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Pistorius’ Unschuld angezweifelt

Ein im Haus des Leichtathletikstars Oscar Pistorius gefundener Kricketschläger dürfte zum entscheidenden Indiz im Prozess um die Ermordung des Models Reeva Steenkamp werden. Während Pistorius an seiner Version von Notwehr festhält, haben Ermittler nun der Familie des Opfers bestätigt, dass die Frau vor ihrem Tod schwer misshandelt wurde.

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Der Pathologe habe bei der Untersuchung schwerste Kopfverletzungen gefunden, die Schädeldecke sei gebrochen gewesen, schreibt die britische Zeitung „Daily Mail“. Angehörige, die vor der Einäscherung die Leiche des südafrikanischen TV-Stars gesehen haben, berichten von furchtbaren Verletzungen, sowohl von einem Kricketschläger als auch von Pistolenschüssen.

Tathergang bleibt rätselhaft

Pistorius hatte stets behauptet, Steenkamp mit einem Einbrecher verwechselt und sie am Valentinstag daher versehentlich mit mehreren Schüssen getötet zu haben. Doch schon nach wenigen Tagen wurde bekannt, dass in dem Haus auch ein blutiger Kricketschläger lag. Der 26-Jährige soll in der Nacht nach einem heftigen Streit zunächst mit einem Kricketschläger auf Steenkamp losgegangen sein. Mehrere Schüsse aus einer Pistole auf die Frau seien dann tödlich gewesen. Diesen Tathergang haben Ermittler den Angehörigen nun so bestätigt, wie „Daily Mail“ berichtet.

Haus des Sportlers Oscar Pistorius

Reuters/Andrea Ettwei

Pistorius’ Haus bleibt vorerst versiegelt

Pistorius hingegen hat den Beamten gegenüber erklärt, mit dem Kricketschläger nur die Badezimmertüre aufgebrochen zu haben. Dort habe er einen Einbrecher vermutet und mehrere Schüsse auf die Türe abgefeuert. Zeugen für die Geschehnisse in dieser Nacht gibt es nicht. Eine Nachbarin berichtete dem südafrikanischen „Sunday Independent“, sie sei von Pistorius angerufen und um Hilfe gebeten worden. Die junge Frau, die wie Pistorius in der luxuriösen Wohnsiedlung „Silver Woods Estate“ wohne, sei im Haus des Profisportlers eingetroffen, als er die schwer blutende Steenkamp die Treppe hinuntergetragen habe. Pistorius habe schockiert und verwirrt gewirkt.

Steenkamps Vater bezweifelt Version

Der Vater von Pistorius’ Freundin, Barry Steenkamp, bezweifelt diese Version. „Es ist egal, wie reich er ist oder wie gut seine Anwälte sind. Er muss mit sich selbst leben, wenn er seine Anwälte für ihn lügen lässt“, sagte Steenkamp der Zeitung „Beeld“. Wenn Pistorius tatsächlich die Wahrheit sage, „könnte ich ihm eines Tages vergeben“. „Wenn es nicht geschehen ist, wie er es beschreibt, sollte er leiden. Und er wird leiden“, sagte der Vater.

Trainingseinheiten wieder aufgenommen

Pistorius wurde am Freitag auf Kaution freigelassen. Er wohnt derzeit bei seinem Onkel, da er sein Haus vorläufig nicht betreten darf. Auch sein Training könnte der 26-Jährige bald wieder aufnehmen, ein Treffen mit seinem Trainer war für Samstag angedacht gewesen. „Er ist ein professioneller Athlet. Er muss seinen Körper in Form halten“, hieß es. Auf seiner offizielle Website schickten Tausende Fans Nachrichten an den Sportler, um ihre Solidarität zu zeigen. „Ganz egal, was die Welt sagt, du bist und bleibst mein Champion und mein Held“, schrieb eine Verehrerin.

Auch Bruder wegen Totschlags angeklagt

Neben Oscar Pistorius muss sich demnächst auch sein älterer Bruder Carl vor Gericht verantworten. Wie jetzt bekanntwurde, war er 2010 in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt. Carl Pistorius wird vorgeworfen, eine Motorradfahrerin umgefahren und getötet zu haben, als er außerhalb von Johannesburg unterwegs war, wie der TV-Sender eNews Africa sowie der Radiosender Eyewitness News (EWN) am Sonntag unter Berufung auf Carl Pistorius’ Anwalt Kenny Oldwage berichteten.

Der Prozess hätte demnach am vergangenen Donnerstag beginnen sollen, einen Tag vor der Entlassung seines Bruders auf Kaution. Der Auftakt wurde aber auf März verschoben. Ein genaues Datum stand noch nicht fest. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch Anwalt Oldwage, der beide Brüder vertritt, sowie die Familie waren am Sonntag zunächst nicht erreichbar.

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