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Von Bad Vöslau nach Malmö

Drei Monate vor dem Eurovision Song Contest hat Österreich seine Kandidatin für den Musikwettbewerb in Malmö gefunden: Natalia Kelly mit dem Song „Shine“. In einer Liveshow hatten sich fünf heimische Acts dem TV-Publikum und einer internationalen Jury präsentiert.

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Kelly wartete mit mächtiger Stimme auf und war nach der Entscheidung zu Tränen gerührt. Die jüngste Kandidatin der heurigen Auswahlshow wurde in den USA geboren und hatte wohl den meisten Stress im vergangenen Monat - sie geht noch zur Schule. Der Vorteil: Die Zahl ihrer Fans ist hoch, und neben ihrer gesamten Klasse unterstützte auch der Bürgermeister ihrer Heimatgemeinde Bad Vöslau die Schülerin im TV-Studio.

Song-Contest-Kandidatin Natália Kelly jubelnd

ORF/Milenko Badzic

Große Freude bei Siegerin Natalia nach der Show

„Im Moment habe ich gerade gar nichts in meinem Kopf. Ich bin einfach überwältigt von dieser Situation, und es ist irrsinnig schön“, sagte Kelly nach ihrem Sieg unter Tränen. „Ich genieße es derweil, so viel ich kann. Der Abend kann einfach nicht besser werden.“

Ihre Siegernummer „Shine“, an der sie auch selbst mitgeschrieben hat, ist im R’n’B-Bereich angesiedelt und handelt, so erklärte sie im Vorfeld, vom Glauben an sich selbst und vom wieder Aufstehen nach Niederlagen, etwa „wenn der Freund Schluss macht“, so die Optimistin. Außerdem: „Wenn ich die sechste Klasse nicht wiederholen hätte müssen, wäre ich jetzt im Maturajahr und könnte nicht hier stehen.“ Dass der Song gute Chancen haben könnte, orakelte Moderator Andy Knoll direkt nach der Performance Natalias: „Du hast die Geheimwaffe angewendet - die Windmaschine“.

Positive Texte, harmonische Inhalte

Vergangenes Jahr wurde Österreich beim Song Contest in Baku (Aserbaidschan) von den Ruralrappern Trackshittaz vertreten, deren Landdiscohymne „Woki mit deim Popo“ schon im Halbfinale ausschied. Ähnlich exotische Spaßkandidaten fanden sich heuer nicht auf der Kandidatenliste: Gegen Kelly traten die Soulsängerin Yela, die beiden Sänger Elija und Falco Luneau sowie die Elektroband The Bandaloop an. So unterschiedlich die Acts musikalisch auch waren - eines hatten alle gemeinsam: positive Texte, harmonische Inhalte.

Song-Contest-Kandidaten

ORF/Milenko Badzic

Fünf Acts stellten sich Jury und Publikum - die jüngste Kandidaten, Natalia Kelly, konnte sich durchsetzen

Der Mann mit der Wollhaube

Haubenträger Falco Luneau wollte mit der Startnummer eins und seinem Song „Rise Above the Night“ „eine Art Statement“ setzen: „Liebe das Leben und habe den Mut zu träumen. Eine fiktive Beschreibung über den Ausbruch in eine höhere Ekstase.“ Luneau beschreibt sich selbst als Einzelgänger, der seine Musik nützt, um seine Gefühle auszudrücken und über sein Leben zu singen.

Auf seinen ersten Song, den Siegertitel von 1980 - „What’s Another Year“ von Johnny Logan - wurde der 28-Jährige Vorarlberger mit Starmania-Erfahrung von seiner Mutter gebracht, er änderte ihn leicht ab und präsentierte ihn mit deutscher Schlussstrophe in der ersten Runde der Show.

Auch sein Versprechen, bei einem Sieg auf Skiern durch die Kärntner Straße zu laufen (bei 10.000 „Gefällt mir“-Bekundungen auf Facebook in Boxershorts) hat nicht gefruchtet - Falco landete auf Platz drei.

Eine Wienerin in New York

Mit Startnummer zwei ging eine Auslandsösterreicherin ins Rennen. Die Soulsängerin Yela lebt schon seit einiger Zeit in New York, wo sie am Berklee College of Music studierte. Yela hat sich als Einstiegssong „Love Shine A Light“ von Katrina & The Waves ausgesucht. „Man wird die Nummer noch erkennen“, versicherte die Sängerin und versprach nicht zu viel.

Mit „Feels Like Home“, bei dem sie mit kraftvoller Stimme Heimatgefühle und Erinnerungen an „einen Sommertag“, „vorbeiziehende Wolken“, „Kindheit“ und „Geburtstagsfeiern“ evozieren wollte, ging die 31-Jährige dann ins Rennen um den Song-Contest-Antritt. Auch der Auftritt, den Yela auf einer Couch absolvierte, habe sich angefühlt „wie zu Hause“, so die Frohnatur. Dorthin darf sie jetzt auch wieder zurückkehren - ihre Performance sicherte ihr zwar die höchste Punktezahl der Jury, das Publikum meinte es aber weniger gut und verwies sie auf den zweiten Platz.

