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Die Affäre um Schavans Doktorarbeit

Über Monate zog sich die Affäre hin, am Dienstag hat der Rat der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf entschieden: Die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) verliert ihren Doktortitel, weil in ihrer Dissertation „in bedeutendem Umfang nicht gekennzeichnete wörtliche Übernahmen fremder Texte zu finden“ seien. Im Folgenden ein Überblick:

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16. Jänner 2012: Die Urheber der Enthüllungsplattform VroniPlag, die unter anderem Plagiate in der Arbeit der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin nachwiesen, legen eine Website zu Schavans vor 30 Jahren verfasster Doktorarbeit „Person und Gewissen“ an. Sie entscheiden sich jedoch dagegen, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil die gefundenen Textstellen das nicht rechtfertigten.

2. Mai: Ein anonymes Mitglied des VroniPlag-Netzwerks, das sich „Robert Schmidt“ nennt, veröffentlicht die Vorwürfe gegen die CDU-Politikerin auf einer Website namens Schavanplag. Schavan versichert, die Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen“ angefertigt zu haben. Auf ihre Bitte beginnt der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät ein Prüfverfahren.

9. Oktober: „Robert Schmidt“ gibt bekannt, er habe die Suche nach Fehlern in Schavans Arbeit abgeschlossen. Insgesamt kritisiert er nun 92 Stellen in der mehr als 350 Seiten umfassenden Doktorarbeit.

14./15. Oktober: Der „Spiegel“ zitiert aus einem vertraulichen Gutachten des Vorsitzenden des Promotionsausschusses. Laut dem Bericht wirft der Religionswissenschaftler Stefan Rohrbacher darin Schavan eine „leitende Täuschungsabsicht“ vor. Schavan erfährt von der Existenz des Gutachtens erst durch einen Journalisten des Magazins. In der „Süddeutschen Zeitung“ weist sie die Unterstellung einer Täuschungsabsicht „entschieden zurück“. Sie räumt ein, sie habe „hier und da noch sorgfältiger formulieren können“.

16./17. Oktober: Wegen des Durchsickerns des Gutachtens hat die Universität Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. Unirektor Michael Piper kündigt an, die Universität werde von nun an keine Informationen zum Verfahrensstand mehr geben. Ranghohe Wissenschaftsfunktionäre kritisieren schwere Verfahrensfehler der Uni und fordern das Einholen eines externen Gutachtens. Schavans Doktorvater Gerhard Wehle verteidigt die Doktorarbeit als „in sich stimmig“.

21. Dezember: Erneut gelangen Informationen aus den Unigremien an die Öffentlichkeit. Der „Spiegel“ berichtet, dass die Promotionskommission geschlossen hinter einem Aberkennungsverfahren stehe.

16. Jänner 2013: Ein externer Gutachter stärkt der Uni den Rücken. Der Bonner Wissenschaftsrechtler Klaus Gärditz kommt zu dem Ergebnis, dass keine „rechtlich relevanten Verfahrensfehler“ festzustellen seien.

22. Jänner: Eine große Mehrheit des Fakultätsrats folgt der Empfehlung der Promotionskommission und votiert für die Einleitung des Verfahrens zur Aberkennung des Doktortitels.

30. Jänner: Schavan räumt in einem Interview mögliche „Flüchtigkeitsfehler“ in ihrer Arbeit ein, weist Vorwürfe des Plagiats oder der Täuschung aber erneut energisch zurück.

3. Februar: Kurz vor einer erneuten Sitzung taucht nach Medienberichten ein Heft mit Zitierregeln für Studenten auf, das Schavans Doktorvater 1978 am Institut herausgab. In der bisherigen Debatte war als Argument gegen einen Entzug des Doktortitels auch angeführt worden, dass in den 80er Jahren die Vorgaben des korrekten wissenschaftlichen Zitierens noch nicht so konkret gefasst waren.

5. Februar: Der Fakultätsrat beschließt die Aberkennung des Doktortitels.

9. Februar: Schavan tritt als Bildungsministerin zurück.

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