Bunt geht es aufwärts
Wirtschaftsprognosen in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise der vergangenen Jahre gleichen häufig dem Kaffeesudlesen. Insofern ist es vielleicht gleich sinnvoller, sich eher unkonventionellen Formen der Vorhersage zuzuwenden. In Großbritannien gelten nun farbige Männerunterhosen als Lichtblick am Konjunkturhimmel. Und es ist nicht das erste Mal das Herrenslips als Krisenindikator herhalten müssen.
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Die britische Zeitung „Daily Mail“ berichtet, Experten der Unterwäsche-Website Deadgoodundies.com hätten seit 2007 das Konsumverhalten genau unter die Lupe genommen. Demnach griffen Männer, wenn es mit der Wirtschaft bergauf geht, eher zu bunten und „frivolen“ Modellen - als Zeichen, dass man sich wieder etwas leisten wolle.
Und genau das sei derzeit in Großbritannien wieder der Fall, der Aufschwung könne als nicht mehr so lange auf sich warten lassen. In Krisenzeiten sei hingegen Weiß, Schwarz und Grau angesagt, Unterhosen würden da eher nur unter praktischen Gesichtspunkten gesehen.
Auch Greenspan schwört auf die Unterhose
Ganz neu ist die These an sich freilich nicht: Sie wird bereits in der 2007 erschienenen Autobiografie „The Age of Turbulences“ („Mein Leben für die Wirtschaft“) des ehemaligen Chefs der US-Notenbank, Alan Greenspan, in etwas anderer Form ausgeführt.
Demnach brauche man sich nur die Verkaufszahlen von Männerunterhosen anzusehen, um zu wissen, wie es um die Wirtschaft bestellt sei. Laut Greenspan ist bereits ein geringfügiger Rückgang ein sicheres Zeichen dafür, dass die Krise bei den Menschen angekommen sei.
Absatz eigentlich stabil
2008 griff der Journalist Robert Krulwich die Theorie wieder auf: „Wenn man sich die Verkaufszahlen von Männerunterwäsche ansieht, dann lassen sie sich am besten als flache Linie abbilden, die sich kaum ändert.“ Wenn die Kurve nach unten gehe, „dann zu Zeiten, wenn Männer finanziell so sehr in der Klemme stecken, dass sie sich nicht einmal mehr neue Unterhosen kaufen können“, so Krulwich damals. Tatsächlich hieß es 2009, also mitten in der Wirtschaftskrise, laut Marketingunternehmen Mintel, dass der Unterhosenabsatz in den USA stark einbrechen werde.
„Männerunterwäsche ist vielleicht das krisensicherste Produkt in der Bekleidungsindustrie“, zitierte die Onlinezeitung Huffington Post den Sprecher der Wäschefirma Hanesbrands, Matt Hall. Während Damen- und Kinderbekleidung stark von Modeströmungen, Jahreszeiten und Einkommen abhängig seien, würden Männerunterhosen immer gekauft.
Lebensdauer wird verlängert
Und genau hier setzt Greenspans Theorie an. Er geht davon aus, dass die wenigsten gänzlich auf Unterhosen verzichten werden. Es kann also nur die Lebensdauer einer Hose verlängert werden. Aber wie Krulwich gegenüber dem Radiosender NPR erklärte, tragen Männer ihre Unterwäsche meist sowieso, bis sie völlig abgenutzt ist. Geht der Verkauf trotzdem zurück, dann hat die Rezession bereits mit voller Härte zugeschlagen.
„Wenn hier die Zahlen nach unten gehen, dann liegt es an der wirtschaftlichen Situation“, bestätigte Hall. Er geht aber davon aus, dass sich der Verkauf rasch wieder einpendeln wird. Denn auch er ist sich sicher: Gänzlich auf Unterhosen verzichten werden die Männer selbst in der schlimmsten Rezession nicht.
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