Dennoch ließ sich Yela den Abend nicht verderben: „Ich darf ein Album machen, habe ein Team hinter mir und wahnsinnige Musiker kennengelernt - nur durch diesen Song-Contest-Vorentscheid. Ich gehe also total positiv in die Zukunft,“ so die Soulsängerin: „Es hat sich tausendmal für mich ausgezahlt.“

Song-Contest-Fan Elija wünschte sich ein Zeichen

Kandidat Nummer drei, Elija, war 2009 bereits beim „Austrian Newcomer Award“ erfolgreich und präsentierte mit „Euphoria“ als erste Nummer den Siegertitel der Schwedin Loreen aus dem Vorjahr - ohne dabei den markanten Tanz der Sängerin nachzuahmen. Der 21-jährige Rocker outete sich als Song-Contest-Fan und wollte mit seinem selbst komponierten „Give Me a Sign“ nach Malmö. 120 Mio. Zuschauer könne er sich gar nicht vorstellen - „das sind unpackbar viele Leute“.

Der Text für seine Lieder komme ihm immer „in besonderen, emotionalen Momenten“ - so auch der für „Give Me a Sign“. Auf ein Zeichen vom Publikum wartete er jedoch vergebens - zumindest auf ein positives, auch Elija musste sich der starken Stimme von Kelly geschlagen geben und landete mit nur 16 Punkten auf dem vorletzten Platz.

Ein Waterloo mit „Waterloo“

Als „echte Schwedenbomben“ kündigte Knoll dann den letzten Act und die einzige Gruppe im Aufgebot an: The Bandaloop. Bei ihrem Song „Back to Fantasy“ geht es nach Angaben der Band - wie in allen anderen Beiträgen des Abends - um „positive Stimmung“. The Bandaloop setzt dabei auf Elektro und härteren Synthesizer. Der 27-jährige Mike Blitz, der 32-jährige Justin Case und die 34-jährige Barca Baxant sind im Grenzbereich von Performance, Tanz und Elektropop angesiedelt und legten einen Partysong vor, der auf gute Stimmung setzt.

Zuvor präsentierte die Gruppe eine Coverversion von ABBAs „Waterloo“. „Das war einfach die drivigste Nummer“, begründete Bandmitglied Justin Case die Wahl. ABBA wäre begeistert, schätzte die Band nach ihrem Auftritt, mit dem sie den Song „in eine neue Generation“ bringen wollte. Für einen Sieg reichte es trotzdem nicht - und „Waterloo“ wurde zum Waterloo für The Bandaloop, die auf dem letzten Platz landeten.

Die Punkteverteilung von Jury und Publikum

Jury Publikum Gesamt
Natalia Kelly 32 38 70
Yela 34 16 50
Falco Luneau 24 25 49
Elija 6 10 16
The Bandaloop 4 11 15

Für die Auswahl der fünf Künstler zeichnete diesmal wesentlich Musikproduzent Thomas Rabitsch verantwortlich, der im Auftrag des ORF die heimische Musikszene nach möglichen Kandidaten durchforstet hatte. Die konkrete Festlegung auf die fünf Musiker und Musikgruppen trafen Rabitsch und die ORF-Redaktion dann gemeinsam.

Der Fahrplan zum Song Contest

14. Mai: 1. Halbfinale

16. Mai: 2. Halbfinale

18. Mai: Finale

ORF eins überträgt jeweils ab 21.00 Uhr live aus Malmö.

In der Liveshow entschieden dann je zur Hälfte das Publikum und eine Fachjury, bestehend aus Marija Serifovic (Gewinnerin des Song Contests 2007 aus Serbien), Shay Byrne (Radiomoderator aus Irland), Gerd Gebhardt (Echo-Preis-Mitbegründer aus Deutschland), Luke Fisher (Betreiber der Song-Contest-Website Escxtra.com aus Großbritannien) und Anton Zetterholm (Musicalstar aus Schweden).

„We are one“ in Malmö

Der weitere Fahrplan für Kelly ist nach der Entscheidung vom Freitag jedenfalls festgezurrt: Sie wird am 14. Mai im ersten Halbfinale des Song Contests, der heuer unter dem Motto „We are one“ steht, gegen 15 weitere Nationen antreten, um eines der zehn Tickets fürs Finale am 18. Mai zu ergattern. Nicht durch diese Prozedur der Halbfinale müssen lediglich die fünf großen Nationen Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien sowie das Gastgeberland Schweden. Insgesamt werden heuer somit 39 Nationen um den Gewinn beim Song Contest rangeln.

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