Bersani-Nachfolger gesucht
Italiens Demokratische Partei (PD) sucht mühevoll nach einem Ausweg aus der Krise, in die sie nach dem Rücktritt des Vorsitzenden Pier Luigi Bersani am Samstag gestürzt ist. Die Mitglieder des PD-Führungsgremiums tagen am Dienstag in Rom, um über ihre Zukunft zu beraten.
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Nicht ausgeschlossen wird, dass ein Interimschef oder ein dreiköpfiges Direktorium ernannt wird, von dem die Partei bis zum Parteikongress geführt werden soll. Der ursprünglich im Oktober geplante Kongress könnte auf Juli vorverlegt werden.
Mehrere Kandidaten sind um die Führung der stärksten Einzelpartei im italienischen Parlament im Rennen. Neben dem ambitionierten Florentiner Bürgermeister Matteo Renzi kommen auch der Wirtschaftsexperte der Partei, Stefano Fassina, und der scheidende Regionenminister Fabrizio Barca infrage.
Renzi fordert neuen Kurs
Renzi stellte am Montag die Grundlinien seiner Strategie vor, mit der er einen tiefgreifenden Verjüngungsprozess in seiner Partei in die Wege leiten und besonders auf Transparenz und Einsparung der Politikkosten setzen will. „Bersani ist mit seiner Strategie gescheitert. Wenn die Partei einen neuen Kurs einschlägt, stehe ich zur Verfügung. Will sie nur ihre Führungselite verteidigen, dann nicht.“
Kritik musste Bersani auch vom Ex-Premier Massimo D’Alema hinnehmen. Dieser attackierte die Weise, mit der Bersani den Ex-EU-Kommissionschef Romano Prodi ins Rennen um das Präsidentenamt geschickt hatte. Bersani habe auf Prodi gesetzt, ohne die Kandidatur mit dem Parteigremium zu besprechen. Prodi war bei der Wahl am Freitag gescheitert, das Parlament hatte dann am Samstag den seit 2006 amtierenden Präsidenten Giorgio Napolitano wiedergewählt. D’Alema bestritt, dass er und eine Gruppe seiner Vertrauten bei der geheimen Wahl gegen Prodi gestimmt hätten.
Friaul-Wahl als einziger Trost
Inzwischen sucht die PD wieder den Kontakt zur Linkspartei SEL. Diese ist nach Bersanis Rücktritt aus dem Mitte-links-Bündnis ausgetreten. Sie will in die Opposition gehen, sollte eine mögliche Regierung aus PD, Mitte-rechts-Bündnis um Silvio Berlusconi und Zentrumsblock um den scheidenden Premier Mario Monti unter der Regie Napolitanos aus der Taufe gehoben werden.
Einziger Trost für die krisengeschüttelte PD ist der Erfolg ihrer Kandidatin Debora Serracchiani bei der Regionalwahl in der an Kärnten grenzenden Region Friaul Julisch-Venetien. Serracchiani setzte sich mit äußerst knapper Mehrheit gegen den bisherigen Präsidenten Friauls und Mitte-rechts-Kandidaten Renzo Tondo durch.
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