Sundt fiel bei Grasser in Ungnade
Die Anklagebank beim Prozess um die Kursmanipulation bei der Telekom Austria (TA) im Februar war prominent besetzt. Neben dem ehemaligen TA-Vorstand Heinz Sundt mussten sich auch der damalige Finanzvorstand Stefano Colombo und der damalige Festnetzvorstand Rudolf Fischer vor Gericht verantworten - Colombo und Fischer wurden erstinstanzlich verurteilt. Hier ein Abriss über ihre Karrieren.
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Zehn Jahre lang hatte Sundt Führungsfunktionen bei der börsennotierten TA inne, als er bei dem damaligen Eigentümervertreter Finanzminister Karl-Heinz Grasser aber in Ungnade fiel, waren seine Tage gezählt. Nachdem Sundt die Teilprivatisierung kritisiert hatte - der TA-Kurs lag mittlerweile deutlich unter dem Ausgabewert -, musste er 2006 trotz eines Rekordergebnisses seinen Hut nehmen.

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Heinz Sundt 2012 vor dem parlamentarischen U-Ausschuss
Am Anfang besaß Sundt als TA-Boss das Vertrauen der damaligen Bundesregierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), die ihn im Jahr 2004 wiederbestellte. Mit ihm bestätigt wurden auch die anderen Vorstände - Mobilkom-Chef Boris Nemsic, Festnetzboss Fischer und Finanzvorstand Colombo.
Sundt erhielt Konsulentenvertrag
Als Sundt 2006 im Alter von 58 Jahren gehen musste, folgte Nemsic nach, der nach seinem Wechsel nach Russland vom jetzigen TA-Chef Hannes Ametsreiter ersetzt wurde. Nemsic war jahrelang der Kronprinz von Sundt, wenn auch beide nach außen hin anders gestrickt waren. Während Nemsic den hemdsärmeligen Typen gab, sah sich Sundt lieber als respektabler Industrieller, was manche als von oben herab empfanden.
Wie bei einer Nichtvertragsverlängerung von Spitzenpositionen durchaus üblich musste sich Sundt nach seinem Ausscheiden aber nicht mit dem Arbeitsmarktservice begnügen - er erhielt einen Konsulentenvertrag für den Einstieg der TA in den serbischen Markt, was insofern überraschte, da der neue Konzernchef Nemsic, der im bosnischen Sarajevo geboren worden war, bestens auf dem Balkan vernetzt war.
Von der Länderbank über IBM zur TA
Sundt studierte an der Hochschule für Welthandel in Wien und begann seine berufliche Laufbahn 1967 bei der Länderbank. Von 1969 bis 1986 war er bei IBM Österreich in führender Funktion im Marketing und Vertrieb tätig und leitete von 1986 bis 1989 die Division Telekom und Netzwerk-Services. 1989 wechselte er als Vertriebs- und Marketingleiter zur Mayr-Melnhof-Tochter Neupack. Im Jänner 1996 übernahm Sundt die Unternehmensführung der TA-Tochter Mobilkom Austria, bevor er im April 2000 zum TA-Generaldirektor ernannt wurde.
Colombo als Wahl der Italiener
Der damalige Finanzvorstand Colombo begann nach dem Wirtschaftsstudium 1986 seine Tätigkeit bei der Mediobanca, von 1990 an war er als Assistent des Finanzvorstands des Chemieunternehmens Enimont tätig, 1994 wurde der Italiener Finanzvorstand bei Olivetti Telemedia.

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Stefano Colombo im Jahr 2004
Von 1996 bis 1999 war Colombo Geschäftsführer von Carrera Optyl in Linz, 1999 Finanzvorstand des Brillenerzeugers Marcolin. Im April 2000 wurde Colombo - damals noch auf dem Ticket des damaligen Sperrminoritätsaktionärs Telecom Italia - zum Generaldirektor-Stellvertreter und Finanzvorstand der TA bestellt.
Fischer begann bei Alcatel
Fischer begann nach dem Wirtschaftsstudium seine berufliche Laufbahn bei Alcatel Austria. 1983 übernahm er dort die Leitung des Rechnungswesens und der Steuerabteilung, 1988 zusätzlich die Verantwortung für das Controlling. Von 1989 bis 1993 war Fischer Geschäftsführer von AOSA, einem Joint Venture von Siemens und Alcatel Austria. 1994 wurde er Vorstandsvorsitzender der United Telecom Investment B.V. in den Niederlanden. Im November 1998 wurde Fischer TA-Vorstandsdirektor. Mit Dezember 2001 übernahm er als Chief Operating Officer (COO) die Leitung des gesamten Wireline-Bereiches. Ende August 2008 verließ er die TA.

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Rudolf Fischer vor dem parlamentarischen U-Ausschuss 2012
YouTube-Video stellte Schieszler ein Bein
Der ehemalige Festnetz-Finanzvorstand Gernot Schieszler bot sich der Justiz als Kronzeuge an. Er hatte bei der TA eine schnelle Karriere gemacht. Ursprünglich schnupperte er im Finanzjournalismus. Vom Berater Czipin als Assistent des Finanzvorstandes für den Börsengang im Jahr 2000 zur TA geholt, war der damals erst 30-Jährige für das Controlling verantwortlich. Im Juni 2006 stieg er zum Festnetz-Finanzvorstand der TA AG auf und stand dort an der Seite von Fischer.
Ein YouTube-Video kam Schieszler 2009 in seiner weiteren Karriereplanung dazwischen. Schieszler sorgte durch fragwürdige Äußerungen zum Abbau unkündbarer beamteter TA-Mitarbeiter für Aufsehen und brachte der TA einen Mobbingvorwurf ein. Laut dem auf der Internetplattform veröffentlichten Video vom Capital Market Day am 29. Jänner sagte Schieszler, diese Mitarbeiter würden zunächst daheim sitzengelassen, dann für ein paar Tage zur Arbeit gerufen, „und wenn sie dann am Telefon erklären, dass sie krank sind, werden wir ihnen den Arzt schicken. Und wenn der feststellt, dass sie nicht krank sind, dann werden wir Klagen gegen diese Mitarbeiter folgen lassen.“ Dann würden schon „ein paar die Golden Handshakes annehmen“.
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