Staatsmedien streuen Kim Jong Un Rosen
Die Führung in Pjöngjang hat am Donnerstag auf neue Kriegsdrohungen verzichtet, wie sie seit mehr als einem Monat beinahe täglich aus Nordkorea zu hören waren. Der Fokus lag indes auf den Feierlichkeiten zu Ehren des Staatsgründers und Großvaters von Machthaber Kim Jong Un, Kim Il Sung. Dieser wäre am kommenden Montag 101 Jahre alt geworden.
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Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichte eine Liste von Gästen, die in Pjöngjang eintrafen. Diese reichten von chinesischen Unternehmern bis zu lateinamerikanischen Verfechtern der von Kim Il Sung entwickelten Juche-Ideologie, die zur politischen, militärischen und wirtschaftlichen Autarkie aufruft. Das Parteiorgan Rodong Sinmun lobte zugleich Kim Jong Un, den dritten Vertreter der Kim-Dynastie an der Spitze Nordkoreas.

Reuters/KCNA
Tausende Nordkoreaner schwören zu Beginn der Feierlichkeiten einen Eid auf Kim Jong Un
Auch Jahrestage für Kim Jong Un
Der 30-Jährige habe nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember 2011 „das nordkoreanische Volk aus dem Meer blutiger Tränen“ erhoben. Er sei die „Nummer eins an Überzeugung und Willenskraft“. Kim wurde am 11. April des Vorjahres das Amt des Ersten Sekretärs der herrschenden Arbeiterpartei übertragen. Damit wurde er in der Nachfolge seines Vaters auch Parteichef. Zwei Tage später, am 13. April, wurde Kim Jong Un Erster Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission - das wichtigste Entscheidungsgremium des Landes.
Raketenstart zu Kim Il Sungs Ehren?
Nach Berichten südkoreanischer Medien verlegte Nordkorea zwei Mittelstreckenraketen an die Ostküste, wo sie auf mobilen Startrampen stehen. Spekuliert wurde, dass Nordkorea im hochkochenden Konflikt um seine Raketen- und Atomprogramme eine oder mehrere Raketen zur Demonstration militärischer Stärke testen könnte. Die Raketen könnten theoretisch Ziele in Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Pazifik-Insel Guam treffen. Die Feiertage der Kim-Dynastie werden mit großen Kundgebungen, Militärparaden und politischen Machtdemonstrationen begangen.
Daher schließen Militärexperten nicht aus, dass Nordkorea aus diesem Anlass Raketen- oder Atomwaffentests vornehmen könnte. Als möglicher Zeitpunkt für einen Raketenstart wurden die Tage vor dem 15. April genannt, an dem Nordkorea den 101. Geburtstag von Kim Il Sung feiert. Am Freitag wird US-Außenminister John Kerry in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul erwartet.
Hagel: „Nahe gefährlicher Linie“
Angesichts zunehmender Hinweise auf einen bevorstehenden Raketentest Nordkoreas verschärfte die USA ihre Warnungen an das international fast vollständig isolierte Land. Nordkorea bewege sich nahe „einer gefährlichen Linie“, sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel in Washington. Die Vereinigten Staaten seien in der Lage, mit jeder denkbaren Handlung Nordkoreas umzugehen, um die USA, ihre Interessen und ihre Verbündeten zu schützen.
Raketen „zum Abschuss bereit“
Es gebe Anzeichen, dass der Norden in Kürze Musudan-Raketen abfeuern könnte, zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap einen namentlich nicht genannten Geheimdienst-Mitarbeiter in Seoul. Dabei handelt es sich um Mittelstreckenraketen. Diese sollen eine geschätzte Reichweite von bis zu 4.000 Kilometern haben und könnten damit Südkorea, Japan und Guam erreichen.
Wie Yonhap weiter berichtete, wurden die Raketen immer wieder an verschiedene Orte gebracht, um damit offenbar ausländische Geheimdienste zu verwirren. Auch fünf mobile Abschussrampen hätten die Positionen gewechselt. Japanischen Medien zufolge wurden in Nordkorea zudem ein oder zwei Abschussrampen gen Himmel gerichtet. Nordkoreanische Staatsmedien zitierten derweil eine Erklärung des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung Koreas, wonach die Einheiten zum Abschuss bereit seien.
US-Stützpunkt Guam in Alarmbereitschaft
Südkorea und die USA wappneten sich unterdessen für einen möglicherweise bevorstehenden Raketenabschuss aus Nordkorea. Auf der US-Pazifik-Insel Guam wurde am Donnerstag ein Warnsystem getestet, auch Südkorea hielt seine Alarmbereitschaft aufrecht. Auf Guam wurde die Alarmstufe gelb verhängt. Ein Test des Warnsystems verlief Gouverneur Eddie Calvo zufolge erfolgreich.
Zwar stufte die örtliche Heimatschutzbehörde einen nordkoreanischen Angriff als eher unwahrscheinlich ein, da Guam mit den USA von der „bedeutendsten Nation und der bedeutendsten Armee“ geschützt werde. Dennoch wurden die Bewohner aufgefordert, Notfallpläne bereitzuhalten. Die USA brachten laut Pentagon eine Radaranlage in Stellung. Angaben zur Position der Anlage wurden nicht gemacht.
Internationale Gemeinschaft provoziert
Nordkorea hat den USA mit einem Angriff gedroht. Unklar ist, ob das Land dazu tatsächlich in der Lage ist. Auch halten es die meisten Beobachter für unwahrscheinlich, dass Nordkorea es auf einen Konflikt ankommen lassen würde, der wohl seine eigene Zerstörung zur Folge hätte. Doch sie warnen davor, die Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel zu unterschätzen.
Die Führung in Pjöngjang hat die internationale Gemeinschaft seit der Machtübernahme von Kim Jong Un mit dem Start von zwei Langstreckenraketen sowie einem Atombombentest im Februar provoziert. Die Vereinten Nationen verhängten daraufhin Sanktionen, die Nordkorea als feindlichen Akt und Vorläufer für eine Invasion wertete. In der Folge ließ das abgeschottete Land eine ganze Reihe von Drohungen los, die von einem atomaren Erstschlag gegen die USA bis hin zum Krieg gegen Südkorea reichten. Zudem stationierte es an seiner Ostküste nach Einschätzung der USA bis zu fünf Mittelstreckenraketen.
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