Themenüberblick

Brandheißes Doku-Reality-Format

Der Themenkomplex Holz und Feuer scheint in Norwegen einen Nerv zu treffen: Mit einer zwölfstündigen TV-Show zum Thema Feuerholz erzielte der öffentlich-rechtliche Sender Norsk Rikskringkasting (NRK) Anfang des Jahres Traumquoten - dabei war über acht Stunden hinweg kaum etwas anderes zu sehen als ein prasselndes Kaminfeuer.

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In einem Land, in dem 1,2 Mio. Haushalte einen offenen Kamin oder Holzofen haben, dränge sich das Format geradezu auf, erklärte NRK-Programmdirektor Rune Moeglebust gegenüber der „New York Times“ („NYT“). Er hätte sich zuerst eine eigene Dokuserie zum Thema Feuerholz vorstellen können, letztendlich sei es ein durchgängiges Zwölfstundenformat geworden. Vier Stunden davon seien „normal produziertes TV-Programm“, acht Stunden die Liveeinspielung eines Feuers im offenen Kamin.

Holzscheiter mit dem Logo "NRK 2"

NRK

In einer Nacht verheizte NRK zig Holzscheite live im Fernsehen

Die Inspiration zur Show stammt von Journalist und Autor Lars Mytting, dessen Buch „Feuerholz“ über ein Jahr auf den Sachbuch-Bestsellerlisten rangierte. Die Verkaufszahlen seiner Anleitung zum „Hacken, Trocknen, Stapeln und Verbrennen“ reichten beinahe an jene von „Fifty Shades Fanget“, der norwegischen Übersetzung von E. L. James’ Sexroman „Fifty Shades of Grey“ heran.

„Das Fundament unseres Lebens“

Die Sendung mit dem Titel „Nasjonal Vedkveld“ wurde von der Moderatorin Rebecca Nedregotten Strand präsentiert, die gemeinsam mit einem 15-köpfigen Team durch die Nacht führte. „Wir versuchen zum Kern der norwegischen Feuerholzkultur durchzudringen - weil das das Fundament unseres Lebens ist,“ versprach sie zum Auftakt, „wir werden sägen, spalten, stapeln und brennen.“ In Diskussionen versuchte man dann, sich der historischen, technischen, kulturellen und persönlichen Aspekte des Feuers zu nähern.

Nach vier Stunden war die Thematik durchbesprochen, und der Fokus richtete sich für die folgenden acht Stunden gänzlich auf einen Kamin eines Bauernhauses in der norwegischen Stadt Bergen. Um das Feuer am Leben zu erhalten, wurde ab und an ein Scheit in die Flammen geworfen, ansonsten änderte sich die ganze Nacht nicht viel. Dennoch: Fast eine Million Menschen (20 Prozent der Bevölkerung) hätten, zumindest zeitweilig, das Programm verfolgt, verkündete der öffentlich-rechtliche Sender.

Rebecca Nedregotten Strand trägt Holzscheiter

NRK

Moderatorin Rebecca Nedregotten zündelte mit sichtlicher Freude

„Bark opp“ oder „Bark ned“, das ist die Frage

„‚Nasjonal Vedkveld‘ alleine ist Grund genug die Fernsehgebühren zu bezahlen“ twitterte ein Fan der Sendung - „Zwölf sinnlose Stunden“ konterte ein anderer Zuseher, der offenbar nicht fassen konnte, was der Sender als abend- und nachtfüllendes Programm geplant hatte. Kronprinzessin Mette-Marit meldete sich schon im Vorfeld auf Twitter zu Wort und warb für die Feuernacht.

„Wir haben Dutzende Zuschriften von Menschen bekommen, die sich über die Lagerung des Holzes in der Sendung beschwert haben,“ erzählte Mytting der „NYT“. Die eine Hälfte habe beklagt, dass die Scheite mit der Rinde nach oben („Bark opp“) gestapelt waren, die anderen fünfzig Prozent hätten das Gegenteil („Bark ned“) moniert. „Was Norwegen wirklich spaltet, ist die Rinde.“

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