Lukrativer Stau im Lager
An den Rohstoffbörsen wachsen derzeit die Sorgen vor einer Konzentration von Kupfervorräten bei einigen wenigen Handelsriesen: Wie das „Wall Street Journal“ („WSJ“, Deutschland-Ausgabe) berichtete, horten zwei Rohstoffhandelsfirmen, darunter Glencore, einen Großteil des weltweit verfügbaren Kupfers.
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Zwar gibt es derzeit ein Überangebot an dem begehrten Metall, industrielle Verbraucher sorgen sich jedoch, dass es schwierig werden könnte, an Kupfer zu kommen, sollte die Nachfrage plötzlich steigen oder die Produktion in den Minen unterbrochen werden. Schon jetzt beträgt die Wartezeit auf das Metall teilweise bis zu 25 Wochen.
Die London Metal Exchange (LME), der wichtigste Handelsplatz weltweit für industrielle Metalle, ist für die Zertifizierung eines globalen Netzwerks an Metalllagerhallen zuständig. Die beiden großen Player, der Schweizer Rohstoffriese Glencore und dessen niederländischer Konkurrent Trafigura etwa, haben ihre großen Lagerstätten in New Orleans und Johor (Malaysia) bzw. in Antwerpen. Händler und Analysten haben in diesen Häfen - wo das Metall traditionell selten zu finden ist - deutlich höhere Kupferlieferungen entdeckt.
Niedrige Preise, hohe Aufschläge
Die Metalle werden in den Hallen gelagert, bis sie gegen Terminkontrakte der Börse an Abnehmer geliefert werden. Die Betreiber kassieren hohe Gebühren nicht nur für die Lagerung, sondern auch dafür, wenn das Metall bewegt werden soll. Während der Kupferpreis derzeit mit unter 7.200 Dollar je Tonne auf einem neuen Zehnmonatstief liegt, schnellten die Gebühren in den letzten Monaten sowohl in den USA als auch in Europa in die Höhe.

Reuters/Ivan Alvarado
Die weltweit größte Kupfermine liegt in Chile und wird von der Firma Minera Escondida betrieben
Kupferverarbeitende Unternehmen sorgen sich, dass das Metall dasselbe Schicksal erleidet wie schon davor Aluminium und Zink. Diese Metalle werden zu großen Mengen in den Hallen gehortet, während die Wartezeit dafür immer größer wird. Bis zu ein Jahr müssen Aluminiumkäufer für Lieferungen aus LME-Lagern in Detroit und den Niederlanden warten. US-Verbraucher mussten teils Rekordaufschläge von 260 Dollar pro Tonne zahlen, um ihre Lieferungen schneller zu erhalten, obwohl die Produktion seit 2005 die Nachfrage jährlich übertroffen hat, so das „WSJ“.
China größter Verbraucher
Kupfer wird etwa in Autos und elektronischen Schaltplatten eingesetzt. Die beiden größten Abnehmer - und damit Preisindikatoren - sind China und die USA, wo 40 bzw. zehn Prozent des raffinierten Kupferbestandes verbraucht werden. Schwache Konjunkturdaten aus China sind deshalb auch verantwortlich für den derzeit niedrigen Kupferpreis.
Teure Umleitung in eigene Lager
Glencore und Trafigura zahlen offenbar dafür, Lieferungen in ihre Lager umzuleiten, wie Händler und Analysten berichten. Bis zu 120 Dollar Aufschlag pro Tonne zahlt demnach die Lagerhallensparte von Glencore, die Pacorini Metals Group, über dem Marktpreis an der LME, um die Lieferungen nach Johor zu schicken, deutlich mehr, als es etwa in China und dem restlichen Asien bezahlt wird.
„Lagerbesitzer der LME zahlen hohe Summen dafür, Kupfer in ihre Lager liefern zu lassen, und verursachen damit lange Lieferzeiten. Dadurch ist Kupfer praktisch für die sofortige Lieferung an industrielle Verbraucher nicht mehr verfügbar“, so ein Sprecher von Southwire, dem größten Kupferdrahthersteller der USA, gegenüber dem „WSJ“. Glencore will sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Vonseiten Trafiguras hieß es lediglich, dass die großen Lagerbestände durch die schwindende Nachfrage aus China und die steigende Produktion entstanden seien. Illegal ist das Horten von Metallvorräten nicht, der physische Handel wird kaum kontrolliert.
„Der alte Lagertrick“
„Das ist der alte Lagertrick“, sagte Mark Woehnker, Vorsitzender von AmRod, einem Hersteller von Kupferstäben in New Jersey, gegenüber dem „WSJ“. „Das ist eine sehr beunruhigende Entwicklung.“ Analysten von Barclays erwarten, dass die Kupfernachfrage im Verlauf des Jahres schneller wachsen wird, nämlich um 3,3 Prozent verglichen mit 2012. Die LME will deshalb gegen den Stau im Lagersystem vorgehen. Lagerbetreiber müssen täglich mehrere Sorten Metall ausliefern - dadurch sollen sie dazu gezwungen werden, stark nachgefragte Metalle nicht künstlich zurückzuhalten.
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