Zwei Drittel Nicht-Sportler
Die Anmeldungen zum Vienna City Marathon haben heuer wieder den Rekord gebrochen, der Frauenlauf war schon wenige Wochen nach Anmeldebeginn ausgebucht. Der Ansturm auf Laufveranstaltungen täuscht jedoch darüber hinweg, dass der Durchschnittsösterreicher wenig mit Bewegung am Hut hat.
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Österreicher sind im EU-Vergleich Bewegungsmuffel. Während 72 Prozent der Schweden und 64 Prozent der Dänen mindestens einmal pro Woche Sport treiben, sind es in Österreich nur 38 Prozent (EU-27-Schnitt: 40 Prozent), wie die Zahlen des letzten Eurobarometers aus dem Jahre 2010 belegen. Rund zwei Drittel der Österreicher betreiben selten oder nie Sport. Auch der Anteil derer, die angeben, sehr viel Sport zu machen (mindestens fünfmal die Woche), ist mit fünf Prozent deutlich geringer als im EU-Durchschnitt (neun Prozent).
Wandern in Tirol, Kegeln in der Steiermark
Auffällig ist der Unterschied zwischen den einzelnen Bundesländern. So nimmt im Westen der Sport einen deutlich höheren Stellenwert ein, wie das Institut für Freizeit und Tourismusforschung (IFT) erhoben hat. Immerhin 39 Prozent der Vorarlberger und 37 Prozent der Tiroler machen wöchentlich Sport. Wien und Niederösterreich bilden mit mageren 29 Prozent die Schlusslichter. Niederösterreich ist zudem das Bundesland mit den meisten Nicht-Sportlern: 32 Prozent machen gar keinen Sport.
Auch die Vorlieben liegen in den einzelnen Bundesländern weit auseinander. So sind im Westen und Süden Österreichs Skifahren und Wandern besonders beliebt, in Salzburg fahren 59 Prozent mehrmals im Monat mit dem Fahrrad, Burgenländer bevorzugen Tischtennis und Volleyball, die Steirer kegeln gerne, und in Oberösterreich wird dem Nordic Walking gefrönt. Die Wiener gaben bei der Befragung an, am liebsten „Randsportarten“ wie fernöstliche Kampfsportarten zu betreiben. Generell zeigt sich, dass Wiener seltener Sportarten im Freien betreiben.
13 Prozent der Österreicher laufen
Während Nordic Walking in vielen Bundesländern unter den Topsportarten gereiht wird, firmiert Laufen unter ferner liefen. Laut einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts Spectra aus dem Jahr 2012 geben nur 13 Prozent der Österreicher an, mindestens einmal wöchentlich zu joggen. Das ist in etwa derselbe Wert wie vor zwölf Jahren - 2000 gaben zwischen zwölf und 15 Prozent an, regelmäßig die Laufschuhe anzuziehen. Läufer sind zudem eher jünger, männlich und verfügen über eine höhere Schulbildung.
Überdurchschnittlich viele Jogger gibt es in Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Jeder Fünfte läuft mindestens einmal die Woche. Das tun nur 13 Prozent der Steirer und Kärntner und nur elf Prozent der Wiener, Nieder- und Oberösterreicher sowie Burgenländer. Nordic Walking ist hingegen besonders in Oberösterreich beliebt - jeder Zehnte geht regelmäßig mit Stöcken, wobei der typische Nordic Walker weiblich ist.
75 Minuten Sport in der Woche halten gesund
Die mäßige Sportbegeisterung der Österreicher wirkt sich auch auf das gesundheitliche Befinden aus. Untersuchungen der stellungspflichtigen Männer zeigen regelmäßig, dass die Zahl der Übergewichtigen signifikant steigt. Heute gibt es mit 6,5 Prozent doppelt so viele Über-100-Kilo-Männer wie vor zehn Jahren. Übergewicht beginnt aber schon in der Kindheit. So sind 15 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Wien übergewichtig.
Dabei braucht es gar nicht viel Bewegung, um gesund zu bleiben. Fachleute haben im Auftrag des Fonds Gesundes Österreich wissenschaftlich fundierte Bewegungsempfehlungen erarbeitet. Erwachsene sollten sich pro Woche 150 Minuten mit mittlerer Intensität oder 75 Minuten mit höherer Intensität bewegen. Kinder und Jugendliche sollten jeden Tag auf 60 Minuten Bewegung kommen.
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