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Mehr Produktionsjobs in den USA

Jahrzehntelang haben US-Firmen ihre Produktionsstätten ins Ausland verlagert, seit einiger Zeit zeichnet sich eine Trendumkehr ab. Prominentestes Beispiel ist der IT-Konzern Apple, der ab 2013 wieder einen Computer in den USA bauen will - nicht zuletzt als Versuch, das eigene Image aufzupolieren. Doch „Made in USA“ ist auch gefragt.

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Apple wolle eine Modellreihe seiner Macintosh-Computer (iMac) ausschließlich in den USA bauen, kündigte Apple-Chef Tim Cook Anfang Dezember gegenüber „BusinessWeek“ an. Der Hersteller will dazu mehr als 100 Mio. Dollar (77,1 Mio. Euro) investieren.

„Wir werden unser Geld investieren“

Neben der Endmontage sollen mehrere Schritte der Produktion in die USA verlagert werden. „Das bedeutet nicht, dass Apple das alles selbst machen wird, aber wir werden mit Leuten zusammenarbeiten, und wir werden unser Geld investieren“, so Cook. Zuletzt sorgte Cook wie auch der verstorbene Apple-Mitbegründer Steve Jobs mit Aussagen, dass in den USA das nötige Know-how fehle, für Aufsehen.

Gegenüber dem TV-Sender NBC sagte Cook, dass Apple sich seit Jahren bemühe, mehr in den USA zu produzieren. „Es gibt mit der verarbeitenden Industrie verbundene Fähigkeiten, die aus den USA verschwunden sind.“ Apples Plan sei Teil von „konzertierten Bemühungen“, die verarbeitende Industrie in den USA wieder zu stärken. In den letzten Wochen sind bereits einige iMacs mit der Aufschrift „Made in USA“ aufgetaucht.

Auf Wunsch der Konsumenten

Ebenfalls in „BusinessWeek“ bestätigte der weltgrößte Auftragsfertiger Foxconn Anfang Dezember die seit einiger Zeit kursierenden Gerüchte, mehr in den USA produzieren zu wollen - die Konsumenten würden das verlangen, so das Argument des Foxconn-Sprechers. Details und konkrete Pläne - etwa welche Auftraggeber, zum Beispiel Apple, das betrifft - wollte der Sprecher nicht sagen.

Foxconn produziert für Apple, aber auch den Computerbauer Hewlett-Packard sowie zahlreiche andere große IT-Firmen. Der Hersteller hat weltweit 1,6 Millionen Arbeiter, den Großteil davon in China. Laut Sprecher werden bereits jetzt in Foxconn-Fabriken in Kalifornien und Texas Geräte wie Server zusammengebaut.

Gut für das Image und die Kosten

In den letzten Jahren stand gerade Apple wegen der Arbeitsbedingungen bei Foxconn in der Kritik. Selbstmorde, Explosionen mit Toten und Verletzten und gewalttätige Proteste der Arbeiter machten weltweit Schlagzeilen. Entsprechend werten Beobachter den Schritt Apples vor allem als Versuch, das eigene Image zu verbessern. Sie sehen darin aber auch nur ein Feigenblatt, weil Apple deutlich mehr iPhones als Computer verkauft und damit produzieren lässt.

„Made in USA“

Die US-Handelsbehörde FTC hat ganz genaue Regeln, welche Produkte die Bezeichnung „Made in USA“ tragen dürfen. Es reicht nicht, ein Produkt in den USA zusammenzuschrauben, es müssen auch Teile davon in den USA produziert werden.

Allerdings hat die Entscheidung auch handfeste wirtschaftliche Hintergründe: Denn gerade größere Produkte aus China in die USA zu transportieren ist teurer geworden. Zudem sind auch die Löhne in China nicht mehr niedrig wie etwa noch im Jahr 2000, während die Gehälter in den USA bereinigt durch die Inflation auf dem Stand vom Jahr 2000 sind, so das „Wall Street Journal“. Laut „The Atlantic“ wurden seit 2009 in den USA 500.000 neue Jobs in Fabriken geschaffen - Millionen gingen davor allerdings durch die Wirtschaftskrise und Auslagerung (Outsourcing) verloren.

Versteckte Kosten des Outsourcings

Laut US-Herstellern sind die Arbeiter in den USA produktiver, sie können zudem den gesamten Produktionsprozess besser kontrollieren und nötigenfalls adaptieren - gerade bei empfindlichen Bauteilen. Apple etwa bezieht die Chips für iPhone und iPad aus den USA, so Cook gegenüber „BusinessWeek“, das Glas komme aus Kentucky. Es gebe zudem viele versteckte Kosten beim Outsourcing in andere Staaten, wie etwa die Sprachbarriere zwischen US-Ingenieuren und chinesischen Fabriksmanangern und die Kosten für die Flüge, so „The Atlantic“.

Nicht nur große Firmen wie Apple, General Electric oder auch Autohersteller setzen auf „Made in USA“, vor allem viele kleinere Hersteller sind damit erfolgreich, nicht zuletzt im Ausland. Gegenüber dem Magazin „Inc.“ sagte der Chef des US-Leuchtenherstellers Lumitec, dass die Kunden besonders positiv darauf reagieren, wenn sie hören, dass die Lumitec-Produkte in den USA hergestellt wurden. Mittlerweile kursieren im Netz Initiativen und Listen mit Herstellern, die nur in den USA produzieren.

Chinesen bevorzugen US-Waren

Sogar in China zieht das Label „Made in USA“: Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) sind 60 Prozent der Chinesen bereit, für Produkte aus den USA mehr zu zahlen als für solche „Made in China“ - genauso wie 80 Prozent der US-Amerikaner. Die Hälfte der befragten Chinesen ziehen zudem Produkte aus den USA gleichwertigen und gleich teuren Produkten aus China vor. Die Befragten hielten US-Produkte für hochwertiger und qualitätsvoller.

Auch der US-Patriotismus spielt, neben dem guten Gewissen, womöglich nachhaltiger gekauft zu haben, bei der Entscheidung eine große Rolle: Neun von zehn befragten US-Bürgern gaben an, dass die Sicherung von Jobs in den USA eine Rolle bei der Entscheidung für „Made in USA“ spiele. Allerdings zieht das Merkmal nicht überall: In der BCG-Studie gaben die ebenfalls befragten Franzosen an, dass französische Produkte ihnen mehr wert sind als solche aus den USA, während zwei Drittel der befragten Deutschen für deutsche Produkte mehr zahlen würden.

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