„Sayonara, Atomkraft“
Im Vorfeld des zweiten Jahrestages der Atomkatastrophe von Fukushima haben am Wochenende in der japanischen Hauptstadt Tokio Tausende Menschen für einen Ausstieg aus der Kernkraft demonstriert. Auch an anderen Orten versammelten sich Zehntausende Atomgegner zum Protest.
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Im Hibiya-Park in Tokio gab es am Sonntag Konzerte, Wissenschaftler, Geschäftsleute und Freiwillige hielten Reden, anschließend zog der Protestzug durch den Regierungsbezirk zum Parlament. „Sayonara, Atomkraft“, war auf einem Protestschild in Tokio zu lesen, auf einem Banner wurde ein kompletter Stopp der Atomkraft, „bevor wir sterben“, gefordert. Die Demonstranten wollten Abgeordneten, die sich gegen die Atomenergie wenden, eine Petition überreichen, in der ein Ende des Atomprogramms des Landes gefordert wird.

APA/AP/Junji Kurokawa
In Tokio gingen Tausende Menschen aus Protest auf die Straße
Kritik an Japans neuer Atompolitik
Unter den Demonstranten in der Hauptstadt befand sich am Samstag auch Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe. Die Teilnehmer kritisierten insbesondere die im Dezember neu gewählte Parlamentsmehrheit von Ministerpräsident Shinzo Abe, die für die Zukunft wieder auf eine verstärkte Nutzung der Atomenergie setzt. Derzeit sind nur zwei von 50 japanischen Atommeilern im Betrieb, da nach der Katastrophe von Fukushima intensive Sicherheitsüberprüfungen angeordnet wurden.
Auch in anderen Stadtteilen der japanischen Hauptstadt gab es Protestkundgebungen, ebenso in anderen Landesteilen. Berichten örtlicher Medien zufolge waren für das Wochenende und für Montag insgesamt 150 entsprechende Veranstaltungen geplant.
50.000 Demonstranten in Taipeh
Eine Großdemonstrationen fand auch in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh statt. Dort waren es nach Einschätzung der Organisatoren mehr als 50.000 Menschen. Möglicherweise war die Beteiligung in Taipeh auch deshalb so groß, weil die Stadt erst am Donnerstag von einem Erdbeben erschüttert worden war.

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In der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh ist die Protestwelle besonders groß
Bei der Demonstration in Taipeh trugen die Kundgebungsteilnehmer Transparente mit Aufschriften wie „Keine Atomenergie für unsere Kinder“ und „Keine Atomenergie, keine Angst“. Die Veranstalter wiesen auf das hohe Erdbeben- und Tsunami-Risiko in Taiwan hin.
Proteste in Deutschland
Auch in Europa gab es Proteste: So demonstrierten in Deutschland Atomkraftgegner für einen rascheren Atomausstieg. Im niedersächsischen Grohnde beteiligten sich am Samstag nach Veranstalterangaben rund 20.000 Menschen an Aktionen rund um das dortige Atomkraftwerk. Sie simulierten mit Flüchtlingstrecks und Dekontaminierungsstationen die Folgen einer Atomkatastrophe an dem Kraftwerk.

APA/DPA/Stefan Rampfel
Hunderte Menschen bildeten in Göttingen (Niedersachsen) eine Menschenkette gegen Atomkraft
An der Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau demonstrierten nach Veranstalterangaben etwa 1.200 Menschen, im bayerischen Günzburg nahe des AKW Gundremmingen waren es demnach 3.500 und am AKW Neckarwestheim in Baden-Württemberg 3.000 Teilnehmer.
Menschenkette durch Paris
In Paris bildeten Atomkraftgegner mehrere Menschenketten für einen Ausstieg. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich etwa 20.000 Menschen an der Aktion. Die Polizei sprach von 4.000 Teilnehmern. „Heute inaktiv, morgen radioaktiv“ und „Nie wieder Fukushima“ stand auf Plakaten. Auch aus Deutschland reisten Aktivisten an. Von den 19 französischen Atomkraftwerken befinden sich drei in einem Radius von weniger als 250 Kilometern Entfernung zur deutschen Grenze.
„Wir fordern die Stilllegung aller Reaktoren, die über 30 Jahre alt sind“, sagte ein Sprecher. Darunter fallen etwa 20 der insgesamt 58 Reaktoren. Organisiert wurde die Menschenkette von dem Bündnis Sortir du nucleaire (Raus aus der Atomenergie). Frankreich ist nach den USA das Land mit den meisten Kernreaktoren in der Welt. Eine schwere Atomkatastrophe könnte in Frankreich volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als 400 Milliarden Euro verursachen, haben französische Wissenschaftler kürzlich berechnet.
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