Absatz um 30 Prozent gesteigert
Der Kärntner Fleischer Josef Freitag hat nach anfänglichem Leugnen der Polizei am Samstag gestanden, Pferdefleisch in seinen Produkten verarbeitet zu haben. Das Fleisch habe die Qualität seiner Würste sehr verbessert, der Absatz sei sprunghaft angestiegen, so Freitags Anwalt Franz Großmann.
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Vor zwei bis drei Jahren hat Freitag laut Angaben Großmanns damit begonnen, Pferdefleisch aus der Steiermark und aus Deutschland für seine Würste zu verwenden. Als Grund gab er an, dass Freitag damit die Qualität der Würste steigern wollte, was ihm auch gelungen sei.
Der Umsatz sei um 30 Prozent gestiegen, so der Anwalt gegenüber dem ORF Kärnten. Freitag habe das Pferdefleisch bewusst nicht deklariert, denn „niemand hätte gern Pferdefleisch gegessen“. Es habe sich jedoch um „qualitativ hochwertiges Fleisch“ gehandelt, daher sei den Konsumenten kein Schaden entstanden, sagte der Anwalt. Sein Mandant müsse sich allerdings vorwerfen lassen, die Konsumenten getäuscht zu haben.
Anwalt bestreitet Kostenvorteil
Von schwerem Betrug will der Anwalt nichts wissen, er sieht lediglich eine falsche Etikettierung. Die Wurstprodukte seien durch alle Kontrollen gekommen, es habe immer wieder Prüfungen gegeben. Weil Pferdefleisch gleich viel koste wie Rindfleisch, habe Freitag auch keinen Kostenvorteil gehabt, so sein Anwalt. Als Schutz für die Familie habe Freitag zu Beginn alle Vorwürfe geleugnet, schließlich habe er sich aber für ein Geständnis entschieden - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Mit dem Geständnis Freitags sind nicht alle Fragen geklärt, die Ermittlungen laufen weiter, hieß es am Samstag. Die Lebensmittelaufsichtsbehörden hatten in zwei Produkten Freitags, den „Kärntner Hauswürstl“ und „Lavanttaler Bauernwurst“, Pferdefleisch gefunden. Die Sorten enthielten beachtliche Mengen an Pferdefleisch. In dem Fall, in dem auch das Bundeskriminalamt (BK) ermittelt, sorgt zudem nicht deklariertes Fleisch in einem Kühlhaus für Fragen.
Vorwürfe bisher bestritten
Zuletzt noch hatte der Anwalt alle Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Freitag hatte einen Lieferanten beschuldigt, ihm das Pferdefleisch untergejubelt zu haben - mehr dazu in kaernten.ORF.at. Das Kühllager, in dem das nicht deklarierte Fleisch gefunden worden war, habe die Firma Freitag weitervermietet, hieß es.
Kärntens Gesundheitslandesrat Peter Kaiser (SPÖ) betonte Mitte der Woche bei einer Pressekonferenz, er habe sofort nach Bekanntwerden der ersten Pferdefleischfunde in Fertiggerichten Schwerpunktkontrollen angeordnet, und zwar nicht nur im Bereich Fertiggerichte. Nach einem anonymen Hinweis hätten die Prüfer am 13. Februar zwei Proben der Salami und der Hauswürstel bei einem Lebensmitteldiskonter gezogen und zur Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nach Wien geschickt, um eine Analyse durchführen zu lassen.
Bis zu 27,2 Prozent Pferdefleisch gefunden
In der „Lavanttaler Bauernwurst“ wurden 27,2 Prozent, in den „Kärntner Hauswürstln“ 18 Prozent nicht deklariertes Pferdefleisch festgestellt, hieß es am Mittwoch vom Chef der Lebensmitteluntersuchungsanstalt (LUA), Gunther Vogl. Ob sich Medikamentenrückstände im Fleisch befinden, stand noch nicht fest, auf die endgültigen Ergebnisse wird noch gewartet. In Proben aus Großbritannien waren Spuren eines Medikaments nachgewiesen worden, das bei Sportpferden häufig gegen Schmerzen und Entzündungen eingesetzt wird.
Laut LUA-Chef Vogl waren die Angaben auf den Produkten „zur Irreführung geeignet“, die Würste hätten daher nicht in Verkehr gebracht werden dürfen. Eine Gesundheitsgefährdung liege allerdings „mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor“. Vogl sagte aber auch, dass als „Kärntner Hauswürstel“ und als „Lavanttaler Bauernwurst“ deklarierte Produkte nur mit aus Kärnten stammenden Zutaten hergestellt werden dürften.
Kärntner Wappen als „Qualitätssiegel“
Zugekauftes Fleisch aus anderen Ländern dürfe vor allem dann nicht verwendet werden, wenn dezidiert mit der Herkunft geworben werde, sagte der Leiter der Lebensmittelaufsicht, Klaus Dutzler. Die beiden Wurstwaren sind auf der Verpackung mit dem Kärntner Wappen versehen, es hätte also kein „Fremdfleisch“ verwendet werden dürfen.
Gesundheitslandesrat Kaiser forderte die möglichst rasche Einrichtung internationaler „Rückverfolgbarkeitsdatenbanken“. In Zeiten der elektronischen Vernetzung sei die bisher gepflogene „Zettelwirtschaft“ nicht mehr zeitgemäß und auch viel zu unübersichtlich und fehleranfällig. Unabhängig davon werde man in Kärnten die Kontrollen der „SOKO Pferdefleisch“ weiterhin möglichst engmaschig durchführen. „Ich habe unsere Lebensmittelkontrolleure beauftragt, die SOKO Pferdefleisch durch verstärkte Kontrollen im Interesse der Konsumenten zu intensivieren und auszuweiten“, so Kaiser in einer Aussendung am Freitag.
Auch in Döner, Lasagne und Pastasauce
Zuletzt wurde auch in einem Döner Kebab und in einem Fertigprodukt der Supermarktkette Unimarkt nicht deklariertes Pferdefleisch gefunden - mehr dazu in wien.ORF.at und ooe.ORF.at. In der Tiefkühllasagne Bolognese der Zielpunkt-Eigenmarke „Jeden Tag“ wurde ebenfalls nicht deklariertes Pferdefleisch gefunden.
Am Samstag nahm außerdem eine deutsche Handelskette eine Sauce Pasta Bolognese eines steirischen Herstellers aus dem Sortiment. In dem Produkt, vertrieben von der Handelskette Tegut, wurde ebenfalls Pferde-DNA nachgewiesen - mehr dazu in steiermark.ORF.at.
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