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Andere Erklärungen versucht

Der ehemalige Generaldirektor der Telekom Austria (TA), Heinz Sundt, will von den Kursmanipulationen im Februar 2004 nichts gewusst haben, zur Aufklärung hat er aber auch nicht unbedingt beigetragen. So wurde erst durch Medienberichte bekannt, dass die kursstützenden Maßnahmen von der Euro Invest Bank AG um deren Vorstand Johann Wanovits veranlasst wurden.

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Sollte es zu einer Manipulation des Kurses gekommen sein, solle das Geld zurückgezahlt werden, meinte Sundt damals in einem Interview. Obwohl Wanovits bereits die Kursbeeinflussung zugegeben hatte, hat Sundt aber seinen rund 360.000 Euro schweren Bonus (brutto) bis heute nicht rücküberwiesen.

In einem Interview mit der „Presse“ Anfang März 2004 meinte Sundt: „Ich schließe kategorisch aus, dass die Telekom Austria selbst Kursmanipulationen unternommen hat oder jemanden damit beauftragt hat.“ Der damalige TA-Boss führte damals die außergewöhnliche Kurssteigerung hauptsächlich auf verstärkte Kauf-Orders im Vorfeld der Neugewichtung der TA-Aktie im MSCI-Index zurück.

Auch FMA schloss TA-Intervention aus

Auch die Euro Invest mauerte anfangs. Medienanfragen, ob sie hinter den Kursstützungen stehe, blieben unbeantwortet. Schweigsam gab sich damals auch die Finanzmarktaufsicht (FMA), sie verwies auf ein laufendes Verfahren. Dass der TA-Vorstand hinter den Marktinterventionen stehen könnte, hatte die FMA damals öffentlich ausgeschlossen: Nach geltender Rechtslage sei der Vorwurf der Kursmanipulation nicht aufrechtzuerhalten. Aus der TA hieß es zu Vorwürfen der Kursmanipulation offiziell: „Die Telekom Austria ist nicht Gegenstand der Ermittlungen, daher sagen wir dazu nichts.“

Wiener Börse forderte Aufklärung

Auch drei Monate nach dem Kurssprung konnte die TA - trotz intensiver medialer Berichterstattung - keine verdächtigen Vorgänge entdecken. Der Vorstand habe vor der Hauptversammlung des börsennotierten Unternehmens „einstimmig ausgeschlossen, dass die Kauforder aus dem Haus der TA gekommen ist“. Auch auf Analystenseite gab man sich unkritisch. „Falls der gestrige Endspurt dazu beigetragen hat, dass die TA-Mitarbeiter ihre Optionen ausüben können, dann war das eine gute Sache“, meinte etwa ein Analyst der Erste Bank.

Etwas argwöhnischer war da schon die Wiener Börse. Sie meinte damals, dass die Vorwürfe „raschest“ geklärt werden müssten. Würde das nicht sehr schnell erfolgen, „könnte das Ansehen der Wiener Börse und die Qualität des Marktes Schaden nehmen“, sagte Börse-Vorstand Stefan Zapotocky damals. Aber weder er noch die FMA nannten damals den Käufer der Aktien.

Wanovits: Ich darf nichts dazu sagen

Erst vier Monate nach der ersten Erwähnung der Euro Invest in Medienberichten bestätigte diese, dass sie der ominöse Käufer war, der letztlich den Kurs so hochtrieb, dass das TA-Management in die Gunst des rund zehn Millionen Euro schweren Optionenprogrammes kam. Details wurden aber auch damals nicht bekanntgegeben. „Ich darf nichts dazu sagen. Unser Geschäft besteht aus Diskretion, das ist im Bankgeheimnis verankert. Wenn ich mich nicht daran halte, begebe ich mich in des Teufels Küche“, so Wanovits damals.

Diese Schweigsamkeit hat er inzwischen aufgegeben, er sieht aber in seinem Verhalten keine Straftat. Er habe lediglich einen feindlichen Angriff Dritter auf den TA-Kurs abgewendet, versicherte er im Vorjahr vor Journalisten. Dass er dafür Geld in einem Plastiksackerl auf dem Wiener Naschmarkt entgegengenommen habe, sei aber zugegeben eine schlechte Optik.

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