Themenüberblick

Rom erwartet über eine Million Pilger

Mit seinem ersten Angelus-Gebet auf dem Petersplatz steht für Papst Franziskus am Sonntag bereits der nächste Höhepunkt seiner noch jungen Amtszeit auf dem Programm. Für die zuständigen Behörden in Rom gilt es dabei eine wahre Mammutaufgabe zu bewältigen. Die Stadt wird derzeit von Pilgern geradezu gestürmt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Wir haben Maßnahmen für den Fall ergriffen, dass über eine Million Personen eintreffen“, erklärte zuletzt Roms Polizeipräfekt Giuseppe Pecoraro. Neben der am Dienstag anstehenden offiziellen Amtseinführung des neuen Papstes gilt vor allem der Sonntag, bei dem in der italienischen Hauptstadt auch ein Marathon mit tausenden Sportlern auf dem Programm steht, als Herausforderung.

Arbeiter auf Gerüst

APA/EPA/Juan Carlos Hidalgo

Umfangreiche Vorbereitungsarbeiten rund um den Petersplatz

Messe und Angelus-Gebet

Papst Franziskus wird am Sonntag erstmals auf dem Balkon seiner künftigen Privatgemächer in der dritten Etage des Apostolischen Palasts erscheinen und um 12.00 Uhr sein erstes Angelus-Gebet sprechen. Zuvor wird er in der Pfarrkirche Sant’Anna im Innern des Vatikans die Messe lesen.

„Bei der Vorstellung des neuen Papstes auf dem Petersplatz am Mittwoch war der Menschenandrang groß. Für den Einführungsgottesdienst rechnen wir mit einem weiteren Massenandrang vor allem von lateinamerikanischen Pilgern. Hunderttausende Menschen werden auch zum Angelus-Gebet am Sonntag erwartet“, sagte Pecoraro. Angesichts des erwarteten Pilgeransturm wurden laut Pecoraro nun ähnliche Maßnahmen ergriffen, die bereits beim Begräbnis von Johannes Paul II. im April 2005 zum Einsatz gekommen seien. Auch damals kamen Millionen Pilger nach Rom.

Massive Sicherheitsvorkehrungen

Begleitet werden die nächsten großen Papst-Auftritte auch von einem massiven Sicherheitsaufgebot. Mehr als 1.000 Einsatzkräfte, darunter auch Scharfschützen, sollen nach Medienberichten zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang gilt besonders der Tag der offiziellen Amtseinführung als heikel. Nach Polizeiangaben werden weit über 100 offizielle Delegationen aus der ganzen Welt, darunter auch zahlreiche Staats- und Regierungschefs erwartet. Erste Staatsgäste sind bereits in der Stadt angekommen. Aus Österreich wollen Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) zu der Zeremonie anreisen.

Am Montag wird der neue Papst die Staatschefin seines Heimatlandes Argentinien empfangen. Das Treffen mit Cristina Kirchner finde am Montag um 12.50 Uhr in der Casa Santa Marta, der derzeitigen Residenz des Papstes, statt, teilte der Vatikan mit. Bisher unterhielt Kirchner eine unterkühlte Beziehung zu dem Geistlichen, unter anderem wegen Differenzen hinsichtlich der Einführung der Homoehe in Argentinien im Jahr 2010.

Wegen der zusätzlichen Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Pontifikatswechsel entstanden sind, hat die Gemeinde Rom vom italienischen Wirtschaftsministerium einen Zuschuss von fünf Millionen Euro erhalten, wie der römische Bürgermeister Gianni Alemanno sagte. Die Summe soll vor allem der Deckung der Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen dienen.

Kamerateam

Reuters/Max Rossi

Ein dichtes Programm gibt es derzeit auch für Vatikan-Berichterstatter

Historisches Treffen mit Vorgänger

Bei einem Treffen mit Kardinälen im Vatikan hatte Franziskus am Freitag zu mehr Elan bei der Verkündigung des Christentums und einer Neuevangelisierung „bis in die letzten Enden der Welt“ aufgerufen. „Liebe Brüder, los“, zitierte ihn Radio Vatikan. Die christliche Wahrheit sei attraktiv, sagte der 76-Jährige bei der Audienz.

Zu einem Riesenandrang kam es im Vatikan unterdessen auch am Samstag bei der ersten Audienz des neuen Papstes mit Journalisten. Zeitweise warteten Medienvertreter in einer Hunderte Meter langen Schlange auf Einlass. Im italienischen Fernsehen war von 5.600 Teilnehmern die Rede.

Am nächsten Samstag steht für Franziskus schließlich ein historisches und mit Spannung erwartetes Treffen mit seinem Vorgänger auf dem Programm. Wie vom Vatikan mitgeteilt will Jorge Mario Bergoglio den emeritierten Papst Benedikt XVI. in der nahe Rom gelegenen Papstresidenz Castel Gandolfo treffen. Joseph Ratzinger hat sich nach seinem Rücktritt am 28. Februar dorthin zurückgezogen, später kehrt er in ein Kloster im Vatikan zurück.

Noch keine Personalentscheidungen

Eine der interessantesten Entscheidungen lässt der neue Papst vorerst offen. Wie der Vatikan am Samstag mitteilte, will Franziskus über die endgültige Besetzung der Posten in der römischen Kurie erst später entscheiden. Vorläufig bleibe alles wie gehabt. Der argentinische Papst wolle sich eine gewisse Zeit nehmen für Reflexion, Gebete und Gespräche. Erst dann wolle er definitiv darüber befinden, wer neu berufen oder im Amt bestätigt werde. Im Zuge der „Vatikleaks“-Affäre um Machenschaften im Vatikan war auch die römische Kurie ins Gerede gekommen.

Vatikan-Insider rechnen mit radikalen Personalveränderungen. Mehrere Schlüsselpositionen in der römischen Kurie könnten mit Vertrauensleuten des neuen Pontifex neu besetzt werden. Franziskus wird sehr wahrscheinlich auch einen neuen vatikanischen Staatssekretär anstelle von Kardinal Tarcisio Bertone einsetzen, der nach mehreren Skandalen im vergangenen Jahr unter Beschuss geraten ist.

Wer folgt Bertone nach?

Bertone wird von italienischen Medien als Verhinderer der Transparenzbemühungen von Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. betrachtet. Er galt insbesondere in der vatikanischen Kurie als Verfechter des Status quo, auch bei den Finanzen. Als möglicher Nachfolger Bertones gilt laut der für gewöhnlich gut informierten römischen Tageszeitung „La Repubblica“ der brasilianische Kardinal Joao Braz de Aviz, der im Rahmen der Generalkongregationen zur Vorbereitung des Konklaves offen die Privilegien der Kurie kritisiert hatte und mit Bertone auf Konfrontationskurs gegangen war. Braz de Aviz hatte unter anderem den Mangel an Transparenz in der von Bertone geleiteten Vatikanbank IOR kritisiert.

Links: