Erste flächendeckende Regelung
Lehrer und Schulbedienstete im US-Bundesstaat South Dakota dürfen künftig im Klassenzimmer Waffen tragen. Ein entsprechendes Gesetz wurde Anfang März in dem Bundesstaat im Norden der USA verabschiedet.
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Rund drei Monate nach dem Schulmassaker von Newtown im US-Bundesstaat Connecticut, bei dem ein 20-Jähriger in einer Grundschule 20 Kinder tötete, erlaubt South Dakota als erster US-Bundesstaat flächendeckend das Waffentragen in Schulen, berichtete die „New York Times“ („NYT“).
270 Mio. Waffen in Privatbesitz
In den USA gibt es rund 270 Millionen Waffen in Privatbesitz, das sind 88,8 Waffen pro 100 Einwohner. 2011 starben mehr als 32.000 Menschen durch Schusswaffen, das sind gut zehn Todesfälle pro 100.000 Einwohner.
Nach dem folgenschweren Blutbad machte sich die National Rifle Association (NRA, Nationale Schusswaffenvereinigung) für die per Gesetz ermöglichte Bewaffnung des Schulpersonals stark. Tatsächlich ist bewaffnetes Schulpersonal in mehreren Bezirken in zirka zwei Dutzend Bundesstaaten wie Texas und Ohio erlaubt. South Dakota ist aber der erste Bundesstaat, der ein flächendeckendes Gesetz verabschiedete.
Heftiger Widerstand gegen das Gesetz
De facto seien Lehrer bisher nur in einer Handvoll von Schulbezirken bewaffnet, schreibt die „NYT“. In ländlichen Schulbezirken sei die Polizei oft viele Kilometer entfernt, so dass die Schulen in solchen Gegenden gern über bewaffnete Wachleute verfügten, erklärte ein Sprecher von South Dakotas Gouverneur Dennis Daugaard.
Der Republikaner glaubt laut „NYT“ zwar nicht, dass viele Schulbedienstete von ihrem neuen Recht Gebrauch machen werden. Aber sie sollten die Wahlmöglichkeiten haben. Örtlichen Medienberichten zufolge gab es heftigen Widerstand in South Dakota gegen das neue Gesetz.

APA/EPA/Jeff Spooner
An einer Grundschule in Newtown hatte ein junger Mann Mitte Dezember 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen, bevor er sich selbst tötete
„Wir respektieren Waffen“
Waffen tragen dürfen dem neuen Gesetz zufolge Lehrer, Schulleiter, Hausmeister und andere Schulangestellte wie eigens engagierte Sicherheitsleute oder „Freiwillige“. Sie müssen zuvor dasselbe Training wie andere Ordnungskräfte absolvieren. In South Dakota ist der Umgang mit Schusswaffen fast Routine. In dem Bundesstaat ist die Jagdtradition tief verwurzelt. Kinder werden von klein auf im Schießen trainiert.
„Unsere Kinder beginnen mit der Jagd schon vor der Pubertät“, wird Kevin Jensen, Vizepräsident der Schulbehörde des Landes und selbst ein Befürworter des neuen Gesetzes, in der „NYT“ zitiert. „Wir kennen Waffen. Wir respektieren Waffen.“
Männlich, weiß, verheiratet
Der typische US-Waffenbesitzer ist laut einer aktuellen Gallup-Studie männlich, weiß, verheiratet und lebt im Süden der Vereinigten Staaten. Dreimal so viele Männer wie Frauen besitzen demnach Schusswaffen.
Streit über Verschärfung des Waffenrechts
Seit dem Massaker in Newtown wird das Thema Waffenbesitz in den USA wieder heiß diskutiert. Ende Jänner legten demokratische Abgeordnete einen Gesetzesentwurf zur Verschärfung des Waffenrechts vor, der allerdings am Widerstand der Republikaner scheitern dürfte.
Er sieht vor, die Herstellung, die Einfuhr und den Verkauf von mehr als 150 verschiedenen meist halbautomatischen Waffen zu untersagen. Außerdem ist ein Verbot von Magazinen mit mehr als zehn Patronen geplant. Schusswaffen für Privatpersonen sollen dem Gesetzentwurf zufolge künftig nicht mehr so stark militärischen Gewehren ähneln dürfen.
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