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Alte Bauform mit neuen Tugenden

Wer hierzulande auf die Straße blickt, kann sich rasch ein Bild machen: Österreich ist Kombi-Land. Und bei den Nachbarn in Deutschland sieht das nicht anders aus. Auf dem Autosalon in Genf wird ab Donnerstag der Kombi-Markt neu aufgemischt. Denn längst haben Konzerne aus Fernost auch wieder die Kombis zu schätzen gelernt - und das nicht nur als Absatzhits für den europäischen Markt.

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Viele asiatische Hersteller wie Toyota und Kia setzen bei der Kombi-Entwicklung auf den Standort Europa, wo man die Modelle für den Zielmarkt nicht selten gleich auch produziert. Volkswagen zog es bei der Produktion des letzten Golf Variant wiederum ins ferne Mexiko. Mittlerweile legt man bei der Variant-Produktion des 2013 auf den Markt kommenden Modells im sächsischen Zwickau nach.

Toyota, das international in der Mittelklasse vor allem mit der Überarbeitung des Hybridwagens Prius im Rampenlicht stand, bemüht sich auf dem nun anstehenden Autosalon in Genf um den Anschluss an einen Modellklassiker der 90er Jahre: den Corolla-Kombi. Der Konzern hat nicht nur den eher mäßig auf Touren kommenden Auris als Golf-Herausforderer neu belebt, sondern bemüht sich, auch unter dem Avensis so etwas wie den Volks-Kombi in die Auslage zu legen.

Toyota Auris Touring Sports

Toyota

Toyota setzt beim Auris nicht nur auf Hybrid, sondern auch auf eine Verlängerung zum Kombi

Zudem will man in diesem Segment auch mit Hybridantrieb, analog zum kompakten Auris, punkten. Herausgekommen ist ein sehr windschnittiges Modell, mit dem eine jüngere Zielgruppe angesprochen werden soll, die zwischen Freizeitbedarf und möglicher Nachwuchsbelegung verschiedene Varianten von Auto will und gleichzeitig halbwegs schnell und spritsparsam vorankommen möchte.

Toyota Corolla Kombi

Rudolf Stricker under cc by-sa

Toyota erinnert sich an die Zeit, als man in der Kompaktklasse mit dem Corolla-Kombi so etwas wie einen Volks-Kombi im Programm hatte

Kombi trotzt den Modereihen

Überhaupt steht der Kombi wie eine Antithese zu den Hybridformen in den Modellpaletten der einzelnen Hersteller: Mittlerweile gibt es derart viele Cross-over-Formen zwischen SUV und Van, dass die Grenzen zwischen den Autobauformen verschwimmen.

Und so verhält es sich auch mit den Autokunden: Viele, die früher Kombi gefahren sind, sind in Europa mittlerweile auch auf SUV-Modelle umgestiegen, weil diese auch als Raumwunder gelten und gleichzeitig den Spagat zwischen bequem und live-stylig versprechen. Und die andere Gruppe von Ex-Kombi-Fahrern ist ohnedies in den Van-Bereich gewechselt, der mittlerweile ja im Kleinwagensegment startet (auch hier wird Genf Zeugnis ablegen).

Auf der anderen Seite bietet der Kombi in Zeiten, in denen die CO2-Bilanz von Autos verbessert werden soll, unschätzbare Vorteile gegenüber hohen Modellen mit einerseits höherem Luftwiderstand und andererseits größerem Eigengewicht der Modelle. Ist ein SUV mit etwa 105 PS deutlich untermotorisiert, ist es für einen Mittelklasse-Kombi eine ausreichende Motorisierung, mit der man vorgeschriebene CO2-Ausstoß-Limits leichter erreicht.

VW zeigt neuen Golf Variant

Der Volkswagen-Konzern wird in Genf jedenfalls zwei Bestseller im Kombi-Bereich als Update vorlegen. Einerseits zeigt man den neuen Golf in der Variant-Version. Und Skoda legt nach der Octavia-Limousine nun den Kombi nach, der in Sachen Raumangebot den Passat überholt.

Neuer VW Golf Variant

Volkswagen

VW präsentiert das Golf-Variant-Update mit deutlich größerem Kofferraum im Vergleich zum Vorgängermodell

Der Octavia wächst sich dank des neuen Volkswagen-Baukastensystems auf 4,66 Meter Länge aus (das sind um neun Zentimeter mehr als beim bisherigen Kombi-Modell). Der Kofferraum ist im Grundvolumen mit 610 Litern knapp größer als der des Passat von VW.

Skoda Octavia Kombi

Skoda

Neuer Octavia Combi: Sieht bald aus wie Audi, fordert aber vor allem mit seinem Raumangebot den Passat von VW heraus

Volvo und die Erinnerung an die Kastenform

Im Bereich Raumwunder ist auch Volvo in Genf dabei, wo man nicht nur den gelifteten V70, quasi die Urmutter aller Packesel, zeigt, sondern auch beim V60 und dem XC70 die angestrebte Designvereinheitlichung abschließt. Gegenüber der Konkurrenz will Volvo mit einem „IntelliSafe“-System punkten, das bremsen soll, wenn das Auto einen Fußgänger erkennt. Ein entsprechender Mehrpreis muss bei so viel Mitdenken einkalkuliert werden.

Volvo V70

Volvo

Auch Volvo mischt mit dem gelifteten V70 in der Kombi-Klasse mit

Kombi für Kalkulierer

Für diejenigen, die knapper kalkulieren müssen, legt der Dacia-Konzern einen Kombi nach, der auf dem Sandero aufbaut und der etwas schnittiger aussieht als der bullige Dokker. Durch den schnittigeren Style hat man dafür weniger Platz. Interessant ist der Motor, der aus der Renault-Familie stammt und mit seinem Dreizylinder auf die Clio-Herkunft verweist.

Neuer Dacia MCV Kombi

Dacia

Ein bisschen mehr Design darf es auch beim neuen Dacia Logan MCV geben

Wie sportlich kann ein Kombi sein?

Mazda wiederum setzt schließlich auf einen ganz anderen Akzent beim Kombi: Sportwagenanmutung statt Biedersinn heißt das Motto bei der neuen „Soul of Motion“-Ästhetik. Der Kombi will den Sportwagen mit dem Praktischen vermählen, allerdings mit Akzent auf Sportlichkeit - ein Trend, den man ja eigentlich von Alfa Romeo und seinem 159er kennt.

Mazda 6

Mazda

Mazda selbst versucht den Kombi aus der Linienführung des neuen Mazda 6 abzuleiten

Neben den genannten Kombis wird es in Genf von 7. bis 17. März insgesamt mehr als 130 Welt- und Europapremieren im Fahrzeugbereich geben. Aktuell sind nach Angaben der Veranstalter rund zehn Prozent der 900 ausgestellten Fahrzeuge umweltfreundlich.

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