Einer der giftigsten Kampfstoffe
Experten haben keine Zweifel daran, dass der syrische Machthaber Baschar al-Assad über ein beachtliches Arsenal der international geächteten Chemiewaffen verfügt. „Physiologische Proben“ deuteten darauf hin, dass möglicherweise das Nervengas Sarin eingesetzt worden sei, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Caitlin Hayden.
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Sarin zählt zu den giftigsten Kampfstoffen, die je hergestellt wurden. Die Phosphorverbindung wird durch Einatmen und über die Haut aufgenommen. Gegenmittel wirken nur, wenn sie sofort verabreicht werden. Bereits bei der Aufnahme geringer Mengen über Haut oder Atmung führt es zur vollständigen Lähmung und dann zum Tod. Es kann als Gas eingesetzt werden, etwa durch die Explosion von entsprechend bestückter Munition. Ebenso kann damit Wasser oder Nahrung vergiftet werden, da Sarin weder riecht noch sichtbar ist.
In den 1930er Jahren in Deutschland entwickelt
Sarin kann schon bei einer Menge von einem Milligramm in Minuten zu Atemlähmung und Herzstillstand führen. Das Gas wurde Ende der 1930er Jahre von dem deutschen Chemiker Gerhard Schrader als Insektenvernichtungsmittel entwickelt und im Zweiten Weltkrieg als Kampfstoff produziert, jedoch nicht eingesetzt.
Heute haben die Armeen vieler Länder Sarin in ihren Arsenalen. Das Institut für Strategische Studien (IISS) in London geht davon aus, dass Syrien seit den 1970er Jahren im Geheimen große Mengen an Chemiewaffen produziert hat, darunter auch Sarin. Sein Arsenal gilt als das größte der Region und das viertgrößte weltweit.
Giftgasangriff in Tokio
Sicherheitsexperten befürchten, dass das Giftgas von dort auch in die Hände von Terrorgruppen gelangen könnte. Bereits 1995 war Sarin bei einem Anschlag eingesetzt worden. Die Aum-Sekte tötete damals mit dem Gas in Tokios U-Bahn zwölf Menschen, Tausende wurden verletzt.
Der Leiter des US-Militärgeheimdiensts Defense Intelligence Agency (DIA), General Ronald Burgess, bestätigte wiederholt, das syrische Chemiewaffenprogramm umfasse umfangreiche Bestände an Nervengift, die auch mit Flugzeugen oder Raketen eingesetzt werden können. Das syrische Chemiewaffenprogramm soll erstmals in den 1970er Jahren mit Hilfe der Sowjetunion und Ägyptens entwickelt worden sein, um die Abschreckung gegen Israel zu erhöhen.
Experte: Auch Senfgas und Nervengas VX
Nach 1991 soll Russland die Kooperation fortgesetzt haben. Laut einem Bericht der US-Experteninstitution Center for Strategic and International Studies (CSIS) erhielt Syrien seit 2005 vom Iran Unterstützung bei der Entwicklung von Chemiewaffen. Laut dem französischen Chemiewaffenexperten Olivier Lepick ist das syrische Programm hoch entwickelt. Syrien sei neben der Produktion von Sarin auch die Herstellung von Senfgas und des Nervengases VX gelungen.
Am 23. Juli erklärte das syrische Außenministerium, Chemiewaffen nur im Fall eines ausländischen Angriffs, nicht aber gegen die Aufständischen im Land einsetzen zu wollen. Es war das erste Mal, dass die Regierung den Besitz derartiger Waffen einräumte. Am Freitag hörte sich das wieder anders an: Die Armee besitze derartige Waffen überhaupt nicht, sagte Informationsminister Omran al-Subi nach Angaben der britischen Zeitung „Guardian“.
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