„Leute sind aus dem Ballon gesprungen“
Die verhängnisvolle Explosion eines Heißluftballons über dem ägyptischen Luxor mit 19 Toten ist auf menschliches Versagen zurückzuführen. Das erklärte am Dienstagabend ein Sprecher der ägyptischen Luftfahrtbehörde.
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Der Sprecher sagte, der Ballonführer hätte, als gegen Ende der Fahrt ein Schlauch riss, aus dem dann Gas ausströmte, das Ventil für die Gaszufuhr schließen können. Er habe jedoch nicht richtig reagiert und auch nicht versucht, das Feuer zu löschen. Stattdessen sei er aus dem Korb des abstürzenden Ballons gesprungen. Der Ballon sei fahrtauglich gewesen. Er sei zuletzt im vergangenen Oktober überprüft worden.
„Hochspannungskabel getroffen“
Gegenüber der britischen BBC berichtete etwa eine Touristin, die in einem anderen Ballon einen der beliebten Flüge über Luxors Sehenswürdigkeiten in der Morgendämmerung unternahm, dass der Fahrer ihres Ballons ebenso von Fahrlässigkeit sprach: „Unser Pilot hat uns gesagt, dass der Ballon ein Hochspannungskabel getroffen hat und ein Tank an Bord explodiert ist“, zitierte die BBC die Touristin. Auch im Internet kursierendes Bildmaterial stützt diese These.
Laut betroffener Firma Serie unglücklicher Zufälle
Das vietnamesische Nachrichtenportal VietNamNet etwa zeigte - allerdings ohne jegliche Quellenangaben - am Dienstag ein Foto, das den möglichen Unglücksballon in dem Moment zeigt, in dem er allem Anschein nach eine Stromleitung rammt. Laut dem betroffenen Ballonfahrtanbieter Sky Cruise war allerdings eine leckgeschlagene Gasleitung an der Explosion schuld. Demnach wurde die Gasleitung durch einen unglücklichen Zufall beim Hantieren mit jenem Tau beschädigt, mit dem der Ballon beim Landen stabilisiert werden sollte.

APA/ORF.at
Danach dürfte der Ballon durch den plötzlichen Gasaustritt wieder auf eine Höhe von 300 bis 400 Metern hochgeschnellt sein, wo er schließlich mit einem laut Augenzeugen „furchteinflößenden Knall“ explodierte. Die Erschütterung der Explosion habe „Häuser schwanken“ lassen, so ein Hotelmanager gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Manche der Opfer waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die anderen dürften in einem verzweifelten Rettungsversuch in den Tod gesprungen sein.
Unglück forderte 19 Tote
„Leute sind aus der Höhe eines etwa siebenstöckigen Gebäudes aus dem Ballon gesprungen“, sagte die von der BBC befragte Augenzeugin. Auch jene zwei britischen Touristen und der Ballonfahrer, die das Unglück lebensgefährlich verletzt überlebten, retteten sich durch einen Sprung aus der Ballongondel.
Laut Angaben des ägyptischen Innenministeriums kamen 19 Personen ums Leben. Eine ägyptische Reiseleiterin und 18 Touristen aus Europa und Asien. Der Ballonführer und ein britischer Urlauber wurden schwer verletzt. Sie werden laut ägyptischen Medienberichten inzwischen in Krankenhäusern in Kairo behandelt.
Vorwürfe an Luftfahrtministerium
Ein Hongkonger Reiseunternehmen bestätigte, dass „sehr wahrscheinlich“ neun Urlauber aus Hongkong unter den Toten seien. Dabei handle es sich um fünf Frauen und vier Männer. Diese Angaben entsprachen jenen der Behörden und der Ballonfahrtanbieter. Abgesehen davon gab es jedoch widersprüchliche Meldungen: Laut der Firma Sky Cruise kamen die anderen Touristen aus Korea, Japan, Großbritannien und Ägypten selbst.
Darüber hinaus gab es Spekulationen über Opfer aus Belgien und Ungarn. Österreichische Touristen dürften allem Anschein nach jedoch nicht zu Schaden gekommen sein. Der Gouverneur von Luxor verfügte Dienstagmittag ein vorläufiges Verbot von Ballonflügen in der Region. Tourismusvertreter Tarwat al-Adschmi erhob wiederum schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen des Ministeriums für Zivilluftfahrt: Deren lasche Kontrollen seien der Grund für das Unglück.
Immer wieder Unfälle
Die Ballonfahrt mit insgesamt 21 Menschen an Bord hatte Dienstagfrüh in der Dämmerung begonnen. Der Ballon hatte das westliche Ufer des Nils von Luxor überflogen. In Luxor, Teil des alten Theben, befinden sich einige der berühmtesten archäologischen Stätten Ägyptens wie das Tal der Könige und der Totentempel der Hatschepsut. Um etwa 7.00 Uhr Ortszeit ereignete sich das Unglück beim Landeanflug. Rettungskräfte untersuchten am Dienstag den abgesperrten Absturzort in einem Zuckerrohrfeld.
Exkursionen mit dem Heißluftballon sind in Luxor sehr beliebt. Die betroffene Firma Sky Cruise ist nur eine von mindestens acht, die diese Art von Ausflügen anbieten. In der Vergangenheit kam es dabei mehrmals zu schweren Unfällen, allerdings bisher nie mit solch dramatischen Folgen: So stürzte 2009 ein Ballon nach einer Kollision mit einem Mobilfunkmast ab, 16 Touristen wurden verletzt. Im Februar 2008 stießen drei Heißluftballons zusammen, dabei wurden sieben Insassen verletzt. Vier Jahre zuvor stürzte ein Ballon beim Start ab, zwei Touristen erlitten dabei leichte Verletzungen.
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