klassisch schwarzen Bezirken vor der ÖVP landete. 2004 holte die ÖVP als einzigen Bezirk den Flachgau (offiziell: Salzburg-Umgebung). Davor war das Bild ein anderes: Bis auf die Stadt Salzburg waren alle Wahlbezirke so etwas wie schwarzes Kernland gewesen.
Im Norden des Bundeslandes, der zwar keine großen Städte aufweist, aber sehr dicht besiedelt ist, werde es für die ÖVP diesmal auf die Mobilisierung nicht nur der klassischen christlich-konservativen Wählerschaft, sondern ebenso einer bürgerlich-liberalen Klientel ankommen, meint der Politologe Peter Filzmaier gegenüber ORF.at.
SPÖ braucht gutes Salzburg-Stadt-Ergebnis
Der Bezirk ist 2013 mit gut 110.000 Wahlberechtigten der stimmenstärkste Bezirk im Land, noch stimmenstärker als Salzburg-Stadt, das rote Kerngebiet, wo heuer 99.723 Personen wahlberechtigt sind. Hier müsste die SPÖ vor allem klar vor der ÖVP zu liegen kommen, um im gesamten Bundesland an erster Stelle zu bleiben.
Wahlberechtigte Salzburger LTW 2013
Wahlkreis |
Männer |
Frauen |
Gesamt |
Salzburg-Stadt |
45.328 |
54.395 |
99.723 |
Salzburg-Umgebung |
53.590 |
56.491 |
110.081 |
Hallein |
20.562 |
21.907 |
42.469 |
St. Johann i. P. |
27.944 |
29.829 |
57.773 |
Tamsweg |
8.011 |
8.248 |
16.259 |
Zell am See |
30.909 |
32.575 |
63.484 |
Salzburg gesamt |
186.344 |
203.445 |
389.789 |
Salzburg und sein Umland sind ein Sonderfall von allen Landtagswahlen in Österreich, meint Filzmaier in seiner Analyse zum Wahlgang am Sonntag. „Bei rund 390.000 Wahlberechtigten insgesamt und knapp 100.000 in Salzburg-Stadt - das sind also mehr als ein Viertel - hat das Ergebnis in der Stadt automatisch viel größere Bedeutung als vor einer Woche in Innsbruck, als nur jeder sechste Tiroler Wahlberechtigte aus der Landeshauptstadt kam“, so Filzmaier, der ebenso an die starken Wahlbezirke um Salzburg (Flachgau und Hallein) erinnert.
Wo ÖVP und SPÖ Stimmen holen müssen
Für die ÖVP sei damit klar, „dass sie die Wahl nicht allein durch Mobilisierung ihrer Kernschichten in den wirklich ländlichen Gemeinden gewinnen kann“. So gut könne die ÖVP dort gar nicht abschneiden, „dass sich das in Summe rechnerisch ausgeht“.
„Umgekehrt stellt sich für die SPÖ als Frage, ob die SPÖ als Partei oder lediglich Gabi Burgstaller als Person hier zweimal gepunktet hat“. Insbesondere Frauen unter 50 Jahre hätten 2009 in der Stadt und im Flachgau die SPÖ gewählt, „was zweifellos an der Spitzenkandidatin lag“. Die Geschlechterdifferenz im Wahlverhalten sei klar messbar gewesen, so Filzmaier - bei den Frauen lag die SPÖ um etwa fünf Prozentpunkte besser als bei den Männern. Allerdings wird die aktuelle Wahl mit dem Finanzskandal ohnedies von einem Großthema bestimmt. 2009 sei das Thema Arbeitsplätze sehr groß gewesen, erinnert Filzmaier: Das sei einer sozialdemokratischen Partei sehr entgegengekommen.
Wahl wird wohl im Norden entschieden
Neben der Konfrontation zwischen ÖVP und SPÖ im Raum Salzburg-Stadt bleibt auch die Frage, ob einst schwarze Bezirke, die seit 2004 von der SPÖ unter Burgstaller geholt wurden, noch einmal mehrheitlich Rot wählen, also Hallein mit einer starken SPÖ-Kernwählerschaft in der Stadt Hallein selbst, St. Johann und Zell (in Tamsweg war die SPÖ nur 2004 voran). Doch schaut man auf die Größenverhältnisse im Regionalwahlkreis C (Zell am See, Tamsweg und St. Johann), wo knapp 140.000 Wahlberechtigte zu Hause sind, dann wird das Rennen um Platz eins bei dieser Landtagswahl im flacheren Norden des Bundeslandes entschieden.
Gerald Heidegger, ORF.at
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