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Immobilienpreise im Keller

Fünf Jahre nach dem Ende des Baubooms in Spanien hat die Krise erneut einen führenden Immobilienkonzern in Not gebracht. Das hoch verschuldete Unternehmen Reyal Urbis kündigte am Dienstag in einer Mitteilung an die Madrider Börsenaufsicht CNMV die Anmeldung einer Insolvenz an.

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Reyal Urbis verwaltet Wohnungen, Büros, Ladenlokale und unbebaute Flächen in mehr als 20 Städten Spaniens und Portugals und betreibt eine Hotelkette. Es war zuvor mit dem Vorhaben gescheitert, mit den Gläubigern eine Umschuldung für seine Verbindlichkeiten auszuhandeln, die im September 2012 auf 3,6 Milliarden Euro beziffert worden waren. Das Schicksal der Firma liegt nun in den Händen eines Gerichts.

Viele ausständige Hypotheken

Immobilien und Bauland waren Mitte 2012 mit 4,2 Mrd. Euro bewertet worden. Dem standen per Ende September Schulden von 3,6 Mrd. Euro gegenüber. Üblicherweise gilt ein Verschuldungsgrad von mehr als 60 Prozent als Grund zur Sorge. Dem Unternehmen wurde - wie so vielen anderen der Branche - zum Verhängnis, dass die spanischen Häuserpreise seit dem Boomjahr 2007 um 40 Prozent gesunken sind.

Und sie fallen weiter, denn Spanien steckt tief in der Rezession. Viele Familien können ihre Hypotheken nicht mehr bedienen und auch der gewerbliche Mietmarkt mit Laden- und Büroflächen in den Großstädten ist längst kein Selbstläufer mehr. Der Leerstand ist hoch. Die Zahl der Eigentümer, die ihre Hypothek nicht mehr bedienen können, hat sich seit dem Platzen der Immobilienblase 2008 vervielfacht. Seitdem wurden 350.000 Zwangsräumungen angeordnet. Allein in diesem Jahr stieg ihre Zahl Schätzungen zufolge um ein Fünftel.

„Bad Bank“ soll Banken entlasten

Die sich häufenden faulen Kredite im Immobiliensektor belasten die Bankbilanzen. Spanien musste deshalb zur Rettung seiner Geldhäuser bereits 40 Mrd. Euro von den Euro-Partnern leihen. Entlastung soll nun die neu eingerichtete zentrale „Bad Bank“ bringen, bei der die heimischen Geldhäuser ihre Altlasten abladen können, um die Bilanz zu reinigen. Die Last der faulen Kredite wurde im Dezember erstmals seit 17 Monaten geringer. Der Anteil der Darlehen mit hohem Ausfallsrisiko sei im Verhältnis zu sämtlichen Krediten auf 10,44 Prozent gesunken, hieß es kürzlich von der spanischen Zentralbank.

Viele Banken verlieren jedenfalls die Geduld mit ihren Kreditnehmern und ziehen lieber den Stecker, als noch länger stillzuhalten. Reyal Urbis bekam das nun zu spüren. Bereits am Freitag war aus Finanzkreisen verlautet, dass die Gläubiger den Umschuldungsvorschlag der Immobilienfirma ablehnen. Die Frist für eine Einigung läuft am Samstag aus.

Aktie wertlos

Reyal Urbis hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, der Geschäftsbetrieb läuft nach spanischem Insolvenzrecht vorerst weiter. Doch Anleger haben das Unternehmen längst abgeschrieben: Die Reyal-Aktie ist seit 2007 quasi wertlos geworden - sie büßte seither 99 Prozent ein und kostet nur noch rund zehn Cent.

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