Bulgarien führt Armutsliste an
Die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung gefährdeten Menschen steigt in der Europäischen Union weiter, obwohl die Verringerung der Armut ein Kernziel der Union bis 2020 ist. Nach den Daten des EU-Statistikamtes Eurostat waren 2011 119,6 Millionen Europäer von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Vor allem der Norden hängt den Süden zunehmend ab.
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Armutsgefährdet nach Zahlung von Sozialleistungen sind demnach in der EU 17 Prozent der Bevölkerung. Ihr nationales Einkommen liegt unter 60 Prozent des nationalen verfügbaren Medianeinkommens. Aufgrund der Wirtschaftskrise ist diese Schwelle in mehreren EU-Staaten gesunken.
Niedrigste Quote in Tschechien
Die höchsten Quoten für Armutsgefährdung verzeichnen Bulgarien, Rumänien und Spanien (je 22 Prozent), gefolgt von Griechenland (21 Prozent). Die niedrigsten Quoten haben Tschechien (10 Prozent), die Niederlande (11 Prozent), Österreich, Dänemark und die Slowakei (je 13 Prozent).
Als gefährdet nach EU-Definition gilt aber auch, wer unter erheblicher materieller Entbehrung leidet. Das waren 2011 neun Prozent der EU-Bevölkerung, in Österreich 3,9 Prozent. Dieses Kriterium erfüllen in Bulgarien 44 Prozent der Bevölkerung, in Lettland 31 Prozent und in Luxemburg und Schweden nur jeweils ein Prozent.
Höchste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren
Auffällig ist dabei, dass die nördlichen Euro-Länder den Süden zunehmend abhängen. Die EU-Kommission zeigt sich in ihrem aktuellen Bericht besorgt. „Nach fünf Jahren Wirtschaftskrise ist die Rezession zurückgekehrt, die Arbeitslosigkeit hat Höhen erreicht, wie wir sie seit fast zwei Dekaden nicht mehr gesehen haben“, erklärte EU-Sozialkommissar Laszlo Andor bei der Vorstellung des EU-Sozialberichts im Jänner. „Auch die soziale Situation hat sich verschlechtert.“
Sozialsysteme erreichen ihrer Grenzen
18,8 Millionen Menschen waren im November in den 17 Ländern der Euro-Zone arbeitslos, meldete Eurostat. Das sind 11,8 Prozent und 0,1 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um mehr als 2,01 Millionen. Die Sozialsysteme würden dabei zunehmend strapaziert, warnte die EU-Kommission.
„Nach einigen Jahren Dauerkrise sind die meisten nationalen Sozialsysteme kaum noch in der Lage, die Einkünfte der Haushalte gegen die Folgen der Krise zu schützen“, stellte Andor fest. Bei zunehmend klammeren Staatskassen seien auch die Mittel etwa für das Arbeitslosengeld immer knapper geworden - mit negativen Folgen für die Portemonnaies der Bürger und damit für den privaten Konsum.
In Griechenland jeder Vierte ohne Job
Sorgen bereiten vor allem die Krisenländer Griechenland und Spanien. Hier war laut Eurostat im November mehr als jeder Vierte ohne Job. Und die Zahlen kletterten rasant: In Griechenland stieg die Quote zwischen September 2011 und September 2012 um 7,1 Prozentpunkte. Aktuellere Zahlen lagen für Griechenland nicht vor.
Im ebenfalls gebeutelten Zypern legte die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres um 4,5 Prozentpunkte auf 14 Prozent im November zu. In Spanien lag der Anstieg bei 3,6 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Länder im Süden der Euro-Zone drohten zunehmend den Anschluss an den Norden zu verlieren, warnte Andor.
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