Themenüberblick

„Schieszler sprach von Lösung“

In mitunter schwer verständlichem Deutsch hat der gebürtige Italiener und ehemalige Finanzvorstand der Telekom Austria, Stefano Colombo, am Montag vor Gericht seine Sicht der Kursaffäre der Telekom Austria (TA) geschildert.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vom mitangeklagten Broker Johann Wanovits und einem allfälligen Gegengeschäft mit der TA - als Entlohnung dafür, dass Wanovits den Kurs der TA-Aktie angehoben hatte - wisse er nichts. Als der TA-Aktienkurs im Februar 2004 in letzter Minute gestiegen sei und damit das Mitarbeiteroptionenprogramm ausgelöst habe, habe er sich eigentlich nichts dabei gedacht.

Der nun als potenzieller Kronzeuge agierende Gernot Schieszler sei zwar im Vorfeld zu ihm gekommen und habe gesagt, es gebe eine „Lösung“ für die Probleme der TA. Er habe aber gar nicht wissen wollen, was Schieszler da als „Lösung“ anbiete, meinte Colombo heute. Tatsächlich habe er damals wohl angenommen, ein Investor könnte „in Erwartung“ auf ein Geschäft mit der TA Aktien gekauft haben.

Kurspflege verteidigt

Zuvor gab es längere Ausführungen des Angeklagten, was er unter rechtmäßiger Kurspflege verstehe. So halte er es für kein Problem, Investoren zu suchen, die in den entscheidenden Tagen für die TA dann Aktienkäufe durchführten - ohne konkret vereinbarte Gegenleistung, aber mit gewissen „Erwartungen“. Eine dieser Erwartungen könnte sein, dass der TA-Kurs steigt, weil gute Ergebnisse bevorstehen und der Vorstand diese den Investoren andeutet.

Richter Michael Tolstiuk hakte nach: „Ist das nicht Insiderwissen?“ „Nein“, konterte Colombo, man verrate ja nicht die konkreten Ergebnisse. Eine andere „Erwartung“ könnte sein, dass der jeweilige Investor später ein Geschäft mit der TA machen könnte - „aber natürlich zu Marktkonditionen“, fügte Colombo hinzu. Etwas Unrechtmäßiges sehe er darin nicht.

In Widersprüche verstrickt

In Italien habe er auch schon beobachtet, dass ein Investor für einen Aktienkauf vom betreffenden Unternehmen bezahlt worden sei, schilderte Colombo. Bei der Telekom Austria sei ihm das aber nicht untergekommen.

Auch bedingt durch seine ausschweifenden Erklärungsversuche verwickelte sich der Angeklagte oft in Widersprüche. Staatsanwalt Hannes Wandl hielt ihm sein Vernehmungsprotokoll vor, wonach er damals im entscheidenden Kurszeitraum kein Drücken des Kurses gegen Börsenschluss beobachtet habe. Am Montag sagte Colombo genau das Gegenteil aus. Er sei bei der Einvernahme eben zum ersten Mal beim Staatsanwalt gewesen, versuchte er den Widerspruch zu seiner damaligen Aussage mit Nervosität zu erklären.

Link: