Weltweite Trauer
Der Tod der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher hat weltweit für Betroffenheit und Anteilnahme gesorgt. Ihr Nachfolger, Ex-Premier John Major, würdigte Thatcher als „politisches Phänomen“. Der britische Premier David Cameron brach am Montag eine Auslandsreise vorzeitig ab.
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„Wir haben eine große Führerin verloren, eine große Premierministerin und eine große Britin“, würdigte Cameron Thatcher. Cameron war auf seiner Europareise am Montag nach Madrid gereist, am Abend stand auch Paris auf dem Programm. Er kehrt nun früher nach London zurück.
Großbritannien trauert um „Naturgewalt“
Martin Callanan, Parteifreund und Fraktionschef der Konservativen im Europaparlament, erklärte in einer Aussendung: „Margaret Thatcher war die größte Welt-Führungspersönlichkeit ihrer Zeit. Wir bedauern ihren Verlust zutiefst, aber wir feiern ihr außerordentliches Erbe, das sie Großbritannien, Europa und der Welt hinterlassen hat.“ Callanan würdigte auch ihren Beitrag zum Fall des Eisernen Vorhangs. Er sei „wegen Thatcher (...) zu den Konservativen gegangen“.
Die britische Königin Elizabeth II. drückte ihre Bestürzung aus. Die Königin sei „traurig, diese Nachricht zu hören“, und werde im Laufe des Tages eine private Nachricht der Anteilnahme an die Familie Thatcher senden, sagte ein Palastsprecher am Montag.
Der frühere Tory-Premier Major würdigte seine direkte Vorgängerin als „Naturgewalt“ und „politisches Phänomen“. Ihre Wirtschafts- und Gewerkschaftsreformen sowie ihr Einsatz für die Falklandinseln stellten sie „über die normale Politik“. „Alle, die mit ihr zusammengearbeitet haben, werden sich immer an ihre herausragenden Charakteristiken erinnern: ihren Mut und ihre Willenskraft in der Politik, ihre Menschlichkeit und geistige Großzügigkeit im Privaten.“
Englische Gewerkschaft: „Wunderbarer Tag“
Aber nicht alle in Großbritannien waren betrübt - der Funktionär David Hopper von der Bergarbeitergewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM) machte aus seiner Freude keinen Hehl. „Darauf werde ich jetzt anstoßen“, sagte Hopper. „Das ist ein wunderbarer Tag, ich bin absolut erfreut. Heute ist mein 70. Geburtstag, und es ist einer der besten, die ich je hatte.“
Obama: USA verlieren „wahre Freundin“
US-Präsident Barack Obama reagierte mit Bedauern auf den Tod von Thatcher. „Mit dem Tod von Baroness Margaret Thatcher hat die Welt eine der großen Verfechterinnen der Freiheit verloren und Amerika eine wahre Freundin“, sagte der Präsident laut einer in Washington verbreiteten Mitteilung. Als erste britische Regierungschefin sei sie Vorbild für viele Frauen.
Die frühere First Lady der USA, Nancy Reagan, lobte Thatchers „klare Vision und starke Entschlossenheit, für ihre Überzeugungen einzutreten“. Ihr 2004 gestorbener Ehemann Ronald und Thatcher seien „politische Seelenverwandte“ gewesen. „Es ist bekannt, dass mein Mann und Lady Thatcher eine sehr besondere Beziehung als Anführer ihrer jeweiligen Länder in einer der schwierigsten und entscheidendsten Zeiten in jüngster Geschichte hatten.“
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon drückte der Familie und der Regierung in London sein Beileid aus. „Wir werden ihre großartige Führungsstärke sehr vermissen“, sagte Ban während eines Besuchs in den Niederlanden in Den Haag.
Gorbatschow: „Große Persönlichkeit“
Der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow erinnerte sich an Thatcher als „große politische Persönlichkeit“. Auch der frühere polnische Präsident Lech Walesa würdigte Thatcher als Persönlichkeit, „die zum Fall des Kommunismus beigetragen hat“. Er bete für sie, sagte der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Chef der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, deren Proteste in den 80er Jahren die politische Wende in Polen mit bewirkten.
