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Terrorverdächtige identifiziert

Bei den beiden mutmaßlichen Bombenattentätern von Boston handelt es sich übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge um ein aus dem Kaukasus stammendes Brüderpaar. Die beiden sollen bereits länger legal in den USA gelebt haben.

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Ihre Namen wurden mit Dschochar A. Zarnajew und Tamerlan Zarnajew, 19 bzw. 26 Jahre alt, angegeben. Die beiden wurden laut NBC News offiziell im Melderegister geführt. Deren Familie sei zunächst von Tschetschenien nach Kasachstan gezogen.

Verdächtigte

AP/FBI

Ein am Donnerstag vom FBI veröffentlichtes Fahndungsbild

Bevor die Brüder nach Boston zogen, sollen sie zudem in der Türkei gelebt haben. Ihr Wohnort in Boston befinde sich in der Stadt Cambridge und somit auch nahe dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo es in der Nacht auf Freitag zu einem ersten Schusswechsel mit der Polizei gekommen war.

„Stipendium an der Universität“

Der ältere der beiden, der bei einem weiteren Schusswechsel mit der Polizei getötete 26-Jährige, war den Angaben zufolge angehender Ingenieur. Auf einer Website soll dieser CNN zufolge gepostet haben: „Ich habe keinen einzigen amerikanischen Freund. Ich verstehe sie nicht.“ Laut US-Behörden hielt er sich im letzten Jahr ungefähr sechs Monate lang in Russland auf.

Sein 19-jähriger Bruder soll bei Postings im Internet Links zu islamistischen Websites und zu Seiten mit Aufrufen für die Unabhängigkeit der russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien gesetzt haben. In den USA soll der 19-Jährige im Jahr 2011 ein Stipendium über 2.500 Dollar für eine höhere Universitätsausbildung von der Stadt Cambridge erhalten haben. Beide Brüder lebten in einer gemeisamen Wohnung in der Universitätsstadt nahe Boston. Der 19-Jährige soll Medizin im zweiten Semester studiert haben.

Für Eltern unverständlicher Verdacht

Der Vater der beiden, Ansor Zarnajew, beschrieb den Älteren der Brüder in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Associated Press als „wahren Engel“. Er habe das Telefonat wütend mit der Aussage beendet: „Lassen Sie mich in Ruhe, mein Sohn wurde getötet.“

Auch die Mutter der beiden konnte den Verdacht gegen ihre Söhne in einem Gespräch mit CNN nicht verstehen. „Es ist unmöglich für beide von ihnen, derartige Dinge zu tun“, sagte Subeidat Zarnajewa am Freitag. Ihre Söhne würden ihr so etwas nie verheimlichen. „Wenn es irgendjemanden gibt, der das wissen würde, dann wäre ich das.“

Bereits im Kindesalter Tschetschenien verlassen

Tschetschenien wies eine Verbindung zu den Terrorverdächtigen in einer ersten Reaktion zurück. „Die Personen, die in Boston des Verbrechens beschuldigt werden, haben zu Tschetschenien keinerlei Beziehungen“, sagte Alwi Karimow, der Sprecher von Republikchef Ramsan Kadyrow, am Freitag der Agentur Interfax. Die in Boston genannten Brüder hätten bereits im Kindesalter die islamisch geprägte Konfliktregion verlassen. Sollten es dennoch eine Verwicklung tschetschenischer Extremisten zum Bombenanschlag auf den Boston-Marathon geben, wäre das das erste Mal, dass eine Anschlag mit diesem Hintergrund in einem westlichen Land verübt wurde.

Nach den Erkenntnissen tschetschenischer Sicherheitsbehörden sei die Familie bereits vor Jahren aus Russland ausgereist und habe danach eine Zeit lang in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Kasachstan gelebt, sagte Karimow. Von dort aus sei die Familie dann in die USA ausgewandert.

In Tschetscheniens Nachbarrepublik Dagestan bestätigte der Direktor der Schule Nummer eins in Machatschkala, Temurmagomed Dawydow, dass er die Brüder aus ihrer kurzen Zeit dort kenne. Die Flüchtlingsfamilie habe 2002 die Region verlassen, sagte Dawydow der Agentur Interfax. Das dagestanische Innenministerium betonte, dass es keine Erkenntnisse über Straftaten der Familie gebe.

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