Letzte Ehre für die „Eiserne Lady“
Mit einem Trauerzug durch die Innenstadt haben die Briten am Mittwoch von der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher Abschied genommen. Der Sarg mit dem Leichnam der „Eisernen Lady“ wurde in einem schwarzen Leichenwagen mit Motorradeskorte vom Parlamentsgebäude in Westminster in die Innenstadt gebracht.
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Dort wurde der in eine britische Flagge gehüllte Sarg auf eine offene, von sechs Pferden gezogene Geschützlafette umgebettet und mit militärischen Ehren zum Gottesdienst in der St.-Paul’s-Kathedrale begleitet. In der Kirche gedachten mehr als 2.300 Trauergäste der Ex-Premierministerin, darunter die britische Königin Elizabeth II. und ihr Gemahl Prinz Philip.
Keine Delegation der US-Regierung
Aus den USA reisten der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney und die früheren US-Außenminister George Shultz, James Baker und Henry Kissinger an. Die britischen Konservativen zeigten sich ein bisschen verschnupft, dass aus der Regierung von US-Präsident Barack Obama niemand zu den Trauerfeierlichkeiten kommt.

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Die Prozession setzte sich um 11.00 Uhr in Bewegung
Der frühere Präsident Südafrikas, Frederik Willem de Klerk, war auf TV-Bilder zu sehen, ebenso der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, wie Thatcher ein rechtskonservativer Politiker, und der frühere polnische Arbeiterführer und spätere Präsident Lech Walesa. Österreich war durch Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) vertreten.
Unter den früheren Regierungsmitgliedern erwiesen ihr u. a. Thatchers erster Außenminister Peter Carrington und ihr enger Mitstreiter Geoffrey Howe die letzte Ehre. Ihr Finanz- und Außenminister Howe hatte sich am Ende von Thatchers Zeit an der Macht (1979 bis 1990) aber in Europafragen mit ihr überworfen, trat zurück und löste damit letztlich ihren Sturz durch Kabinett und Parlamentsfraktion aus.
Noch selbst Anweisungen gegeben
Der Sarg der „Eisernen Lady“ wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vom Westminster-Palast, dem Sitz des Parlaments, in einer Prozession zur Kathedrale gebracht. Eine Blaskapelle der Königlichen Marine führte den Leichenzug an und spielte Trauermärsche. Während der Prozession donnerten 19 Kanonenschüsse in den Himmel über London.

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Unter den Augen Tausender Schaulustiger begleiteten 700 Soldaten den Sarg
Nach Angaben des „Daily Telegraph“ hatte Thatcher noch zu Lebzeiten präzise Anweisungen für die Trauerfeier gegeben. Sie wählte Gesänge und Bibellesungen aus und bestimmte, dass der regierende Premier eine Rolle spielen müsse. Entsprechend trug David Cameron eine Lesung aus dem Johannes-Evangelium vor. Zwar bekommt Thatcher streng genommen kein Staatsbegräbnis, eine ähnlich prächtige nicht royale Trauerfeier wurde aber zuletzt dem legendären früheren Premierminister Winston Churchill zuteil. Auch das Schweigegebot für die Glocken des Big Ben galt in dieser Form zuletzt vor 48 Jahren.
Streit über Begräbniskosten
Über die auf bis zu zehn Millionen Pfund (11,72 Mio. Euro) geschätzten Begräbniskosten wird in Großbritannien heftig diskutiert. Thatcher, die am 8. April im Alter von 87 Jahren gestorben war, ist in ihrem Heimatland bis heute extrem umstritten. In ihrer Amtszeit der Jahre 1979 bis 1990 setzte die konservative Politikerin gegen den Widerstand der Gewerkschaften einen rigiden Reformkurs durch, ließ Staatsbetriebe privatisieren und die Staatsausgaben senken.

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Anhänger Thatchers trauern um die „Eiserne Lady“
Kritiker waren deshalb empört, dass ausgerechnet die Verfechterin des freien Markts und der Zurückdrängung des Staates ein pompöses Quasi-Staatsbegräbnis auf Kosten der Steuerzahler bekommt. Gröbere Proteste am Rande der Feierlichkeiten wurden kaum verzeichnet. Britische Medien berichteten nur, dass einige Menschen dem Trauerzug demonstrativ den Rücken zuwendeten. Auch einige kritische Transparente waren zu sehen - Video dazu in iptv.ORF.at.
Kinder nahmen Abschied
Thatchers Leichnam wird nach der Trauerfeier eingeäschert und in London beigesetzt. An der Spitze ihrer Familie nahmen ihre beiden Kinder Mark und Carol Abschied von ihrer Mutter. Mark Thatcher war vor einigen Jahren beschuldigt worden, in einen Putschversuch 2004 in Äquatorialguinea verwickelt gewesen zu sein. Er bekannte sich in Südafrika vor einem Gericht schuldig, unwissentlich mitgeholfen zu haben, den Putsch zu finanzieren, und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Margaret Thatchers Ehemann Denis, ein Ölunternehmer, war vor knapp zehn Jahren gestorben.
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