Mahnende Worte bei Messe
Einen Tag nach seiner Wahl zum Papst hat Franziskus gemeinsam mit den Kardinälen seine erste Messe gefeiert - und damit auch erste Hinweise auf seine Programmatik gegeben. In der Sixtinischen Kapelle, in der an den beiden Vortagen das Konklave stattgefunden hatte, zelebrierte er am Donnerstagnachmittag mit den 114 Wahlmännern den Gottesdienst „pro ecclesia“ („für die Kirche“).
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Dort feierte Franziskus der Tradition entsprechend die Messe auf Lateinisch, das bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil die vorherrschende Liturgiesprache in katholischen Gottesdiensten war. Seine Predigt hielt er aber auf Italienisch - und damit stand die Messe im deutlichen Gegensatz zu der seines Vorgängers Benedikt XVI.
Freie Rede auf Italienisch
Der Argentinier sprach ohne Textvorlage auf Italienisch und benutzte dabei zahlreiche Anspielungen auf die Bibel und schlichte Bilder. Benedikt hatte 2005 seine Vision für die Kirche auf Latein abgelesen. Zwar könne man viele Dinge erschaffen, sagte Franziskus am Donnerstag vor den 114 Kardinälen, die ihn am Vortag im Konklave gewählt hatten. „Aber wenn wir die Botschaft von Jesus Christus nicht verkünden, läuft etwas falsch. Wir würden zu einer mitfühlenden Nichtregierungsorganisation werden und nicht eine Kirche sein, die die Braut Christi ist.“

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Der neue Papst bei der Messe
Wer nicht zu Gott bete, bete zum Teufel, sagte der Papst weiter. Wer sich auf weltliche Werte stütze statt auf spirituelle, sei wie ein Kind, das Sandburgen am Strand baue. „Dann stürzt alles ein.“ Das Kreuz müsse stets im Mittelpunkt des christlichen Lebens stehen, „ansonsten sind wir verweltlicht“.
Plaudern mit Schülern
In der Früh hatte der neue Papst in der römischen Marienbasilika einen Blumenstrauß vor dem Altar abgestellt, war niedergekniet und verweilte einige Minuten in Stille. „Er sprach herzlich zu uns wie ein Vater“, sagte der Priester Ludovico Melo, der gemeinsam mit dem Papst betete. Franziskus hatte nach seiner Wahl angekündigt, dass er sich als Erstes bei Maria bedanken wolle. Doch Franziskus zeigt sich nicht nur fromm - er plaudert auch in der Kirche mit den dort Anwesenden, eine Gruppe Schüler kam deshalb zu spät in die Schule.
Anders als ursprünglich verlautet, reiste Franziskus noch nicht in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo südlich von Rom, um seinen Vorgänger zu besuchen. Die beiden hatten aber bereits am Mittwochabend nach der Wahl telefoniert.
Bescheidenheit und Scherze
Zudem lehnte es Franziskus am Abend nach seiner Wahl ab, in der ihm zustehenden Limousine zum Essen mit den Kardinälen zu fahren - er stieg lieber zu diesen in den Kleinbus. Und bei diesem Essen zeigte er eine gute Portion Humor. Zuerst dankte Franziskus laut Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi den Kardinälen für die Wahl, um dann aber hinterherzuschieben: „Möge Gott Euch vergeben für das, was Ihr getan habt.“
Interreligiöser Dialog als Anliegen
Der neue Papst will die Beziehungen zwischen Katholiken und Juden verbessern. Gleich an seinem ersten Arbeitstag schrieb Franziskus einen entsprechenden Brief an die jüdische Gemeinde in Rom. „Ich hoffe sehr, zum Fortschritt in den Beziehungen zwischen Juden und Katholiken beitragen zu können“, heißt es in dem auf der Website der jüdischen Gemeinde veröffentlichten Schreiben. Es müsse eine neue Atmosphäre der Kooperation geschaffen werden. Überhaupt scheint Franziskus der interreligiöse Dialog wichtig zu sein: Am Mittwoch ist statt der an sich geplanten ersten Generalaudienz ein Treffen mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen vorgesehen. Und am Samstag steht ein Treffen mit Journalisten auf dem Programm.
Die Einführungsmesse für das neue Kirchenoberhaupt ist für Dienstag geplant. Dabei wird er die Insignien der päpstlichen Macht erhalten, unter anderem das Pallium (eine Art Stola) und den Fischerring. Bei der Messe werden Delegationen aus der ganzen Welt und viele Staats- und Regierungschef anwesend sein.
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