Themenüberblick

Schwer bepackte Ausreise aus Nordkorea

Fast drei Wochen nach dem Produktionsstopp im Industriepark von Kaesong in Nordkorea hat der Rückzug der letzten dort noch verbliebenen Südkoreaner begonnen. Am Samstag seien 125 Südkoreaner sowie ein Chinese aus der grenznahen Sonderwirtschaftszone zurückgekehrt, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die letzte Gruppe von 50 Personen werde voraussichtlich am Montag folgen, sagte eine Sprecherin. Mit dem Abzug ihrer Mitarbeiter folgen die in Kaesong tätigen südkoreanischen Unternehmen der Aufforderung der eigenen Regierung, angesichts der verschärften politischen Spannungen das kommunistische Nachbarland zu verlassen.

Vollgepackte Autos

Reuters/Lee Jae WonVollgepackte Autos

125 Südkoreaner und ein Chinese konnten Kaesong bereits verlassen

Unternehmen von Regierungsentscheidung „irritiert“

Nun bleiben auch die Fabriken der 123 Unternehmen in Kaesong praktisch unbeaufsichtigt. So erklärt sich auch die Tatsache, dass die Südkoreaner bei ihrem Abzug buchstäblich jeden verfügbaren Zentimeter in und auf ihren Fahrzeugen nutzen konnten, um fertige Produkte aus dem Industriepark in ihre Heimat zu transportieren.

Vollgepackte Autos

Reuters/Lee Jae Won

Jedes Auto wurde bis zum Anschlag mit fertigen Produkten aus der Anlage bepackt

Die Entscheidung der Regierung habe die Unternehmen „irritiert“, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Samstag den Leiter des Unternehmensverbands für den Kaesong-Komplex, Han Jae Gwon. Sie befürchteten jetzt die mögliche Schließung des Gewerbekomplexes. Angesichts der Sorge um die Anlagen hatte Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae am Freitag das Nachbarland im Norden aufgefordert, „den Schutz der Investitionen der Unternehmen in Kaesong vollständig zu garantieren“.

Der Industriepark in Nordkorea

Die Sonderwirtschaftszone Kaesong liegt in Nordkorea, zehn Kilometer von der Grenze zum Süden entfernt. Der gemeinsam betriebene Industriekomplex wurde 2004 gegründet und war ein Ergebnis der „Sonnenscheinpolitik“ Südkoreas zwischen 1998 und 2008.

Nordkorea lehnt Ultimatum ab

Das Regime in Pjöngjang hatte kurz zuvor einen von einem Ultimatum begleiteten Vorschlag des Südens zur Aufnahme von Gesprächen über die Sonderzone abgelehnt. Es drohte im Gegenzug mit nicht weiter beschriebenen „gravierenden Maßnahmen“. Pjöngjang hatte Anfang dieses Monats die „vorübergehende Schließung“ des Komplexes angekündigt. Über 50.000 nordkoreanische Arbeiter wurden daraufhin abgezogen, die dort für die kleineren und mittelgroßen Unternehmen aus Südkorea tätig waren.

Bereits zuvor war der Zugang für die südkoreanischen Pendler versperrt. Auch die Versorgung der Arbeiter war durch die Absperrung nicht mehr gesichert. So sollen den Südkoreanern bereits die Lebensmittel ausgegangen sein. Die Ausreise hatte Nordkorea dagegen nicht blockiert.

Extreme Anspannung

Trotz der Kriegsdrohungen durch Nordkorea in den vergangenen Wochen hält Südkorea die Tür für Gespräche über die Zukunft des Industrieparks zunächst noch offen. Es ist das letzte gemeinsame wirtschaftliche Großprojekt beider Staaten. In Kaesong sind 123 südkoreanische Firmen ansässig, die dort unter anderem Kleidung von nordkoreanischen Arbeitern herstellen lassen. Die Regierung des kommunistisch regierten Nordens nahm dadurch pro Jahr etwa 90 Mio. Dollar (68,81 Mio. Euro) ein.

Vollgepackte Autos

Reuters/Lee Jae Won

Die Zukunft des Industrieparks, in dem unter anderem Kleidung produziert wurde, ist unsicher

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten nordkoreanischen Atomtest im Februar als extrem angespannt. Nordkorea hatte angesichts der Ausweitung von UNO-Sanktionen unter anderem den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt.

Links: