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Kommentare zur Zypern-Einigung

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„El Mundo“, Madrid, 25.3.2013

Bei der Sitzung der Minister der Euro-Gruppe wurde deutlich, dass das schlechte Management der Zypern-Krise das europäische Bauwerk untergraben hat. Die Rettungsoperation für ein Land, das nur 0,2 Prozent der Wirtschaftskraft der EU ausmacht, beweist, dass die Konstruktion des geeinten Europas größere Reparaturen benötigt. Durch die schlechte Politik der EU-Verantwortlichen war das kleine Zypern zu einer Gefahr für das Finanzsystem der EU geworden. Zypern hatte angeblich seit Herbst 2011 kaum noch Zugang zu den Kapitalmärkten. Wieso machte man sich erst anderthalb Jahre später daran, das Problem im Hauruckverfahren zu lösen?

„De Standaard“, Brüssel, 25.3.2013

Es sieht danach aus, dass Zyperns Präsident Nikos Anastasiades die Zerschlagung der größten Banken des Landes nicht mehr verhindern kann. Aber dass Europa anfänglich bei Plänen, Sparguthaben unter 100 000 Euro anzutasten, mitmachte und damit die Sparer der gesamten Euro-Zone alarmierte, bleibt ein Schnitzer von Format. Ohne Eigenverantwortung kann keine Solidarität entstehen. Darum müssen zuallererst der Bankensektor und die Reichen bezahlen, denn schließlich haben sie bisher am meisten profitiert. (...) Fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise wurde die Bankenwelt noch immer nicht ausgemistet, und die Bevölkerung Europas misstraut der Bereitschaft, die Dinge in Ordnung bringen zu wollen.

„Liberation“, Paris, 25.3.2013

Die Dramatik dieser Wirtschaftskrise und die politischen Reaktionen darauf schüren die Ängste der Bürger Europas, die durch schlechte Nachrichten schon völlig erschöpft sind. Was die Bürger nun verblüfft, ist die Dauer und Dimension dieser Krise, die Langsamkeit der Reaktionen und die Wirkungslosigkeit und vielleicht sogar Sinnlosigkeit der wirtschaftlichen Theorien, um sie zu bekämpfen. Zypern ist kein wirkliches Steuerparadies, hat aber gewiss auch kein vorbildliches Bankensystem. Die Problematik war bekannt, dokumentiert und vorhersehbar. Durch die Krise geraten Regierungen in Sackgassen, nehmen Protestbewegungen zu und es werden soziale Ängste geschürt. Die kleine Insel Zypern hat es geschafft, diese giftige Maschinerie wieder in Gang zu setzen. Das sollte uns eine Warnung sein.

„Der Standard“, Wien, 25.3.2013

Der Fall Zypern steht nicht nur für ein finanzielles Desaster als Folge eines irrwitzigen Geschäftsmodells. „Zypern“ steht vor allem für eine totale kommunikative Unfähigkeit an der Spitze von EU, Euro-Zone und Regierungen der Mitgliedsstaaten, die ihresgleichen sucht. (...) Keiner kennt sich mehr aus. Kein Wunder, wenn die Bürger dann aggressiv werden gegen Europa. Die wenigsten können verstehen, was da abgeht. So geht es nicht weiter. Premiers, Minister sollen reden. Aber Europa braucht endlich eine Stimme, die auch ganz normale Menschen verstehen.