Möwe okkupiert den Rauchfang
Das Konklave zur Wahl des neuen Papstes hat am Mittwochvormittag noch keine Entscheidung gebracht. Um 11.39 Uhr stieg schwarzer Rauch über der Sixtinischen Kapelle auf und signalisierte, dass in den beiden Wahlgängen am Vormittag keiner der Kandidaten die erforderliche Zweidrittelmehrheit von 77 Stimmen auf sich vereinigt hatte.
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Der schwarze Rauch nach dem zweiten und dritten Wahlgang des Konklaves stieg etwa 20 Minuten früher als erwartet auf. Der Nachfolger des am 28. Februar zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. wird von 115 Kardinälen gewählt. Am Nachmittag begann der vierte Wahlgang, der - da kein weißer Rauch aufstieg - ohne nötige Mehrheit auf einen neuen Papst endete. Am Abend ist noch eine letzte Abstimmung für Mittwoch vorgesehen - mit anschließendem Rauchzeichen.
Alle Blicke sind weiter auf den Schornstein der Sixtinischen Kapelle gerichtet. Doch statt Rauch sah die Menge auf dem Petersplatz eine stattliche weiße Möwe, die es sich auf der Spitze des Ofenrohrs gemütlich machte. Das Tier schaute über die Menge, blickte in den Himmel und putzte sich, und das über eine Stunde. Wie am Vortag harren auch diesmal wieder Tausende Menschen trotz des schlechten Wetters auf dem Petersplatz aus - Video dazu in iptv.ORF.at.

APA/AP/Dmitry Lovetsky
Schwarzer Rauch steigt am Mittwoch aus dem Rauchfang auf
Vatikan: Kein Zeichen einer Spaltung
Drei erfolglose Urnengänge bei der Wahl eines Papstes sind nach Angaben des Vatikan-Sprechers Federico Lombardi „ganz normal und kein Zeichen irgendeiner Spaltung“ unter den Kardinälen. Das Konklave stehe damit in der Tradition früherer Papst-Wahlen, wobei im 20. Jahrhundert lediglich Pius XII. nach drei Wahlgängen bereits gewählt gewesen sei. „Wir sind in der entscheidenden Phase dieses Monats“ nach dem Rücktritt von Benedikt XVI., sagte Lombardi.
1.000 Sicherheitskräfte im Einsatz
Starker Regen und Gerüchte, laut denen es nicht vor dem Abend zu einem Ergebnis der Papst-Wahl kommen werde, sorgten dafür, dass der erwartete Trubel auf dem Petersplatz am Mittwochvormittag ausfiel. Kleinere Gruppen von Pilgern versammelten sich vor dem Eingang der Peterskirche und richteten ihre Blicke konzentriert auf den Rauchfang der Sixtina. Pilger mussten Schlange stehen und vor dem Eingang zum Petersplatz Kontrollen über sich ergehen lassen. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden deutlich verstärkt. Am Mittwoch waren etwa 1.000 Sicherheitskräfte auf dem Petersplatz und rund um den Vatikan im Einsatz.

AP/Michael Sohn
Weiter wartet die Menschenmenge auf dem Petersplatz auf weißen Rauch
Weißer Rauch verkündet neuen Papst
Der erste Durchgang war am Dienstagabend ohne Wahl eines neuen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche ausgegangen. Jeweils mittags und abends verkündet weißer bzw. schwarzer Rauch, wie die Wahlgänge bei diesem zweiten Konklave im 21. Jahrhundert ausgegangen sind. Die erfolgreiche Wahl wird sofort durch weißen Rauch der Welt verkündet. Vatikan-Beobachter rechnen damit, dass die Kardinäle noch in dieser Woche, möglicherweise bereits am Mittwoch, einen neuen Kirchenführer küren.
Schönborn: Es wird nicht geschwätzt
Wie lange die Wahl dauert, ist dennoch ungewiss. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Beobachtern zufolge gibt es etwa ein halbes Dutzend aussichtsreicher Kandidaten. Als Favoriten gelten unter anderem der Mailänder Erzbischof Angelo Scola und sein Kollege aus Sao Paulo, Odilo Scherer.

Reuters/Vatican CTV via Reuters TV
Der Schauplatz der Papst-Wahl: Die Sixtinische Kapelle
In der Sixtina werde „nicht geschwätzt oder diskutiert, sondern gebetet und abgestimmt“, schrieb Kardinal Christoph Schönborn in einem Kommentar für die aktuelle Ausgabe des Magazins „News“ - mehr dazu in religion.ORF.at.
Völlig abgeschottet von der Außenwelt
Die Kardinäle zogen am Dienstag nach einer Messe im Petersdom in einer feierlichen Prozession in die dank eines Michelangelo-Deckenfreskos weltbekannte Kapelle ein, um in absoluter Abgeschlossenheit einen Nachfolger für Benedikt XVI. zu wählen. Dieser war vor knapp zwei Wochen aus Alters- und Gesundheitsgründen zurückgetreten. Er hatte sich anschließend auf die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo zurückgezogen.

AP/L'Osservatore Romano
Die Tür zur Sixtinischen Kapelle wird verschlossen
Mit der Aufforderung „Extra omnes“ („alle hinaus“) schlossen sich um 17.31 Uhr die Türen der Sixtinischen Kapelle hinter den Papst-Wählern - das Zeichen für den Beginn der Wahl. Die Kardinäle schworen einen Eid der Verschwiegenheit. Während der Papst-Wahl gilt für sie ein absolutes Verbot der Kommunikation mit der Außenwelt. Ein Bruch dieser Regel wird im schlimmsten Fall mit der Exkommunikation bestraft.

APA/ORF.at
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