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„Der Herr möge uns einen Papst geben“

Mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom haben sich die Kardinäle am Dienstag auf das Konklave zur Papst-Wahl vorbereitet. In der „Missa pro eligendo Romano Pontifice“ beteten die kirchlichen Würdenträger um den Beistand des Heiligen Geistes für die Entscheidung über das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

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Am Nachmittag ziehen sie sich dann in die Sixtinische Kapelle zurück, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Wahl des Nachfolgers von Benedikt XVI. beginnt. Der 85-jährige Deutsche war Ende Februar als erster Papst seit etwa 600 Jahren zurückgetreten.

Kardinäle im Petersdom

APA/EPA/Guido Montani

Die Einheit der Kirche ist gefragt - mahnende Worte bei der letzten Messe vor der Papst-Wahl

Kardinaldekan Angelo Sodano forderte die Gläubigen auf, dafür zu beten, „dass der Herr uns einen Papst geben wird, der diese edle Mission mit einem großzügigen Herzen annimmt“. Zudem rief er zur Einheit der Kirche auf, die durch zahlreiche Skandale in den vergangenen Jahren erschüttert wurde.

Letzte Wahlmesse hielt der künftige Papst

Die letzte Messe vor der Wahlversammlung des künftigen Papstes hielt am 18. April 2005 der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, er ging aus dem Konklave als neuer Papst hervor. Ratzingers Predigt wirkte wie ein Vorgriff auf die theologische Ausrichtung seines Pontifikats.

„Jeden Tag entstehen neue Sekten, und dabei tritt ein, was der heilige Paulus über den Betrug unter den Menschen und über die irreführende Verschlagenheit gesagt hat“, so Ratzinger damals: „Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das ‚Sich-vom-Windstoß-irgendeiner-Lehrmeinung-hin-und-her-treiben-Lassen‘, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint.“

Wahlurnen

APA/EPA/L'Osservatore Romano

Die Wahlurnen im Konklave

„Einheit der Kirche“ gefragt

Wenige Stunden vor Beginn des Konklaves 2013 rief Sodano zur „Einheit der Kirche“ auf. Der Papst sei das „sichtbare Fundament der kirchlichen Einheit“, sagte Sodano. Zugleich rief er zu einer geschlossenen Unterstützung für einen neuen Pontifex auf. „Wir alle sind daher aufgefordert, mit dem Nachfolger Petri, dem sichtbaren Fundament jeder Einheit der Kirche, zusammenzuwirken“, so der Kardinaldekan.

Sodano würdigte zudem die Amtszeit des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. als „leuchtendes Pontifikat“ und dankte ihm unter dem langen Applaus der Anwesenden. Ein Papst müsse sein Leben für die Gläubigen hingeben, wie ein guter Hirte das für seine Schafe tue, sagte Sodano weiter.

Weltkarte, in der die Herkunft der 115 Kardinäle gezeigt wird

APA/ORF.at

Nicht nur Papst-Wähler bei der Messe

An der Messe nahmen neben den 115 Papst-Wählern auch die über 80-jährigen Kardinäle teil. Sie hatten in den vergangenen neun Tagen an den Generalkongregationen zur Vorbereitung des Konklaves mitgewirkt, dürfen jetzt jedoch nicht an der Wahl teilnehmen.

Am Dienstagvormittag bezogen die 115 die ihnen zugelosten Zimmer im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Kurz nach 16.30 Uhr zogen die Kardinäle feierlich in die Sixtinische Kapelle ein. Für die Wahl des 266. Papstes ist eine Zweidrittelmehrheit der 115 Wahlmänner nötig. Sie liegt bei 77 Stimmen. Papst Benedikt wurde 2005 in knapp 24 Stunden gewählt. Diesmal wird mit deutlich mehr Wahlgängen gerechnet.

Die Lobbys im Konklave

Die 115 wahlberechtigten Kardinäle kommen aus 45 Ländern. Vatikan-Experten teilen sie jedoch nicht nur nach „regionalen Gruppen“ ein, sondern auch in verschiedene Lobbys - darunter spirituelle Bewegungen und die Laienorganisation Opus Dei. Um Sodano gruppieren sich jene Kardinäle, die noch unter Papst Johannes Paul ernannt wurden. Im Vatikan firmieren sie unter den Diplomaten.

Daneben gibt es jene Kardinäle, die unter Benedikt XVI. ernannt wurden und die Tarcisio Bertone, dem derzeitigen Kardinalstaatssekretär und Camerlengo, nahestehen. Sie rivalisieren mit der alten Garde um Sodano. Zu ihnen zählen die Italiener Antonio Maria Veglio, Giuseppe Versaldi und Giuseppe Bertello. Bertone selbst zählt nicht zu den Favoriten, hat aber großen Einfluss.

Der emeritierte Papst nimmt zwar nicht am Konklave teil, spielt aber eine große Rolle. Er hat mehr als die Hälfte der stimmberechtigten Kardinäle ernannt und einige von ihnen auch öffentlich gelobt. Es heißt, sein Favorit sei Angelo Scola, den er zum Erzbischof von Mailand, der wichtigsten Erzdiözese des Landes, ernannt hatte.

Italiens Bischöfe gespalten

Die italienischen Bischöfe sind laut italienischen Medienberichten gespalten in Nord und Süd. Die aus dem Norden sympathisieren demnach mit Scola und dem Erzbischof von Genua, Angelo Bagnasco, der zugleich Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist. Die aus dem Süden sollen an Einfluss verloren haben, seit Crescenzio Sepe nicht mehr Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ist. Benedikt XVI. hatte Sepe zum Erzbischof von Neapel ernannt.

Die Laienorganisation Opus Dei ist im Konklave durch den Erzbischof von Perus Hauptstadt Lima, Juan Luis Cipriani, vertreten, der für einige als „papabile“ (papsttauglich) gilt. Dem Opus Dei gehört auch der emeritierte Kurienkardinal Julian Herranz an, den der Papst mit der Untersuchung der „Vatileaks“-Affäre betraut hatte.

Kardinäle mit Ordenshintergrund

Unter den Papst-Wählern sind etwa auch vier Salesianer (Angelo Amato, Bertone, Raffaele Farina und Oscar Andres Rodriguez Maradiaga), drei Franziskaner (Carlos Amigo Vallejo, Claudio Hummes und Wilfried Fox Napier), zwei Dominikaner (Dominik Duba und Christoph Schönborn) und ein Jesuit (Jorge Mario Bergoglio).

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