Merkel: Freiheitsbewegung in Osteuropa früh erkannt
„Ihren Anteil an der Überwindung der Teilung Europas und am Ende des Kalten Krieges werde ich nicht vergessen“, so die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in einer ersten Reaktion. Thatcher habe früh die Kraft der Freiheitsbewegungen Osteuropas erkannt und sich für sie eingesetzt. Weiter betonte Merkel: „Indem sie sich zu Zeiten, als dies noch nicht selbstverständlich war, als Frau im höchsten demokratischen Amt behauptete, hat sie vielen nach ihr ein Beispiel gegeben.“
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle würdigte Thatcher als eine große Politikerin, die Großbritannien, Europa und die ganze Welt geprägt habe. Thatcher zähle zu den wenigen Menschen, bei denen man schon zu Lebzeiten gewusst habe, dass sie große Geschichte schrieben. „Für die Geschichte Europas und der Welt hinterlässt sie ein großes Erbe“, sagte Westerwelle am Montag in Berlin. „Wir schauen voller Bewunderung auf ihr Lebenswerk.“
Hollande: Impulsgeberin für Ärmelkanal-Tunnel
Frankreichs Präsident Francois Hollande betonte, Thatchers Beziehungen zu Frankreich seien stets „offen und loyal“ gewesen. So habe sie einen entscheidenden Impuls zum Bau des Tunnels unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien gegeben. „Ihr gesamtes öffentliches Leben lang war sie mit ihren konservativen Überzeugungen, zu denen sie voll stand, auf den Einfluss Großbritanniens und auf die Verteidigung seiner Interessen bedacht“, hob Hollande zudem hervor.
Netanjahu: „Freundin Israels“
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte auf seiner Facebook-Seite, Thatcher sei eine „große Führerin“ gewesen und habe eine ganze Generation von Politikern inspiriert. Sie haben Prinzipientreue, Entschlossenheit, Überzeugung und Stärke verkörpert und sei eine „zuverlässige Freundin Israels und des jüdischen Volkes“ gewesen. „Ich spreche ihrer Familie und der Regierung und dem Volk Großbritanniens mein aufrichtiges Beileid aus.“
Schulz: „Europäische Politik mitgeprägt“
Für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) habe Thatcher die britische und europäische Politik mitgeprägt. „Trotz unserer klaren politischen Differenzen ist Margaret Thatcher eine Gestalt von geschichtlicher Bedeutung“, heißt es in einer Erklärung Schulz’. Unabhängig von der Frage, ob man ihr politisch zustimme, habe sie gezeigt, „dass Politik nach wie vor eine Kraft des Wandels ist“. Sie sei „zu Beginn ihrer Amtszeit“ auch eine überzeugte Europäerin gewesen.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso sagte, man werde Thatcher sowohl wegen ihrer Beiträge als auch wegen ihrer Vorbehalte zum Projekt Europa in Erinnerung behalten. Thatcher sei „eine vorsichtige und dennoch engagierte Akteurin in der Europäischen Union“ gewesen. Barroso würdigte ihren Beitrag zur Erweiterung der EU um die Staaten Mittel- und Osteuropas. Thatcher habe die Gestalt des heutigen Großbritanniens geformt - dazu gehöre auch die besondere Rolle, die das Land bis heute in der EU spiele.
Spindelegger lobt Thatchers Wirtschaftskurs
„Mit Thatcher verliert die bürgerliche Parteienfamilie eine der herausragendsten politischen Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts“, so Außenminister und ÖVP-Obmann Michael Spindelegger in einer Aussendung. „Obwohl Thatchers Politik zum Teil polarisierte, wurde vor allem ihr Wirtschaftskurs, der zu mehr Wohlstand für Großbritannien führte, immer hervorgehoben.“
Kritische Worte aus Südafrika
Südafrikas Regierungspartei African National Congress (ANC) - von Thatcher einst als Terrororganisation bezeichnet - erklärte, man habe die Nachricht „mit Traurigkeit“ aufgenommen. Gleichzeitig erinnerte die Partei daran, dass Thatcher sich gegen Sanktionen gegen das Apartheid-Regime gewendet hatte.
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