Stundenlang im Auto eingesperrt
Die ungarische Armee ist Freitagmittag mit Panzern zur Bergung auf der Autobahn von Budapest nach Wien (M1) eingeschneiter Pkw-Lenker ausgerückt. Die Autofahrer saßen zu diesem Zeitpunkt bereits stundenlang, einige bereits seit Donnerstagabend ohne Essen und Trinken in ihren Fahrzeugen fest. Der ungarische Innenminister Sandor Pinter rief zwischenzeitlich Katastrophenalarm aus.
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Zur Rettung der Opfer des Schneechaos brachte die ungarische Armee Panzer vom Typ T-72 sowie andere Kettenfahrzeuge zum Einsatz, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Während die Panzer bei der Bergung der Fahrzeuge zum Einsatz kommen, sollen die anderen Kettenfahrzeuge bei der Rettung der Menschen helfen. Das Schneechaos hatte am Donnerstag begonnen. Tausende Menschen saßen bereits in der Nacht auf Freitag auf Straßen und Autobahnen in ihren Autos fest.
Panikstimmung auf der M1
Die Opposition hatte vor dem Einsatz der Panzer die Regierung wegen deren Untätigkeit scharf kritisiert, denn Meteorologen hätten Schnee und Sturm lange zuvor angekündigt. Auf der M1 zwischen Budapest und Györ entfernten Hilfskräfte am Freitag Leitplanken, um den lahmgelegten Verkehr umzuleiten. In Richtung Wien stand der Verkehr zwischen Babolna und Györ nach wie vor still. Wie viel Zeit die Einsatzteams noch brauchen, die Lenker aus ihren eingeschneiten Pkws zu befreien, war vorerst unklar, berichtete die Polizei.
Auf der M1 herrschte unterdessen Panikstimmung, berichteten Medien. Betroffene kritisierten die Untätigkeit der Behörden und bezeichneten das ungarische Heer als „Operettenarmee“, die nicht einmal Schneeopfer retten könne. Unter den eingeschlossenen Menschen befanden sich unter anderen Schwangere und Kleinkinder. Viele der Pkws waren in den Skiurlaub nach Österreich unterwegs. Doch drei Meter hohe Schneewände, Unfälle, Staus hätten das verhindert, schreibt das Onlineportal der Zeitung „Nepszabadsag“.
"Den Leuten geht der Sprit aus
Hilfe für die eingeschneiten Autofahrer kam auch aus Österreich: Die ASFINAG unterstützte die Einsatzkräfte mit mehreren Schneeräumfahrzeugen. Darüber hinaus werde ein spezielles Räumfahrzeug den Weg für einen Hilfskonvoi des Roten Kreuzes frei machen. „In so einer Situation ist es für uns selbstverständlich, rasch und unkompliziert zu helfen“, sagten die ASFINAG-Vorstände Alois Schedl und Klaus Schierhackl.
Schneeverwehungen, Unfälle und querstehende Lkws brachten auch in Richtung Zagreb (M7) den Verkehr zum Erliegen. „Den Leuten geht mittlerweile schön langsam der Sprit aus. Viele Ehefrauen und -männer rufen bei uns an und machen sich Sorgen. Bei uns läutet permanent das Telefon“, so ein Sprecher des ÖAMTC zur APA. Zudem haben sich seit Donnerstag mehrere Unfälle ereignet. Die Verkehrsteilnehmer hatten mit dem sturmartigen Wind und den starken Schneeverwehungen zu kämpfen.

APA/EPA/Viktor Koppan
Dutzende Autos krachten am Donnerstag in Szabadbattyan ineinander, ein Mensch starb
Auf der M7 rutschten bei Nagykanizsa bereits am Donnerstagvormittag 41 Fahrzeuge ineinander. Wenige Stunden später wurden auf derselben Autobahn 77 Kilometer vor Budapest 47 Fahrzeuge in einen Massenunfall verwickelt. Ein Mensch kam dabei ums Leben, 40 weitere wurden verletzt, berichtete MTI unter Berufung auf den Rettungsdienst.
Probleme vor allem im Westen
Verkehrsbehinderungen und lange Staus wurden vor allem aus der westlichen Landeshälfte, aber zum Teil auch aus dem Nordosten Ungarns gemeldet. „Für Lkws ist aufgrund des heutigen Feiertages in Ungarn ein Fahrverbot aufrecht“, teilte ein Polizist mit. Nicht nur auf der Autobahn haben Schnee und Wind den Verkehr zum Teil lahmgelegt. „Auch in Sopron schaut es nicht gut aus“, sagte der Sprecher.

Reuters/Laszlo Balogh
Die Autobahnen M1 und M7 waren Freitagmittag außerhalb von Budapest gesperrt
Obwohl die Einreise mit dem Pkw nach Ungarn grundsätzlich möglich sei, raten der ÖAMTC und die Exekutive dringend davon ab. Laut Polizei werden die Verkehrsteilnehmer bei der Abfahrt Hegyeshalom auf die Bundesstraße abgeleitet. Aber auch dort gebe es kein bzw. nur mäßiges Weiterkommen. „Viele verzweifelte Leute wollen ihre Verwandten und Partner, die zum Teil auch mit Kindern in den Autos sitzen und warten, abholen. Aber auch davon ist abzuraten“, sagte der Sprecher des ÖAMTC.
Dutzende Orte von Außenwelt abgeschnitten
In ganz Ungarn mussten mehr als 8.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht werden. 57 Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten, 160 Orte ohne Stromversorgung, so MTI. Im Zugsverkehr kam es wegen der Schneefälle zu stundenlangen Verspätungen. In den östlichen Bezirken Szabolcs und Hajdu waren 47.000 Menschen ohne Strom, nachdem vom Wind umgeworfene Bäume die Überlandleitungen beschädigt hatten.
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