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Kriminelle Wortspielereien

Das undurchsichtige Dickicht aus gegenseitigen Schuldzuweisungen im EU-Fleischskandal beginnt sich zu lichten. Zum Unterschied von allen anfänglichen Anschuldigungen dürfte die Schuld demnach nicht bei rumänischen Schlachthöfen liegen, sondern bei den französischen Zulieferern und ihren kriminellen Partnern mit Hang zu zynischen Wortspielen.

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Die französische Firma Spanghero, die im Zentrum des Pferdefleischskandals steht, hatte einem Zeitungsbericht zufolge noch Anfang Jänner 42 Tonnen Pferdefleisch von einem zypriotischen Händler gekauft. Die Zeitung „Le Parisien“ veröffentlichte am Donnerstag das Faksimile einer solchen Rechnung, nachdem Spanghero bisher immer versichert hatte, nicht mit Pferdefleisch gearbeitet zu haben. Die Firma widersprach dem Bericht.

„Nie Rechnungen über Pferdefleisch erhalten“

Die Zeitung meldete, sie habe drei Rechnungen bei den rumänischen Behörden einsehen können, die den Verdacht auf die Firma Spanghero in Südwestfrankreich sowie auf den zypriotischen Zwischenhändler Draap Trading Limited lenkten. Diesen Rechnungen zufolge habe die französische Firma 42 Tonnen Pferdefleischschlachtreste wie Muskelbänder und Fett am 4., 9. und 12. Jänner erhalten. Ein Vertreter von Spanghero versicherte am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP: „Wir haben nie Rechnungen über Pferdefleisch erhalten.“

Er habe keine Erklärung für den Bericht von „Le Parisien“, so der Sprecher von Spanghero. Alle betroffenen Rechnungen seien der Antibetrugsbehörde übergeben worden, Ergebnisse der Untersuchungen würden am Nachmittag erwartet. Die Firma hatte bereits am 11. Februar eine Erklärung veröffentlicht, der zufolge sie „keine Geschäftstätigkeit zum Kauf, Wiederverkauf oder der Verarbeitung von Produkten auf der Basis von Pferdefleisch“ habe.

Paris entzieht Spanghero Genehmigung

Für die französische Regierung ist der Fall jedoch offenbar klar. Die Firma habe gewusst, dass sie Pferdefleisch als Rindfleisch verkaufte, teilte Verbraucherminister Benoit Hamon am Donnerstag mit. Spanghero habe sich eines „Wirtschaftsbetruges“ schuldig gemacht und werde zur Verantwortung gezogen. Der Firma wurde mit sofortiger Wirkung die Zulassung zur Fleischverarbeitung entzogen, wie Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll hinzufügte. Nach weiteren Untersuchungen in der Firma werde entschieden, ob die Betriebserlaubnis endgültig entzogen werde.

Pferd verkehrt

Die französische Firma Comigel in Metz hatte europaweit zahlreiche Fertigprodukte geliefert. Das Unternehmen weist aber jede Schuld zurück. Es hatte das Fleisch von Spanghero bezogen. Das Pferdefleisch stammt laut französischen Behörden aus Rumänien und kam über zypriotische beziehungsweise niederländische Zwischenhändler nach Frankreich. Bisher konnte noch nicht geklärt werden, wo das Fleisch umdeklariert wurde.

Mehrere Medien berichteten, dass der Chef von Draap Trading, Jan Fasen, im Jänner 2012 zu einem Jahr Haft, davon drei Monate auf Bewährung, verurteilt worden sei. Der Grund sei gewesen, dass er südamerikanisches Pferdefleisch als Halal-Rindfleisch verkauft habe. Dieses Fleisch soll in Frankreich verkauft worden sein. Fasen, der seine Firma angeblich aus Antwerpen leitet, hat jedenfalls einen eigentümlichen Humor: Dreht man „Draap“ um, bekommt man „Paard“. Das bedeutet „Pferd“ auf Niederländisch.

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