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Ausharren in klirrender Kälte

Russische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben Teile jenes Meteoriten gefunden, dessen Explosion am Freitag im Ural schwere Schäden anrichtete und rund 1.200 Menschen verletzte.

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Nachdem die Behörden die Suche nach Fragmenten am Sonntag eingestellt hatten, verkündeten Mitglieder der russischen Akademie der Wissenschaften am Montag, sie hätten Meteoritenteile gefunden und anhand chemischer Tests nachgewiesen, dass es sich um Gestein aus dem Weltall handelt.

Hauptteil im See vermutet

Demnach untersuchten die Forscher Fragmente, die sie in der Nähe des Tschebarkul-Sees gefunden hatten. Diese hätten „die Zusammensetzung eines Meteoriten“, sagte Akademie-Mitglied Viktor Grochowski laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Sonntagabend. Der Stein habe einen Eisengehalt von schätzungsweise zehn Prozent, außerdem enthalte er Chrysolith und Sulfid. Weil um den See Teile gefunden wurden, müsse sich der Hauptteil des Meteoriten im See befinden, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Wissenschaftler.

Frau kehrt Glasscherben zusammen

APA/EPA/Sergei Ilnitsky

Auch an vielen öffentlichen Gebäuden wie hier einer Sporthalle gab es Schäden

Am Montag veröffentlichte Grochowskis Universität eine entsprechende Mitteilung auf ihrer Website. Darin war ein Foto enthalten, das einen Menschen mit einem porösen schwarzen Steinchen zwischen Daumen und Zeigefinger zeigt. „Dieser Meteorit gehört zur Klasse gewöhnlicher Chondrite“, erklärte die Universität. Das Fundstück werde voraussichtlich „Meteorit von Tschebarkul“ genannt werden.

Grelles Licht und Druckwelle

Als der Meteorit Freitagfrüh über der mehr als eine Million Einwohner zählenden Stadt Tscheljabinsk und der gleichnamigen Region mit einem grellen Blitz und einer Druckwelle explodierte, barsten unter anderem zahlreiche Fensterscheiben. Fast 5.000 Gebäude wurden beschädigt und etwa 1.200 Menschen verletzt. Die meisten erlitten Schnittwunden, gebrochene Knochen oder Gehirnerschütterungen. Es sei ein Zentrum eingerichtet worden, in dem psychologische Hilfe für diejenigen angeboten werde, die von dem Vorfall traumatisiert seien, teilten die Behörden mit.

Karte von Russland

APA/ORF.at

Die vom Meteoritenschauer besonders stark betroffene Region Tscheljabinsk

Aufräumen in klirrender Kälte

Seit dem Wochenende laufen großangelegte Aufräumarbeiten in der Region. Über 20.000 Helfer seien im Einsatz, um Schäden zu beseitigen, teilte das Katastrophenschutzministerium am Wochenende mit. Angesichts der klirrenden Kälte versuchen die Bewohner vor allem, die zerborstenen Fenster zumindest behelfsmäßig abzudichten. Vielfach sind Heizungen ausgefallen, da die Gasversorgung unterbrochen wurde. Am Samstag hatte Katastrophenschutzminister Wladimir Puschkow Tscheljabinsk besucht. Die Helfer prüften unter anderem die Statik von Gebäuden, sagte er. „Sehr vorsichtig“ solle die Gasversorgung wieder in Betrieb genommen werden.

Die Explosion gilt als einer der einschneidendsten kosmischen Vorfälle in Russland seit dem Tunguska-Ereignis im Jahr 1908. Damals wurde Sibirien von einer heftigen Explosion erschüttert, die Wissenschaftler auf einen Asteroiden oder Kometen zurückführten. Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde NASA gehen davon aus, dass die in der Atmosphäre freigesetzte Energie der Meteoritenexplosion vom Freitag etwa 30-mal höher war als die Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima.

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