1,5 Millionen konsumieren Kokain
Der Konsum von Suchtgiften abseits von Alkohol und Nikotin ist ein Faktor der Gesellschaft. Vor allem Kokain und Amphetamin haben sich neben Cannabis in West- und Nordeuropa etabliert. Innerhalb eines Monats konsumieren schätzungsweise 1,5 Millionen Europäer Kokain. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA, auch: EBDD) hervor.
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Kokain scheint dabei eher auf dem Rückzug. „Nachdem sie (die Droge, Anm.) sich ein Jahrzehnt lang wachsender Beliebtheit erfreute, deuten die jüngsten Daten nun auf einen Abwärtstrend hin. Auch die Wahrnehmung der Droge scheint im Wandel begriffen zu sein, denn einigen Studien zufolge verliert Kokain wohl sein Image als Statusdroge“, so die EBDD.
Preis, Qualität und Verfügbarkeit
Vor allem bei den Stimulanzien - den aufputschenden Substanzen inklusive des Kokains - zeichnet sich folgende Entwicklung ab: „Kokain, Amphetamine, Ecstasy und jetzt manchmal auch synthetische Cathinone können aus der Sicht der Konsumenten gleichwertige und in gewissem Maße austauschbare Produkte darstellen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass - neben Preis und Qualität - auch die Verfügbarkeit die Wahl der Konsumenten beeinflusst, wodurch sich auch die starken Schwankungen auf den heutigen Stimulanzienmärkten erklären lassen.“
Jede Woche eine neue Substanz
Hinzu kommen die verschiedensten synthetischen Drogen. Neben Amphetamin machen den Experten vor allem Ecstasy (MDMA/Methamphetamine), analoge Substanzen, die Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB), Ketamin und die ständig neu auftauchenden Abwandlungen dieser Stoffe Sorgen. Erstmals gibt es Daten, wonach auch GHB zu einer Abhängigkeit führen kann.
Die synthetischen „neuen“ Drogen (Legal Highs, Research Drugs, Badesalze etc.) finden - mit einem heftigen Auf und Ab - immer schneller Verbreitung. Die EBDD: „Zwischen 2005 und 2011 wurden über das europäische Frühwarnsystem offiziell mehr als 164 psychoaktive Substanzen gemeldet. 2011 wurde im dritten Jahr in Folge eine Rekordzahl erstmalig entdeckter Substanzen gemeldet (49), nachdem 2010 41 und 2009 24 neue Substanzen aufgespürt wurden.“ 2012 waren es bereits mehr als 50.
Im Grunde taucht laut EBDD bereits jede Woche eine neue Substanz auf, „wobei China und in geringerem Maße Indien als hauptsächliche Quellländer ausgemacht werden“, so die „Drogenbeobachter“. Dort sind die „Chemie- und Drogenküchen“, beheimatet, die den Stoff produzieren. Österreich hat auf die Situation reagiert, indem die Produktion, der Handel und der Import ganzer Wirkstoffklassen („generisch“) verfolgt werden kann.
Weniger Drogentote
Positiv ist die Entwicklung bei den Todesfällen nach Gebrauch von illegalen Drogen. Die EBDD in ihrem aktuellen Bericht: „Die jüngsten Schätzungen geben für das Jahr 2010 rund 7.000 Überdosierungen oder drogeninduzierte Todesfälle in den EU-Mitgliedsstaaten und in Norwegen an, was im Vergleich zu den über 7.600 gemeldeten Fällen im Vorjahr (2009, Anm.) auf eine Abnahme hinweist.“ Die große Sorge der Drogenspezialisten: Die Finanzkrise in Europa bringt auch Finanzkrisen für die Prävention des Drogenkonsums, die Betreuung der Abhängigen und die Überwachung der Situation mit sich.
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