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1.800 Kilometer sollen abgesperrt werden

Schmuggler, Flüchtlinge und Terroristen: Saudi-Arabien sieht die offene Grenze zum Nachbarland Jemen zunehmend als Bedrohung. Um sich vor Operationen der Al-Kaida sowie Drogen- wie Waffenschmuggel zu schützen, errichtet Saudi-Arabien laut einem BBC-Bericht eine „Trennungsmauer“ zum südlichen Nachbarn.

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Geplant ist der Bau eines 1.800 Kilometer langen Grenzzauns, der entlang der gesamten Grenze mit dem südlichen Staat gezogen werden soll - von der Küste des Roten Meeres im Westen bis hin zum Oman im Osten. Bereits seit der Errichtung von Sperranlagen entlang der Grenze in den Jahren 2003 und 2004 wurde über einen Grenzzaun diskutiert, ein Teil davon ist in der flachen Küstenregion auch schon gebaut.

Ausbildungslager für Extremisten

Für die Verstärkung der Grenzen gebe es mehrere Gründe, berichtete die BBC. Zum einen kontrollieren und nutzen Extremisten, die Verbindungen zur radikalislamischen Al-Kaida haben, die bergige Grenzregion als Rückzugsgebiet für ihre Ausbildungscamps. Islamisten aus Saudi-Arabien und dem Jemen haben sich in der 2008 gegründeten Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) zusammengetan und seitdem Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Zum anderen befürchtet Saudi-Arabien, dass die Terroristen auch Attentate im eigenen Land verstärken könnten.

Kürzlich seien fünf saudi-arabische Grenzsoldaten bei Schießereien getötet worden, sagte ein saudi-arabischer Grenzbeamter. Die Sicherheitskräfte könnten die Bedrohung kaum unter Kontrolle halten.

„Arabischer Frühling“ als Bedrohung

Zudem gilt es auch, Flüchtlinge aus dem Jemen abzuschrecken: Tausende Jemeniten versuchen aus ihrem verarmten Heimatland zu fliehen und in Saudi-Arabien, dem reichsten Land der Welt, unterzutauchen. Jene, die ohne rechtliche Erlaubnis über die Grenze gelangen, kommen in Haft und werden überprüft, so ein Grenzbeamter im Gespräch mit der BBC. Danach erfolgt die Ausweisung zurück in den Jemen.

Jemen gilt als alles andere als stabil: Nach monatelangen Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des im Februar 2012 entmachteten langjährigen Präsidenten Ali Abdullah Saleh ist die Lage in dem Land gespannt, das Militär hat seitdem an Einfluss gewonnen. Der reiche Nachbar Saudi-Arabien ist der größte Geldgeber des verarmten Jemen. Er finanziert aber auch Stämme im Kampf gegen die Al-Kaida.

Und auch die Demokratisierungsbewegungen in den Nachbarländern nimmt die saudische Führung als Bedrohung wahr. Ein Grenzzaun zum Irak wurde bereits errichtet, nach Bahrain schickte man Truppen, als die Aufstände begannen. Und die Entwicklungen in Ägypten werden mit Nervosität und großem Argwohn beobachtet.

Kritische Stimmen im Internet

Mit dem „arabischen Frühling“ habe sich auch im Internet der Frust gegenüber der saudi-arabischen Führung angestaut. Ahmed al-Omran, einer der bekanntesten Blogger des Landes, betonte im Gespräch mit der BBC, die Gunst der Bevölkerung könne nicht langfristig erkauft werden. Es wurde Geld verteilt, um die Bevölkerung mundtot zu machen.

„Man könnte zwar den Eindruck bekommen, dass der ‚arabische Frühling‘ sich nicht auf Menschen in Saudi-Arabien auswirkt, aber das täuscht“, sagt der Blogger. Vor allem im Internet mehren sich die kritischen Stimmen aus der Bevölkerung gegenüber der Regierung, die mit dem System unzufrieden seien. „Sie spüren, dass sich etwas verändert - und die Regierung auch“, so Omran.

Protestbereite Generation

Die saudi-arabische Führung, die die Gunst des alternden Königs genießt, will sich im Sattel halten - allen Rufen der Bevölkerung nach Demokratisierung zum Trotz. Die steigende Jugendarbeitslosigkeit und das Aufbegehren der nächsten und protestbereiten Generation kann dieses traditionelle System ins Wanken bringen.

Ob eine Mauer oder ein Zaun das Potenzial hat, die ohnehin problematische Beziehung zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen zu verbessern, ist zu bezweifeln. Zumindest erwecken Abgrenzungen den Schein von Sicherheit. Konkrete Informationen, etwa welche Unternehmen zur Errichtung beauftragt wurden oder wo genau der Zaun gezogen werden soll, gibt es nicht. Genauso wenig, was mit den Bewohnern dieser Landstriche geschieht.

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