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Franziskus trifft Benedikt XVI.

Papst Franziskus ist am Samstag mit dem Hubschrauber in Castel Gandolfo eingetroffen, wo er von seinem Vorgänger Benedikt XVI. empfangen worden ist. Es handelt sich um ein historisches Treffen eines Papstes mit seinem Vorgänger, wie es wohl noch keines in der 2.000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche gegeben hat.

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Der weiße Helikopter des Papstes kreiste zweimal bei niedriger Höhe über dem Ortskern von Castel Gandolfo, 30 Kilometer südlich von Rom. Nach der Landung umarmte Benedikt XVI. seinen Nachfolger. „Es war eine wunderschöne Umarmung“, sagte der vatikanische Pressesprecher Pater Federico Lombardi zu Journalisten. Franziskus schenkte Benedikt XVI. eine Ikone der Muttergottes.

Papst Franziskus und Ex-Papst Benedikt XVI.

APA/AP/L'Osservatore Romano

Eine Madonnen-Ikone als Gastgeschenk

„Moment von tiefster Nähe“

Anschließend gab es ein 45-minütiges Gespräch der beiden Geistlichen in der Bibliothek der päpstlichen Sommerresidenz. Laut Lombardi war es ein „Moment von tiefster Nähe“. Benedikt XVI. habe seinem Nachfolger seinen Gehorsam beteuert, Franziskus habe seinerseits seinem Vorgänger für dessen Pontifikat gedankt. Noch zu seinen Amtszeiten hatte Benedikt klargemacht, dass er sich ab dem 28. Februar vollständig zurückziehen und der Kirche nur noch mit seinem Gebet dienen wolle.

Franziskus und der emeritierte Papst beteten gemeinsam in der Kapelle der Sommerresidenz. „Benedikt hat seinem Nachfolger den Ehrenplatz angeboten, doch Franziskus erwiderte: ‚Wir sind Brüder‘ und bestand darauf, dass beide zusammen auf der selben Bank knien“, berichtete Lombardi. Danach gab es ein gemeinsames Mittagessen, bei dem auch die beiden Sekretäre von Franziskus und Benedikt, Alfred Xuereb und Georg Gänswein, anwesend waren.

Papst Franziskus und Ex-Papst Benedikt XVI.

APA/AP/L'Osservatore Romano

Franziskus (r.) zu Besuch bei Benedikt XVI.: „Wir sind Brüder“

Pilger und Journalisten hatten sich vor dem Eingang des Castel Gandolfo versammelt, einige Gläubige trugen T-Shirts mit dem Bild von Benedikt XVI. Ein Gläubiger schwenkte ein Plakat mit der Aufschrift: „Es lebe Franziskus“. Die beiden Geistlichen würden sich nicht der Menschenmenge zeigen, hieß es aus dem Presseamt des Heiligen Stuhls. Am Ende des Besuchs begleitete der emeritierte Papst seinen Nachfolger zum Helikopterlandeplatz, von dem aus der Pontifex dann zurück in den Vatikan flog.

„Der liebe Gott kommt doch zum Ziel“

Franziskus und sein Vorgänger trugen bei dem Treffen beide Weiß, die Farbe der Päpste. Den weißen Schulterumhang und den breiten Gürtel - beides Symbole der Papstes - trug allerdings nur Franziskus. Benedikt XVI., der sehr bewegt und zugleich geschwächt wirkte, trug eine weiße Steppjacke.

Der 76-jährige Papst und sein 85-jähriger Vorgänger kennen sich bereits seit längerem. Medienberichten zufolge war der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio bei der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst im Jahr 2005 dessen stärkster Konkurrent. „Ich denke, Benedikt wird schmunzeln und sagen, na ja, der liebe Gott kommt doch zum Ziel“, wenn auch um acht Jahre verspätet, kommentierte der Kölner Kardinal Joachim Meisner die Wahl Bergoglios: „Wenn er ihn damals schon haben wollte, ist es nicht gleich gelungen, aber jetzt.“

Erste Karwoche mit Franziskus

Kaum ist Franziskus in sein Amt eingeführt worden, schon warten auf ihn die größten und bedeutendsten liturgischen Feiern des Kirchenjahres: die Karwoche. Der Reigen der Feierlichkeiten beginnt am Palmsonntag auf dem Petersplatz um 9.30 Uhr mit der Segnung der Palm- und Ölzweige, einer Prozession und der anschließenden Palmsonntagsmesse. Danach folgt um 12.00 Uhr das Angelusgebet.

Am Gründonnerstag finden traditionellerweise gleich zwei Messfeiern statt: Am Vormittag werden in der Chrisam-Messe im Petersdom (ab 9.30 Uhr) die Öle für die Sakramentenspendung in der Diözese Rom geweiht. Um 17.30 Uhr feiert Franziskus dann im Jugendgefängnis „Casal del Marmo“ die Messe vom letzten Abendmahl. In dessen Rahmen wird er auch zwölf inhaftierten Jugendlichen die Füße waschen.

Am Karfreitag gedenkt der Papst um 17.00 Uhr im Petersdom in der Karfreitagsliturgie des Leidens und der Kreuzigung Christi. Am Abend findet ab 21.15 Uhr im Kolosseum der Kreuzweg bei Fackelschein statt. In diesem Jahr wurden die 14 Kreuzwegmeditationen unter Leitung des maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Boutros Rai von zwei jungen maronitischen Christen aus dem Libanon verfasst. Benedikt XVI. wollte mit diesem Auftrag an den Patriarchen auf die Lage der Christen im Nahen Osten und seine eigene Reise in den Libanon im September 2012 hinweisen.

In der Osternachtsliturgie feiert Franziskus am Samstag ab 20.30 Uhr im Petersdom die Auferstehung Christi. Eine feierliche Ostersonntagsmesse am 31. März ab 10.15 Uhr auf dem Petersplatz beschließt die Feiern der Karwoche. Um 12.00 Uhr kann der Papst dann bereits zum zweiten Mal in seinem noch jungen Pontifikat den Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“) erteilen.

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