Filmadaption des Musical-Hits
„Les Miserables“ ist das erfolgreichste Musical weltweit und wurde in 42 Ländern von 56 Mio. Menschen auf der Bühne gesehen. Auch verfilmt wurde der Stoff, der auf dem Romanklassiker „Die Elenden“ von Victor Hugo basiert, bereits mehrmals. Nun hat sich auch Regisseur Tom Hooper an den historischen Herz-Schmerz-Stoff gewagt und eine Leinwandadaption abgeliefert, die für acht Oscars nominiert wurde.
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Der Unterschied zu früheren Filmen: Hooper hielt sich fast durchgehend an die durchkomponierte Bühnenfassung von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil. Für die deutsche Fassung heißt das, dass der Film bis auf wenige kurze Sprechübergänge untertitelt ist. Dafür hört man aber auch Anne Hathaway, Hugh Jackman und Russell Crowe höchst persönlich singen.
Drama in den Wirren der Revolution
Auch inhaltlich hält sich Hooper streng an das Musical. Jean Valjean (Jackman) führt ein Leben mit dunkler Vergangenheit: Der beliebte, selbstlose Bürgermeister der Stadt Montreuil war vor Jahren ein gesuchter Verbrecher. Als sein Erzfeind Inspektor Javert hinter Valjeans wahre Identität kommt, scheinen seine Tage gezählt. Nur sein Verantwortungsgefühl für die Arbeiterin Fantine (Hathaway) und deren uneheliche Tochter Cosette (als Kind: Isabelle Allen) hindert Valjean daran, sich zu stellen.

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„Ich hab geträumt vor langer Zeit, von einem Leben, das sich lohnte ...“
In den Wirren der Julirevolution und der Barrikadenkämpfe des Jahres 1832 kommt es schließlich zur schicksalhaften Auseinandersetzung der beiden Kontrahenten. Neben dieser Handlung sorgen die Liebesgeschichte zwischen Cosette und dem Revolutionär Marius (Eddie Redmayne) für ganz große Gefühle und die grauslichen Zieheltern Cosettes (Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter als Wirtsehepaar Thenadier) für die nötige Komik.
Jean Valjean gegen Javert, Jackman gegen Crowe
Das Duell zwischen dem Polizisten Javert und dem Ex-Häftling Valjean gewinnt Letzterer nicht nur auf Handlungsebene. Während sich Jackmans umfassende Ausbildung und Bühnenerfahrung im Bereich Musical bezahlt macht, plagt sich Crowe mit so manch schrägem Ton über seine Gesangsparts. Hathaway gilt schon seit Beginn der Dreharbeiten als Aushängeschild der Produktion und nun als haushohe Oscar-Favoritin im Rennen um die beste Nebendarstellerin.

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Valjean (Jackman) verspricht Fantine (Hathaway), sich um ihre Tochter Cosette zu kümmern
Close-ups statt Massenszenen
Anders als in den meisten Musical-Verfilmungen ließ Hooper seine Darsteller sämtliche Lieder nicht im Studio, sondern tatsächlich am Set einsingen. Diese Technik ermöglichte ihm dank der Lippensynchronität, seine Schauspieler im Close-up zu zeigen, während sie singen. Und davon macht er auch ausgiebig Gebrauch. Statt großer Bilder setzt der Regisseur auf lange Close-up-Einstellungen der singenden Hollywood-Stars.
Hinweis
„Les Miserables“ ist ab Freitag in österreichischen Kinos zu sehen.
Wo Bühnenregisseure naturgemäß an die Grenzen ihres Mediums stoßen, sind sie bei Hooper wohl selbst auferlegt. So spart er an Schauplätzen und Massenszenen, die Revolutionshandlungen spielen sich im wesentlichen an einer Straßenecke in Paris ab. Doch die wahre Botschaft des Stoffs sieht der Regisseur ohnehin nicht auf der politischen Ebene. „Geliebt zu haben oder geliebt zu werden, das ist das Wichtigste im Leben,“ zitierte er auf der Berlinale Victor Hugo.
„Schwülstige“ und „künstlich-üppige“ Kinokost
Mit acht Oscar-Nominierungen gilt „Les Miserables“ in jedem Fall als einer der großen Favoriten der heurigen Preisverleihung. Für den besten Film wird es wohl dennoch nicht reichen - nicht zuletzt, weil sich Hollywoods Kritiker in ungewöhnlich deutlichen Worten von der „schwülstigen“ und „künstlich-üppigen“ Kinokost distanzierten.
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