Angst vor Investorenflucht
Länder wie Zypern, Luxemburg und Malta haben bisher vom Kapitaltransfer vorwiegend ausländischer Großanleger ganz gut gelebt, sich mit einem überdimensionierten Bankensektor aber auch ein beträchtliches volkswirtschaftliches Risiko aufgehalst. Nun befürchten sie, dass sich Investoren andere „sichere Häfen“ suchen, sollte das Beispiel Zyperns - dort werden Großanleger zur Kasse gebeten - Schule machen.
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Müssten vermögende Sparer die Sanierung der Bankenlandschaft mittragen, dann führe das dazu, „dass Investoren ihr Geld außerhalb der Euro-Zone anlegen“, sagte der luxemburgische Finanzminister Luc Frieden dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Man müsse „in dieser schwierigen Situation alles vermeiden, was zu Instabilität führt und das Vertrauen der Sparer zerstört“.
„Stärkt Eure Banken, repariert die Bilanzen“
Der Rettungsplan Zyperns sieht einen Beitrag von vermögenden Anlegern mit einem Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro vor. Dieser Schritt hatte für Verunsicherung insbesondere in anderen Euro-Krisenländern gesorgt. Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte - angesprochen auf Beispiele wie Luxemburg oder Malta - Staaten mit einem großen Finanzsektor empfohlen, Risiken abzubauen: „Stärkt Eure Banken, repariert die Bilanzen und seid Euch im Klaren darüber, wenn Banken in Probleme geraten, kommen wir nicht automatisch, um sie zu lösen“, sagte der Niederländer im Reuters-Interview.
Auf heftige Kritik stießen die Aussagen Dijsselbloems bei seinem Vorgänger als Chef der Euro-Gruppe, Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker. „Es stört mich, wenn man so tut, als ob die Art und Weise, wie das Zypern-Problem zu lösen versucht wurde, als Blaupause für zukünftige Rettungspläne gilt“, sagte Juncker am Mittwoch im „heute-journal“ des ZDF. „Es ist keine Blaupause. Wir dürfen nicht den Eindruck geben, als ob es zukünftig so wäre, dass Spareinlagen in Europa nicht sicher wären. Wir dürfen nicht den Eindruck geben, als ob Investoren ihr Geld in Europa nicht anlegen sollen.“
Luxemburg will keinen Zypern-Vergleich
Einen Vergleich Zyperns mit Luxemburg, das ebenfalls einen im Vergleich zur Wirtschaftsleistung überdimensionierten Bankensektor hat, wies der Politiker zurück: „Es gibt keine Parallelen zwischen Zypern und Luxemburg, und wir lassen uns auch keine Parallelen aufzwingen.“ In Luxemburg sind vor allem Töchter europäischer Banken und Fondsgesellschaften vertreten. „Wir locken nicht russische Gelder mit hohen Zinssätzen nach Luxemburg“, betonte Juncker.
Der Kleinstaat gilt eigentlich als wirtschaftlich grundsolide. Allerdings mahnte auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass das Land trotz bereits umgesetzter Regulierungen im Bankenbereich zu stark von seinem riesigen Finanzsektor abhängig sei. Die luxemburgischen Banken gelten allerdings als weit seriöser als die zypriotischen. Sie litten laut OECD kaum unter der Finanzkrise, weil ihnen als „sicherer Hafen“ manche Anlagergelder zuflossen. Dennoch: Eine schwere Verschärfung der Euro-Krise könnte auch das luxemburgische Geschäftsmodell ins Wanken bringen. Die Einlagen in luxemburgischen Finanzinstituten entsprechen einem X-Fachen des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Auch Steueroase Malta befürchtet „Radikalkur“
Auch in Malta gehe „die Angst um vor einer drohenden Radikalkur“, kommentierte zuletzt der „Spiegel“. Malta teile „mit Zypern nicht nur den Status als Mittelmeer-Insel, sondern auch den als Steueroase“. Der Finanzsektor sei hier im Verhältnis zum BIP sogar noch deutlich aufgeblähter, da die Bilanzsumme der Banken insgesamt etwa das Achtfache der Wirtschaftsleistung ausmache (in Zypern laut „Spiegel“ knapp über das Siebenfache). Unter Berufung auf das deutsche „Handelsblatt“ berichtete das Nachrichtenmagazin, dass Investmentfirmen Kunden zypriotischer Banken bereits eine Umschichtung ihrer Konten nach Malta empfehlen würden.
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