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„Für die Ewigkeit“

Der Körper von Venezuelas verstorbenem Staatschef Hugo Chavez soll einbalsamiert und „für die Ewigkeit“ konserviert werden. Das verkündete Interimspräsident Nicolas Maduro. Außerdem wird Chavez’ Leichnam nach dem Begräbnis am Freitag für weitere sieben Tage in einer Militärkaserne im Osten der Hauptstadt Caracas aufgebahrt bleiben. Auch die Staatstrauer wird um eine Woche verlängert.

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Der Leichnam von Chavez, der am Dienstag seinem Krebsleiden erlegenen war, „wird einbalsamiert, so wie Ho Chi Minh, wie Lenin, wie Mao Zedong“, sagte Maduro der Öffentlichkeit. In der Montagne-Kaserne, die Chavez zu einem Museum der „bolivarischen Revolution“ umbauen ließ, werde der „Comandante“, wie er genannt wurde, seine vorerst letzte Ruhe finden. Dort sollen die Menschen in den nächsten Tagen ungehindert Zugang zum Sarg haben. Wie lange Chavez’ Körper im Museum bleiben soll, war vorerst unklar.

„Je länger sie warten, desto schwieriger“

Einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zufolge will der Mann, der den philippinischen Diktator Ferdinand Marcos nach dessen Tod einbalsamierte, auch die Leiche Chavez’ für die Nachwelt konservieren. „Ich wurde noch nicht kontaktiert, aber ich halte mich immer bereit“, sagte Frank Malabed am Freitag. „Ich kümmere mich um jeden, egal wo“, versicherte der 62-Jährige. Die venezolanische Führung müsse aber schnell entscheiden, wer an der Leiche des Ex-Präsidenten arbeiten solle. „Je länger sie warten, desto schwieriger wird die Arbeit“, mahnte Malabed.

Abschied von „Vater der Nation“

In der Hauptstadt nahmen laut Regierungsangaben seit Mittwoch mehr als zwei Millionen Venezolaner persönlich Abschied von Chavez. Sie warteten in langen Schlangen, um dem als „Vater der Nation“ verehrten Staatschef die letzte Ehre zu erweisen.

Venezuelas Vizepräsident Nicolas Maduro

APA/EPA/Presidency of Venezuela

Maduro wird am Freitagabend als Interimspräsident vereidigt

Seine Leiche wurde dazu in einem Sarg mit gläsernem Deckel in der Militärakademie von Caracas aufgebahrt. Der verstorbene Präsident trug eine Militäruniform und eine rote Baskenmütze, die sein Haupt bereits bei dem gescheiterten Putsch 1992 geziert hatte. Sein Sarg war mit Blumen geschmückt und in die venezolanische Staatsflagge gehüllt. Die Einbalsamierung erinnert an die Praxis in kommunistischen Staaten. So wurden auch die Leichen von Lenin, Stalin und Mao präpariert und abschließend öffentlich aufgebahrt.

Trauerfeier mit über 30 Staatsgästen

Am Freitag beginnt nach aktuellen Angaben am Vormittag (Ortszeit) die offizielle Trauerfeier. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sind zur offiziellen Trauerfeier in Caracas eingetroffen. Unter ihnen befinden sich Ecuadors Präsident Rafael Correa und die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, wie der venezolanische Außenminister Elias Jaua in der Nacht auf Freitag mitteilte.

Auch die Staatschefs von Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Uruguay, Honduras, Peru und Mexiko seien angereist. Zu der Trauerfeier trafen außerdem der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, sein weißrussischer Amtskollege Alexander Lukaschenko und der spanische Kronprinz Felipe ein. Ahmadinedschad sagte, Chavez sei „ein Symbol für all diejenigen gewesen, die Gerechtigkeit, Liebe und Frieden in der Welt suchen“. Insgesamt sollten laut Jaua etwa 30 Delegationen von Staats- und Regierungschefs nach Caracas kommen. Auch die USA schickten eine Delegation zu der Trauerfeier, obwohl Chavez die Regierung in Washington regelmäßig hart angegriffen hatte.

Raul Castro: „Er war unbesiegbar“

Unter die hochrangigen Gäste mischte sich auch der kubanische Staatschef Raul Castro. Er verwies auf Chavez’ vier Siege bei Präsidentenwahlen. „Er war unbesiegbar“, sagte der Bruder von Fidel Castro. Anhänger der Opposition zeigten sich kritischer. „Er hat Venezuela mehr geschadet als irgendjemand anders“, sagte ein 66-Jähriger. „Das Land ist in zwei Teile zerbrochen, jede Seite hasst die andere. Das war Chavez’ Werk.“

Chavez war am Dienstag im Alter von 58 Jahren an Krebs gestorben. Aus Regierungskreisen verlautete, der Präsident sei am Montag ins Koma gefallen, nachdem sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert habe. Hintergrund sei, dass sich der ursprünglich im Beckenbereich diagnostizierte Krebs auf die Lunge ausgeweitet habe. Die genaue Erkrankung wurde stets geheim gehalten.

Maduro vor Vereidigung

Chavez’ bisheriger Stellvertreter Maduro wird am Freitag als Interimspräsident vereidigt. Maduro werde am Abend (Ortszeit) nach dem Abschluss der Trauerfeier für Chavez seinen Amtseid ablegen, sagte Parlamentspräsident Diosdado Cabello. Anschließend werde er gemäß der Verfassung Neuwahlen binnen 30 Tagen einberufen.

Der Linkspopulist Chavez hatte das ölreiche Land über 14 Jahre lang mit einer Politik der Umverteilung und Verstaatlichung regiert. Seit seinem Tod leitet sein Stellvertreter und erklärter Wunschnachfolger Maduro die Amtsgeschäfte. Die Verfassung sieht Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen vor. In Regierungskreisen hieß es allerdings, die Frist könne aus organisatorischen Gründen vielleicht nicht eingehalten werden. In Umfragen lag Maduro gegenüber Oppositionskandidat Henrique Capriles zuletzt deutlich in Führung. Maduro hat angekündigt, dass er Chavez’ Politik fortsetzen werde.

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