Indien: Im Notfall Medikamentenpatente wieder entziehen
Im Streit über Arzneimittelpatente internationaler Pharmakonzerne behält sich Indien vor, bereits erteilten Patentschutz für Medikamente im Notfall wieder zu entziehen. Sollte eine Pandemie oder schwerwiegende Krankheit ausbrechen, könnte das notwendig werden, sagte Indiens Handelsminister Anand Sharma gestern bei einem Besuch der Weltagentur für Geistiges Eigentum in Genf.
„Was ist besser - Menschen sterben zu lassen oder ihnen Medikamente zur Verfügung zu stellen? Das ist doch die entscheidende Frage“, sagte Sharma. Bisher sei es noch nie vorgekommen, dass ein bereits erteilter Patentschutz wieder aufgehoben wurde, fügte er hinzu. Die Regierung behalte sich dieses Recht aber vor.
Rückschlag für Novartis
Indien hatte zuletzt dem Schweizer Pharmakonzern Novartis einen schweren Schlag versetzt und den Patentschutz für das Krebsmittel Glivec versagt. Patente auf teure westliche Arzneien sind in Indien schwer zu erlangen. Viele Inder können sich diese Originalpräparate nicht leisten, sondern sind auf günstige Nachahmerprodukte (Generika) angewiesen. Sharma verteidigte die Entscheidung. Sie sei von einem unabhängigen Gericht gefällt worden und nicht von der Regierung. Er gehe nicht davon aus, dass das Urteil Investitionen in Forschung und Entwicklung beeinträchtigen werde.