Alle drei Teilkonzerne positiv
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im Vorjahr das Ergebnis ins Plus gedreht und einen Gewinn erzielt. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) stieg von minus 27,9 Mio. Euro im Jahr 2011 auf 66,5 Mio. Euro im Jahr 2012. „Das Jahr war erfolgreich, aber wir sind bei der Reise mit den ÖBB noch nicht am Ziel“, sagte ÖBB-Vorstandschef Christian Kern am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien.
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Er stellte weitere Ergebnisverbesserungen und mehr Kundenfreundlichkeit in Aussicht. „Wir sind nicht nur die pünktlichste Bahn, sondern auch pünktlich bei den Gewinnen“, so Kern. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, die Denkrichtung im Konzern zu verändern.
Die Ergebnisse im Detail
Der größte Beitrag kam 2012 vom Personenverkehr mit 41,5 Mio. Euro, gefolgt vom Güterverkehr (Rail Cargo) mit 29,0 Mio. und der Infrastruktur mit 8,8 Mio. Der Umsatz lag bei 5,24 Mrd. Euro gegenüber 2011 mit 5,22 Mrd. (für geänderte Berechnung angepasster Vergleichswert, Anm.). Die Zahl der Mitarbeiter sank unter 40.000. Betriebsbedingte Pensionierungen gab es 2012 nicht. Heuer sollen 380 Leasingmitarbeiter in den konzerneigenen Personalstand übernommen werden.

APA/ Martin Hirsch
Mehr Passagiere im Nahverkehr
Ein Zuwachs wurde bei den Fahrgastzahlen erzielt: 2012 reisten um sieben Prozent mehr Personen in ÖBB-Zügen. Zusammen mit dem Busverkehr stiegen die Fahrgastzahlen um 3,3 Prozent. Insgesamt (Bahn und Bus) wurden im Vorjahr im Personenverkehr 464 Millionen Fahrgäste (2011: 449 Millionen) von den ÖBB befördert. Neben der Eröffnung schnellerer Strecken habe dazu auch der gestiegene Komfort in den Zügen dazu beigetragen, etwa durch den railjet-Einsatz auf der Südbahnstrecke, so Kern.
Die Zahl der Buspassagiere stagnierte bei 240 Millionen, das sei auf sinkende Schülerzahlen und auch mehr Wettbewerb zurückzuführen. Die mehrheitlich private Westbahn koste die ÖBB „15 bis 20 Mio. Euro“.

APA/Herbert Neubauer
Kern ortet Schwächen beim Kundenservice
Keine Preiserhöhungen geplant
Kern rechnet mit weiteren Steigerungen bei den Fahrgastzahlen. Die ÖBB profitierten stark durch zunehmende Frequenz in den Zügen. Das Preisniveau im Personenverkehr soll offenbar gleich bleiben: „Wir planen derzeit keine Preiserhöhungen vorzunehmen, wir sind mit dem, was wir haben, sehr zufrieden.“ Im vergangenen Jahr wurden die Preise im Personenverkehr erhöht. Schwächen ortete der Bahn-Chef beim Kundenservice betreffend Beschwerdemanagement.
„Wenn wir etwa an unsere Vorteilskarten denken, das Kundenkartenmanagement hat gar nicht gut funktioniert. Die Wartezeiten, mit denen wir unsere Kunden frustriert haben, sind natürlich inakzeptabel. Wir wissen auch, dass sich bei den ÖBB zu beschweren mitunter eine Übung sein kann, die sehr viel Geduld erfordert.“ Die Komplexität im Preissystem werde zunehmend reduziert. „Auf Dauer werden wir unseren Kunden nicht erklären können, warum es drei verschiedene Hundetarife gibt.“
„Konzentration auf das Kerngeschäft“
Auch der Güterverkehr erzielte ein positives Ergebnis. Produktivitätsverbesserungen und Preissteigerungen sollen laut Kern dazu beigetragen haben. Trotz steigenden Wettbewerbs blieb der Marktanteil der Rail Cargo Austria (RCA) bei 84 Prozent. „Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft“, betonte Kern.
Die schwache Konjunktur mache sich aber bei Einbrüchen im Stahl- und Montansektor bemerkbar. „Die voest ist die Ausnahme, aber der Stahlsektor leidet erheblich“, so der Konzernchef. Trotzdem wolle man auch im Güterverkehr das Ergebnis verbessern: „Und mit dem ersten Quartal gehen wir davon aus, dass das gelingt.“
Keine Eigenkapitalspritze
Die Nettoverschuldung des Konzerns stieg jedoch weiter: von 17,25 auf 18,37 Mrd. Euro. Die nicht rückzahlbaren Investitionszuschüsse der Republik Österreich stiegen von 2,23 Mrd. Euro 2011 auf 2,39 Mrd. Euro. Eine Eigenkapitalspritze des Eigentümers, also der Republik, wie in der Vergangenheit oft angeregt, ist derzeit offenbar in der Regierung nicht durchsetzbar - die SPÖ wäre bereit, die ÖVP sperrt sich. „Wir müssen es eben auch ohne diese schaffen“, so Kern.
Aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht geht auch hervor, was der Dreiervorstand - Kern, Technikvorstand Franz Seiser und Finanzvorstand Josef Halbmayr - der ÖBB Holding AG verdiente: Das Führungsgremium erhielt demnach im Vorjahr zusammen rund 1,66 Mio. Euro Bezüge. 2011 waren die Vorstandsbezüge bei 1,35 Mio. Euro gelegen. Die Gehälter setzen sich aus einer fixen und einer variablen Komponente zusammen.
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