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Justiz erst seit Februar aktiv

Eine Dokumentation über einen mehr als drei Jahre zurückliegenden Todesfall sorgt derzeit für einen Aufschrei der Empörung in Belgien. Der flämische Sender VRT zeigte bei seinem Beitrag auch Originalaufzeichnungen der Vorgänge in einer Isolierzelle einer Polizeiwache in Antwerpen. Zu sehen sind etwa Mitglieder eines Spezialkommandos, die sich auf einen Inhaftierten werfen.

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Innenministerin Joelle Milquet sprach am Freitag von einem Skandal. Es sei eine Schande und „inakzeptabel“, dass keiner der beteiligten Polizisten zur Rechenschaft gezogen worden sei, so Milquet nach Angaben von der Zeitung „De Standaard“. VRT zeigte am Tag zuvor unter anderem Aufnahmen der Überwachungskameras aus der Zelle, auf denen die Ereignisse vom 6. Jänner 2010 dokumentiert sind.

Einzelbild von Überwachungsvideo

deredactie.be

Der flämische Sender VRT veröffentlichte Bilder der Überwachungskameras

Opfer wandte sich selbst an Behörden

Das 26 Jahre alte Opfer war dem Sender zufolge abhängig von Amphetaminen. Er hatte sich demnach an jenem Tag selbst an die Polizei gewandt, die ihn zunächst in einer Klinik unterbringen wollte und dann wegen seines Widerstands zur Wache mitnahm und in eine Isolierzelle sperrte.

Laut VRT sollte dem Mann von einem Arzt ein Beruhigungsmittel gespritzt werden. Dafür sollten ihn die Beamten überwältigen. Das Video zeigt, wie eine Spezialeinheit die Zelle stürmt. Zunächst werfen die Einsatzkräfte eine Blendgranate, dann stürzen sich etwa sechs mit Helmen und Schutzwesten gerüstete Männer auf den nackten Häftling und überwältigen ihn. Mindestens einer schlägt dabei mehrfach auf ihn ein.

Laut Autopsie führte eine innere Blutung zum Tod, der wenige Minuten später festgestellt wurde. Von der Polizei sei im Anschluss kein Fehlverhalten festgestellt geworden. Experten waren sich laut VRT allerdings einig, dass es in diesem Fall keinen Anlass für derartige Gewalt gegeben habe. Gefordert wurde nun, dass die Polizeiaufsichtsbehörde Comite P den Fall neu aufrollen soll.

Zusätzliche Aufsichtsbehörde gefordert

Geht es nach dem Bürgermeister von Brügge, Renaat Landuyt, reichen die bisherigen Aufsichtsorgane nicht aus: „Wir haben Comite P für die Polizei. Aber es gibt keine Aufsicht darüber“, so Landuyt laut VRT. Zumindest für einen der beteiligten Polizisten wird es unterdessen nun doch ein spätes juristisches Nachspiel geben: Anfang des Monats wurde entschieden, diesem Beamten den Prozess zu machen.

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